Hinweise und Angebote für Eltern
Delikte von Jugendlichen sind heute ein Dauerthema in den Medien. Viele Eltern sind in unterschiedlicher Form davon betroffen, sei es als Eltern von Jugendlichen, die selber einmal mit dem Strafgesetz in Konflikt geraten sind oder Eltern von Kindern, welche Opfer von solchen Handlungen geworden sind.
Wie soll man sich als Vater oder Mutter verhalten? Das ist selten eine einfach zu beantwortende Frage, zumal es gerade in diesem Bereich viele Grenzbereiche gibt. Was ist noch "normal"? Wo sind die Grenzen? Was können Eltern dazu beitragen, damit ihre Kinder selber weder "Täter" noch "Opfer" werden? Wie soll man sich verhalten, wenn es trotzdem passiert?
Abschliessende Antworten zu diesen Fragen kann die Jugendanwaltschaft leider keine geben.
Im Vergleich zu der Situation in den Grossstädten einiger Länder sind die sozialen Verhältnisse, die Wohnsituation, die Freizeitangebote, die Berufsaussichten der jungen Menschen im Kanton Solothurn recht gut. Die Jugendanwaltschaft begegnet in den meisten Fällen ganz normalen Jugendlichen, welche ihre Aufgabe erfüllen, gelegentlich ihre Grenzen ausloten und manchmal überschreiten. Experimentierfelder gibt es genügend, sei es als "Töfflibuben", sei dies bei einem Ladendiebstahl, bei einer Schlägerei oder beim Konsum von Drogen. Im Wissen um solche - auch entwicklungsbedingte - Episoden versucht die Jugendanwaltschaft, solche Vorfälle weder zu dramatisieren noch zu bagatellisieren.
Das Verhalten der Erwachsenen und die damit verknüpfte Vorbildfunktion spielt eine wesentliche Rolle. Kinder und Jugendliche sind kritische Beobachter!
Sie sollen angehalten werden, Eigenverantwortung zu übernehmen. Gerade Jüngere begehen - meist in Gruppen - kleinere Delikte, beispielsweise Ladendiebstähle oder Sachbeschädigungen, weil sie Mühe haben, in der Gruppe "nein" zu sagen. Ein gutes Gespräch am Mittagstisch kann helfen, Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg in die Selbständigkeit zu unterstützen.
Die Mehrheit der Jugendlichen gelangt höchstens einmal zur Anzeige. Im Kontakt versuchen wir, den Jugendlichen zu erklären, weshalb Handlungsweisen nicht akzeptabel waren und welche Folgen diese haben (können).
Bei jedem einzelnen Jugendlichen geht es darum, die richtige Mischung zwischen "Hilfe geben" und "Grenzen setzen" zu finden. Jugendliche, die Grenzen massiv überschritten haben, erwarten in der Regel selber die Konsequenz einer Strafe. Schwieriger erweist sich die Situation bei denjenigen Jugendlichen, welche ihren Ausbildungsprozess abgebrochen haben. Sie hängen vielfach beschäftigungslos und ohne Perspektive herum, machen die Nacht zum Tag und verlieren ihr Selbstwertgefühl und ihre Träume. In den Gruppen, in denen sie sich wiederfinden, herrschen oft eigene - uns fremde - Wertvorstellungen.
Die Zeit des Erwachsenwerdens ist für viele Jugendliche eine schwierige Zeit. Das Konsumverhalten hat sich ebenfalls verändert. Wer kein Handy besitzt, gilt nicht als cool. Markenprodukte nehmen vielfach einen unverständlich hohen Stellenwert ein und überfordern viele bezüglich ihrer finanziellen Mittel. Zweifellos ist der Umgang unter den Menschen - auch unter dem Einfluss der wirtschaftlichen Probleme - rauer geworden.
Trotz diesen Schwierigkeiten müssen auch Kinder und Jugendliche lernen, dass unser soziales und gesellschaftliches Leben die Einhaltung gewisser Regeln unabdingbar voraussetzt.
Die Eltern sind deshalb gefordert, sich Zeit für ihre Kinder zu nehmen, sie ernst zu nehmen, sie auf ihrem Weg ins Erwachsenwerden zu unterstützen, ihnen die notwendige Wärme und Geborgenheit zu geben. Kinder brauchen Orientierung.
Angebot an die Eltern
Eltern können sich bei Fragen, die mit dem Jugendstrafrecht in Zusammenhang stehen, gerne mit der Jugendanwaltschaft in Verbindung setzen. Das Informations- und Beratungsangebot steht ihnen telefonisch oder nach Voranmeldung auch anlässlich eines persönlichen Gesprächs zur Verfügung.
Die Fachstelle KOMPASS, welche im Kanton Solothurn tätig ist, bietet unter dem Namen Erziehung 10 plus für Eltern von Kindern und Jugendlichen ab 10 Jahren Kurse an. Anmeldungen sind jederzeit möglich.
Briefadresse: Fachstelle KOMPASS, Poststrasse 10, 4502 Solothuirn
Tel.-Nr. 032 624 49 39
mail@kompass-so.ch
www.kompass-so.ch