Mitten in Olten liegt ein See, von dem die meisten Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt noch nie gehört haben. Natürlich kann es der liebevoll getaufte ‘Lago di Merlot’ nicht mit seinen grossen Geschwistern im Tessin aufnehmen, aber der Teich verwandelt den Garten des Alters- und Pflegeheims St. Martin in ein kleines Paradies. Im Hintergrund türmt sich die St. Martins Kirche in den wolkenbehangenen Himmel; ein Brunnen plätschert leise vor sich hin, während Heimleiter Urs Hufschmied von den vergangenen Wochen erzählt. "Die Pandemie hat uns natürlich zugesetzt, aber bei uns konnten die Pensionärinnen und Pensionäre zumindest im Garten ein wenig an die frische Luft". Vor allem die Angehörigen hätten zu Beginn der Pandemie unter dem Besuchsverbot gelitten: "Aber die Pensionärinnen und Pensionäre waren kreativ und sprachen halt von ihren Balkonen aus mit ihren Angehörigen". Regierungsrätin Susanne Schaffner hört zu – und fragt nach. Sie ist in diesen Tagen auf einer Tour-de-Soleure und besucht Alters-und Pflegeheime im Kanton. Mit im Gepäck: handliche Fläschchen mit Desinfektionsmittel und Informationsmaterial. Insgesamt verteilt der Kanton rund 19'000 Flaschen an über 215 Institutionen im ganzen Kanton. "Besonders die Öffnung der Alters- und Pflegeheime wird eine grosse Herausforderung werden. Wir wollen schliesslich nicht, dass das Virus wieder ausbricht", sagt Susanne Schaffner. Die Desinfektionsfläschchen sind als charmante Erinnerung für Besucherinnen und Besucher der Institutionen gedacht, dass Hygiene-, zusammen mit anderen Schutzmassnahmen, nach wie vor sehr wichtig sind. Entlang der Bahngleise, mitten in der Natur, aber noch in Olten, liegt das Alters-und Pflegheim Ruttiger. Zwar ohne See, dafür aber mit Alpacas, Ziegen, einem Spielplatz für die Enkel und einer Trinkstation für Hunde, an der gerade ein kleiner Hase schnuppert. Ganz so idyllisch wie die Szenerie war die Corona-Pandemie für Heimleiter Matthias Christ dann aber doch nicht. Die Kommunikation des Kantons sei zwar gut gewesen, aber: "Viele Angehörige haben durch die Medienberichterstattung das Gefühl erhalten, dass der Kanton Solothurn das Besuchsverbot länger aufrechterhalte als die Nachbarkantone". Das habe auch schon zum einen oder anderen schwierigen Telefonat geführt. "Aber die Stimmung bei den Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern war durchwegs gut, viele haben jetzt auch neue Kontakte geknüpft". Jetzt hofft man hier beim Ruttiger, dass die Lockerungen der Besuchsbeschränkungen ein weiterer Schritt zurück in die Normalität sind. Ein Hauch Normalität scheint im GAG-Alterszentrum Sunnepark in Egerkingen bereits wieder zu herrschen. Oder war sie gar nie ganz weg? Die Wände im Eingangsbereich zieren Erinnerungsfotos an Aktivitäten während der Corona-Pandemie. Balkonkonzerte, Backkurse, Gottesdienste: Trotz Corona bleibt man im Sunnepark aktiv. "Uns ist es wichtig, dass die Bewohnerinnen und Bewohner viel Möglichkeiten zur Betätigung haben", erklärt Barbara Schenker, Bereichsleiterin Betreuung und Pflege der GAG-Zentren. Zum Glück sei man vom Virus verschont geblieben: Der Sunnepark hat bis jetzt keinen positiven Covid-19 Fall zu beklagen. Inzwischen ist es kurz nach Zwölf und Susanne Schaffner fährt auf der Autobahn Richtung Solothurn. Bereits sechs Institutionen hat sie heute besucht; nach der Mittagspause folgen weitere sechs. Was bei den Besuchen aufgefallen ist: Die klaren Vorgaben des Kantons und die Absprachen mit den Vertretungen der Institutionen wurden durchwegs geschätzt. Die Heime haben ihren Spielraum genutzt. Not macht erfinderisch. Je nach baulicher Situation waren die Einschränkungen schwieriger zu verkraften. Auch die unterschiedliche Handhabung in benachbarten Kantonen sorgte zuweilen für schwierige Diskussionen mit Angehörigen. Bei allen Besuchen wurde deutlich, wie ernst die Verantwortlichen die Situation nehmen. Die Heime verfügen über Erfahrung im Umgang mit heimtückischen Krankheitserregern. Dieses Know-how gibt ein Stück weit Sicherheit und auch Gelassenheit. Aber der Respekt vor Covid-19 ist gross, das war spürbar. Und ebenso die Erleichterung, bei allen, die bisher verschont geblieben sind. |