Im Dialog mit den Religionen

Julia Vitelli in der Moschee der albanisch-islamischen Glaubensgemeinschaft in Zuchwil
Julia Vitelli in der Moschee der albanisch-islamischen Glaubensgemeinschaft in Zuchwil

Seit zwei Jahren verfügt der Kanton Solothurn über eine Koordinationsstelle Religionsfragen. Die Leiterin Julia Vitelli steht im Austausch mit Muslimen, Bahá’í, Hindus und weiteren Religionsgemeinschaften. So werden Aufgaben wie Kinder- und Jugendförderung oder Radikalisierungsprävention gemeinsam angegangen.

Wir treffen Julia Vitelli in einer Moschee in Zuchwil, bei der albanisch-islamischen Glaubensgemeinschaft Solothurn. «Ich stehe im ständigen Dialog mit den verschiedenen Religionsgemeinschaften», sagt die Religionskoordinatorin des Amts für Gesellschaft und Soziales. «Der Kanton Solothurn hat eine bunte Religionslandschaft.» Neben den traditionellen Landeskirchen – also der römisch-katholischen, evangelisch-reformierten und der christkatholischen Kirche – existieren 47 als Vereine konstituierte, private Religionsgemeinschaften.

Gemeinsame Aufgaben proaktiv angehen

Julia Vitelli kann nicht mit allen diesen Gemeinschaften direkt in Kontakt stehen. Darum gibt es den Runden Tisch der Religionen. Dort treffen sich die verschiedenen Religionsgemeinschaften dreimal pro Jahr. «Darüber hinaus gehe ich so oft wie möglich zu den Leuten vor Ort, an religiöse Veranstaltungen, Tage der offenen Türen oder Jubiläen.» Dieser Kontakt mit Vertreterinnen und Vertretern des Islams, mit Buddhisten oder Sikhs sei wichtig für den Staat: «Wir haben viele gemeinsame Aufgabenbereiche: Seelsorge, Kinder- und Jugendförderung, Prävention von Radikalisierung, Gesundheitsförderung. Zusammen können wir diese Aufgaben proaktiv angehen.» Im Kanton leben rund 19'000 Menschen, die dem Islam angehören. Daneben rund 13'000 Personen einer anderen christlichen Konfession sowie 4000 Personen weiterer Glaubensgemeinschaften. «Das sind rund 14 Prozent der Bevölkerung. Die privaten Religionsgemeinschaften sind ein Teil der Gesellschaft und wollen auch ihren Beitrag leisten», weiss Julia Vitelli.

Muslimische Gefängnisseelsorge und Religionslandkarte

Die muslimische Gefängnisseelsorge im Justizvollzug ist ein Beispiel für ein Projekt, das Julia Vitelli mitlanciert hat. Vorangetrieben hat sie auch die online Religionslandkarte. Wo gibt es in meiner Gemeinde eine Religionsgemeinschaft? Wie kann ich sie anfragen für eine Besichtigung, zum Beispiel mit einer Schulklasse? Die Landkarte gibt Antworten auf solche Fragen. Julia Vitelli selbst erachtet Religion als wichtige Stütze, steht ihr aber auch kritisch gegenüber, «wenn Religion als Druckmittel, als einzige Begründung oder als Ausgrenzungsmerkmal verwendet wird.» Nach dem Theologiestudium und einem Master in Religion-Wirtschaft-Politik hat Julia Vitelli vor fünf Jahren ihre Stelle beim Kanton angetreten. «Das war eine schöne Fügung, um es auch ein bisschen religiös auszudrücken», sagt sie lachend.

Veranstaltungshinweis: Woche der Religionen vom 3.-9. November 2024