Noch bevor das Virus die erste Person im Kanton Solothurn infizierte, liefen die Drähte bei Gina Vögeli heiss. "Zu Beginn, als niemand wusste, womit wir es zu tun haben, wollten alle mit den Kantonsärzten sprechen", erinnert sich die stellvertretende Leiterin Administration. Besonders nach der Beschränkung von Veranstaltungen auf 100 Personen häuften sich die Anrufe - und bei Gina Vögeli die Überstunden. Inzwischen hat sich die Situation aber beruhigt: "Dank dem 'Contact Tracing Team' und der Hotline kann ich mich heute grösstenteils wieder dem Tagesgeschäft widmen". Wie ihr Tagegeschäft aussieht, weiss Simone Zahno eigentlich gar nicht so genau. Anfangs März wurde sie als Sachbearbeiterin in der Fachstelle Integration eingestellt, aber das Coronavirus unterbricht bereits nach zwei Wochen ihre Einarbeitungszeit. Jetzt unterstützt sie das Gesundheitsamt. "Ich koordiniere die Verteilung der Schutzmaterialien zwischen den Gesundheitsanbietern, die sie bei uns bestellen, und dem Zivilschutz, der sie dann verteilt", erklärt Zahno. Ausserdem ist sie Teil des 'Contact Tracing Teams'. Was ist das? "Wir halten den Kontakt mit infizierten Personen und ihren engsten Kontakten. So können wir den Überblick über die Ausbreitung behalten". Das sei jetzt umso wichtiger, da der Bundesrat die ersten Lockerungen der Massnahmen beschlossen habe. "Bis jetzt habe ich nur positive Erfahrungen gehabt. Die Leute sind hilfsbereit und gehen verantwortungsvoll mit den Quarantänemassnahmen um". Ein Stockwerk unter Simone Zahnos Büro kann Alexander Hofer die Wirksamkeit der Massnahmen an seinem Bildschirm mitverfolgen. Auf einem Laptop tippt der 23-jährige Student ein paar Zeilen Code in eine schwarze Konsole ein. Dann drückt er die Enter-Taste und auf dem Bildschirm erscheint ein Diagramm, das die inzwischen bekannte Form einer abflachenden Kurve hat. "Das sind die Neuansteckungen mit dem Coronavirus im Kanton Solothurn", erklärt Hofer. Hinter den ganzen Diagrammen und Modellen, welche die Grundlage im Umgang mit der Pandemie bilden, reihen sich Zahlenkolonnen und Programmierbefehle, die für Laienaugen unverständlich sind. Nicht aber für Hofer. Normalerweise studiert er Neurologie an der Eidgenössisch Technischen Hochschule in Zürich. Jetzt hat das Corona-Virus dem universitären Betrieb einen Strich durch die Rechnung gemacht, Vorlesungen und Seminare können nur noch online besucht werden. "Eigentlich wäre ich jetzt im Labor, um an meiner Masterarbeit zu forschen". Da sich ein Labor aber schlecht über Skype oder Zoom bedienen lässt, unterstützt Alexander Hofer nun den Kantonsärztlichen Dienst in der statistischen Aufarbeitung der Pandemie. "Für uns ist diese Unterstützung aus den verschiedenen Bereichen des Departements des Innern ungemein wichtig", sagt Dr. Bettina Dübi, stellvertretende Kantonsärztin. Der kantonsärztliche Dienst sei normalerweise ein eher kleiner Betrieb. Durch die Pandemie sind die beiden Kantonsärzte aber vollständig mit medizinischen Fragen und der Umsetzung von epidemiologischen Massnahmen ausgelastet. "Daher sind wir froh, dass wir alle nicht medizinischen Aufgaben ausserhalb vom kantonsärztlichen Dienst und dem Gesundheitsamt verteilen können. Die Solidarität und Hilfsbereitschaft ist spürbar gross". |