Der Herbst ist die schönste Jahreszeit, auch für das Virus. Die kälteren Temperaturen drängen die Menschen vom Aareufer zurück in die Innenräume, wo Abstände oft nicht eingehalten werden können und Aerosole das Virus überall verteilen. Längst hat die zweite Corona-Welle alle Regionen der Schweiz erreicht, und auch das Gesundheitsamt ist nicht vor einer Infektion gefeit. Für Lisa* begann alles mit leichten Kopfschmerzen am Morgen. "Es war Montag und komisches Wetter, also habe ich mir wenig dabei gedacht", meint sie bei einem Spaziergang; einer der ersten seit Ende ihrer Isolation. Dann hätten sich die Symptome aber graduell verschlimmert und zwei Tage später war klar: Lisa hat Covid-19. Weiss Lisa, wo sie sich angesteckt hat? "Nein, und das ist beunruhigend." Bisher ist der Ambassadorenhof glimpflich durch die Pandemie gekommen: Auf rund 160 Angestellte kommen gerade einmal fünf Infektionen. Das hat unter anderem mit dem Schutzkonzept zu tun: Im ganzen Haus gilt Maskenpflicht, in der Cafeteria darf nicht konsumiert werden und die Türklinken werden mehrmals täglich desinfiziert." Auch Lisa ist vom Schutzkonzept überzeugt: "Da hier alle Masken tragen und wir keine gemeinsamen Aufenthaltsräume haben, musste niemand an meinem Arbeitsplatz wegen mir in Quarantäne gehen." Für sie selber sei die Idee der zehntägigen Isolation zuerst gar nicht so bedrohlich gewesen. Lisa ist jung, sportlich und nicht in einer Risikogruppe." Ich hatte mir vorgenommen, die Isolation mit Kochen und Backen zu verbringen." Kurze Zeit später verliert sie den Geruchs-und Geschmackssinn. Was nach einer harmlosen Ironie des Schicksals klingt, verschärft sich bald weiter: Die laufende Nase und der Husten ist Lisa zwar rasch los, dafür ringt sie bald nach der kleinsten körperlichen Anstrengung nach Luft. "Als ich plötzlich Atemnot bekam, habe ich wirklich Angst bekommen." Lisa macht in der Folge eine ganze Reihe weiterer Symptome durch: Fieber, Durchfall, ständige Müdigkeit. Corona setzt ihr zu, und das mit 31 Jahren. Inzwischen ist sie wieder symptomlos, mit Ausnahme des fehlenden Geruchs- und Geschmackssinns. "Wie wichtig diese beiden Sinne sind, merkt man erst, wenn man sie nicht mehr hat", sagt Lisa und nimmt einen Schluck vom Milchkaffee, der, wie alles andere, nach nichts schmeckt. Und manchmal, wenn sie eine längere Treppe hochsteigen muss, merkt sie, dass sie noch nicht wieder vollständig fit ist. "Eine gewisse Angst vor den Langzeitfolgen bleibt." Lisa spricht das sogenannte "Longcovid"-Phänomen an, das die zum Teil schwerwiegenden Spätfolgen bei geheilten Covid-19-Patient*innen beschreibt. Bald ist Dezember und die farbigen Herbstwälder werden langsam karger. Mit den Festtagen vor der Tür ist es umso wichtiger, auf grosse Menschenansammlungen in geschlossenen Räumen zu verzichten. Lisa hat im Moment sowieso wenig Lust, Gruppen von Menschen zu treffen. "Eines ist klar: Ich will mich auf keinen Fall nochmals mit Covid-19 infizieren." *Name dem Redaktor bekannt. |