Der kantonale Konsumentenschützer

Porträt Kantonschemiker Martin Kohler
Kantonschemiker Martin Kohler

Der Besuch beim Dorfmetzger als kleiner Junge war ein Schlüsselerlebnis für seinen Werdegang. Nun geht Martin Kohler als Leiter der Lebensmittelkontrolle in den Ruhestand. Bei Kontrollen in Restaurants oder Imbissen hat er Einiges erlebt. Ein Rückblick mit persönlichen Anekdoten.

Schon früh hat sich Martin Kohler für Lebensmittel interessiert. «Als Dreikäsehoch habe ich beim Dorfmetzger gefragt, warum die Waage nach dem Auflegen des Papiers bereits 10 Gramm anzeigt, obwohl noch kein Filet drauf ist», erzählt der Kantonschemiker schmunzelnd. Dieser Trick sei ihm schon als Kind in den 70er Jahren ein Dorn im Auge gewesen. Es dauerte jedoch bis Ende 2013, bis auch Ware im Offenverkauf netto gewogen werden musste. Auch der Ravioli-Test von 1978 in der Sendung Kassensturz hat ihn geprägt. «Dort fanden zwei Detektive heraus, was in den Ravioli wirklich drin ist. Das hat mich beeindruckt.»

Rauchverbot und Schweinegrippe

Nun leitet der promovierte Chemiker und eidgenössisch diplomierte Lebensmittelchemiker seit 17 Jahren die Lebensmittelkontrolle im Kanton Solothurn. In dieser Zeit hat er einige aussergewöhnliche Fälle erlebt. Zum Beispiel, als der Kanton 2009 das Rauchverbot in der Gastronomie einführte, das durch das Lebensmittelinspektorat überwacht wird: «Ein Lokal in Olten hatte die gesamte Gaststube als Fumoir deklariert. Alle, die nicht rauchen wollten, mussten mit dem ungeheizten Sääli vorliebnehmen. Das entsprach nicht unbedingt dem Willen des Gesetzgebers und wir mussten einschreiten», erinnert sich Martin Kohler. In einem anderen Fall ging es um die Schweinegrippe. «Ein Solothurner Anbieter versprach in einer Teleshopping-Sendung Abhilfe mit seinem Nahrungsergänzungsmittel. Das war nicht erlaubt. Wir haben beim TV-Sender interveniert und die Werbung gestoppt.»

Zum Wohl der Konsumentinnen und Konsumenten

Der Kantonschemiker und das 25-köpfige Team sorgen dafür, dass die Vorschriften bezüglich Hygiene und Gesundheitsschutz eingehalten werden. Und sie überprüfen, ob Lebensmittel korrekt deklariert werden und nicht täuschend sind. «Wenn Bio draufsteht, muss auch Bio drin sein», sagt Martin Kohler. Die Inspektorinnen und Inspektoren führen jedes Jahr rund 1500 Kontrollen und 500 Nachkontrollen in den mehr als 3'100 Unternehmen durch, die der Lebensmittelgesetzgebung unterstehen: Restaurants, Bäckereien, Kitas oder auch Solarien und öffentliche Bäder. Zudem werden in den eigenen Labors – neben rund 1600 Proben für das Amt für Umwelt – ungefähr 1500 Proben von Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen untersucht: Fleischprodukte, Gewürze, Backwaren, Nagellacke, Schmuck und vieles mehr. «In den Anfängen, vor über 100 Jahren, war das ganz anders. Da hat man nur Lebensmittel geprüft», weiss Martin Kohler. «Der damalige Kantonschemiker, Jakob Walter, hat diese Funktion von 1882 bis 1909 nur nebenamtlich ausgeübt. Hauptberuflich war er Chemielehrer an der Kantonsschule.» Seither hat sich vieles geändert. Der Kantonschemiker ist der oberste Konsumenterschützer im Kanton. «Wir blicken stellvertretend für die Konsumentinnen und Konsumenten hinter die Kulissen der Betriebe. Und wir stellen fest: Die Qualität der Lebensmittel und der Betriebe hat sich stetig verbessert.»