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DDInside
Nr. 9 - Mai 2020

Liebe Leserinnen und Leser

Ein englischer Begriff ist momentan in aller Munde: Contact Tracing. Das systematische Erfassen von Infektionsketten ist ein zentraler Bestandteil der aktuellen Phase im Umgang mit der Corona-Pandemie.

Im Gegensatz zu andern Kantonen hat der Kanton Solothurn das Contact Tracing auch während dem Höhepunkt der Pandemie nicht komplett eingestellt. Die sinkenden Fallzahlen und die Erhöhung der Zahl der Contact Tracer erlauben es nun wieder, alle infizierten Personen im Kanton zu kontaktieren. Die Mitarbeitenden des Teams "Contact Tracing" eruieren im Gespräch mit den COVID-19-Erkrankten mögliche Kontaktpersonen.

Wenn diese die Distanzregeln im Kontakt mit dem Erkrankten nicht einhalten konnten, müssen sie in Selbst-Quarantäne verbleiben und werden regelmässig vom Contact Tracing Team kontaktiert. Ziel ist es, frühzeitig mögliche Ausbreitungen des Virus zu erkennen und eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Dazu gehört auch, dass alle Personen sich so rasch wie möglich testen lassen; bereits bei leichten Symptomen, die auf eine COVID-19-Erkrankung hinweisen.

Händewaschen und social distancing sind aber weiterhin die wichtigsten Massnahmen zur Verhinderung der Verbreitung des Virus. Die Solothurner Bevölkerung hat sich bisher vorbildlich an die Massnahmen gehalten. Mit den schrittweisen Lockerungen und dem sommerlichen Wetter der nächsten Woche sind wir erneut gefragt, gemeinsam auf Distanz zu gehen.

Solidarische Grüsse und bleiben Sie gesund

Susanne Schaffner, Regierungsrätin

Themen

Alle aktuellen Informationen

Alle aktuellen Informationen aus allen Departementen finden Sie zusammengefasst auf corona.so.ch.

Contact Tracing – Kanton Solothurn arbeitet mit neuer Software

Der Kantonsärztliche Dienst (Gesundheitsamt) des Kantons Solothurn hat während der ganzen Corona-Pandemie nie ganz mit dem Contact Tracing aufgehört. Seit rund drei Wochen werden die systematischen Kontaktabklärungen und ein "Team Contact Tracing" aufgestellt.

In den kommenden Wochen wird das "Team Contact Tracing" neu mit dem speziell für Infektionskrankheiten ausgelegten Datenerfassungstool SORMAS arbeiten.

Das Gesundheitsamt erhofft sich von der Software eine Vereinfachung der täglichen Arbeit und eine verbesserte statistische Grundlage. Durch die Softwarelösung kann die Ausbreitung des Virus im Kanton Solothurn besser beobachtet, die Übertragungsketten detailierter dokumentiert und auf Neuinfektionen schneller reagiert werden.

Weitere Informationen

Kanton Solothurn fördert erfolgreich Nachwuchs bei Hausärzten

Im Auftrag des Gesundheitsamts des Kantons Solothurn wurde das Programm Praxisassistenz systematisch untersucht.

Der Kanton und die beteiligten Stellen ziehen ein durchwegs positives Fazit. 70% der ehemaligen Praxisassistenz-Ärztinnen und -Ärzte arbeiten heute in einer Gruppenpraxis als Hausärztin oder Hausarzt; nur gerade 10% der Teilnehmenden hat sich nach Abschluss gegen eine Anstellung in der Grundversorgung entschieden.

Die Mehrheit (70%) wählte dabei den Praxiseinstieg im Kanton Solothurn, die Übrigen entweder ausserkantonal oder vereinzelt im Ausland.Die Evaluation zeigt ausserdem, dass die Erfahrungen durch die Weiterbildung für 90% der ehemaligen Praxisassistenz-Ärztinnen und -Ärzte wichtig oder sehr wichtig für die spätere Praxistätigkeit war.

Für die zuständige Regierungsrätin Susanne Schaffner ist klar: "Das erfolgreiche Instrument soll auch in Zukunft weitergeführt werden. Sofern der Kantonsrat die erforderlichen Mittel zur Verfügung stellt, kann ich mir eine Ausweitung des Programms sehr gut vorstellen".

Medienmitteilung

Infografik Praxisassistenz

Sonnenschutz leicht gemacht!

Die Temperaturen steigen und künden einen warmen Sommer an. Gleichzeitig steigt aber auch das Risiko für einen Sonnenbrand oder gar einen Hitzeschlag. Denn: UV-Strahlen können Sie weder sehen noch fühlen. Grund genug, sich vor der Sonne zu schützen. 

Mit diesen einfachen Verhaltensregeln schützen Sie sich am Besten und können das sommerliche Wetter in vollen Zügen geniessen:

  • Zwischen 11 und 15 Uhr ist die Sonne am Stärksten. Wenn Sie die Möglichkeit haben, halten Sie sich im Schatten oder drinnen auf.
  • Kleidung und eine Kopfbedeckung ist der beste und einfachste Schutz vor UV-Strahlung.
  • Benutzen Sie für alle unbedeckten Körperstellen grosszügig Sonnencrème mit einem genügend hohen Lichtschutzfaktor (mind. 30 für Kinder; 20 für Erwachsene) .
  • Schützen Sie Ihre Augen mit einer Sonnenbrille mit einem vollständigen UV-Filter (100% UV-Schutz bis 400 Nanometer).

Informationen zum Sonnenschutz vom Bundesamt für Gesundheit

Informationen zur Prävention während Hitzewellen

Sexarbeit während Corona: Ein Einblick in die Arbeit der Fachstelle Sexarbeit Lysistrada

"Unsere Stürmer verdienen ihr Geld auch mit ihren Beinen" steht auf einem der Plakate, die das Sitzungszimmer der Fachstelle für Sexarbeit Lysistrada dekorieren. Das Plakat ist wie ein Fussballtrikot gestaltet und die Botschaft ist klar: Sexarbeit ist Arbeit, nicht mehr und nicht weniger.

Durch das Fenster dröhnt dumpf der Durchgangsverkehr, während Melanie Muñoz Kaffee und Kekse auftischt. Die Sozialarbeiterin ist die Fachstellenleiterin und erst seit Kurzem zurück von einem sechsmonatigen Sabbatical. Wie derzeit jedes Gespräch, beginnt auch dieses mit einer Frage zur Corona-Pandemie.

Sie habe ihre Arbeit knapp eine Woche vor dem Lockdown wieder aufgenommen. "Als der Bundesrat dann den Lockdown verhängte, mussten wir zuerst einmal eine Bestandsaufnahme machen: Wer arbeitet im Kanton? Wer braucht Unterstützung?"

Wichtige Fragen, denn: Sexarbeit ist seit dem 16. März, und auch nach den Lockerungen vom 11. Mai, wegen des Ansteckungsrisikos untersagt. Für die Sexarbeiter*innen, mit denen Melanie Muñoz arbeitet, sind die Massnahmen einschneidend. "Viele sind verunsichert, was die ganze Situation für sie bedeutet." Das habe auch mit den zum Teil komplizierten Aufenthaltssituationen der Frauen* zu tun. "Sie können ihre Arbeit nicht ausführen, gleichzeitig aber auch nicht zu ihren Familien in ihre Heimatländer zurück. Das ist sehr belastend."

Lysistrada versucht hier Abhilfe zu verschaffen: Die Fachstelle unterstützt die Frauen* bei Anträgen an die Arbeitslosenkasse und bei den Sozialämtern sowie mit Essenspaketen und Notzahlungen, die durch Spendengelder finanziert werden. "Einige Sozialdienste kommen uns da sehr entgegen und helfen unkompliziert."

Der Name der Fachstelle - Lysistrada - ist eine Anlehnung an die antike Komödie «Lysistrata»: Um einen 20-jährigen Krieg zu beenden, verweigern die Frauen von Athen und Sparta den Männern den Beischlaf. Der Krieg wird kurz darauf beendet - der friedliche Streik erreicht sein Ziel. Natürlich sei die Geschichte auch problematisch, weil hier Sexualität mit Sexarbeit gleichgesetzt würde. "Aber es zeigt schön auf, dass Sexarbeit eigentlich systemrelevant ist", meint Muñoz.

Die Antike ist längst vorbei, als 1994 die Gassenarbeit in Olten erstmals mit einem Bus am Strassenstrich aufkreuzt und die Sexarbeiter*innen dort mit Kondomen, Verpflegung und Informationen zu gesundheitlichen und arbeitstechnischen Fragen versorgt. Im Jahr 2000 übernimmt der "Verein Frauenbus Lysistrada“ das Angebot. "Damals konzentrierte sich die Arbeit des Vereins ausschliesslich auf Olten", erklärt Fiona Gunst.

"Als die Stadt Olten den Strassenstrich 2005 schloss, lancierten wir ein Pilotprojekt, um die Arbeit auf den ganzen Kanton auszudehnen." Seit 2009 arbeitet die Fachstelle innerhalb eines Leistungsauftrags mit dem Amt für soziale Sicherheit (ASO) zusammen.

Auf einer Kantonskarte zeigen Muñoz und Gunst, wie sich die Sexarbeit im Kanton räumlich verteilt.

Jede Stecknadel steht für einen Ort, an dem im Kanton Sexarbeit angeboten wird. Sie gruppieren sich entlang der A1, die den Kanton wie eine Hauptschlagader durchzieht. Mit den fünf Mediator*innen, welche die verschiedenen Sprachen der Sexarbeiter*innen sprechen, besucht Melanie Muñoz alle diese Orte.

Pro Jahr haben sie so durchschnittlich 1'600 Kontakte mit Sexarbeiter*innen – in den Clubs, Massagesalons, aber vor allem auf dem Strassenstrich. "Im Vordergrund steht natürlich die Präventionsarbeit. Wir verteilen Kondome und Hygieneartikel, informieren und beraten."

Sehr oft würden sich die Gespräche aber auch einfach um die Kindererziehung, um Alltagsprobleme und verflossene Liebschaften drehen. "Viel von unserer Arbeit besteht auch einfach aus Zuhören."

Vielleicht jetzt mehr denn je.

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