Nancy Wälti, Preis für Bildhauerei

Portrait von Nancy Wälti.
Nancy Wälti

Das Schaffen von Nancy Wälti, 1977 in Solothurn geboren, ist in den letzten Jahren durch ihre pointierte Wirkung aufgefallen. Die ausgebildete Steinbildhauerin wendet sich in ihren Skulpturen vom vertrauten Material des Steins und seiner klassischen Bearbeitung ab, um den Begriff der Bildhauerei zu hinterfragen. Ihre zumeist mit Gebrauchsgegenständen gefertigten Werke sind dem Alltag zwar verbunden, verwandeln diesen aber in surrealer Weise. Wie wichtig der Künstlerin inhaltliche Bezüge sind, zeigt sich auch in den Titeln, die mit derselben Präzision gewählt und gesetzt sind wie Material, Grösse und Platzierung der Arbeiten.

Für das konsequente Verfolgen ihrer künstlerischen Idee verleiht der Kanton Solothurn Nancy Wälti den Preis für Bildhauerei 2021.

Laudatio

Das Schaffen von Nancy Wälti, 1977 in Solothurn geboren, ist in den letzten Jahren durch ihre prägnante Haltung aufgefallen. Die ausgebildete Steinbildhauerin wendet sich in ihren Skulpturen vom vertrauten Material des Steins und seiner klassischen Bearbeitung ab. Einfache Materialien und Alltagsgegenstände bilden die Basis ihrer Arbeiten: Schwämme, Aschenbecher, Küchentücher, Abfalleimer oder Fassadenlampen. Aus ihrem täglichen Gebrauch herausgerissen, isoliert, vervielfältigt oder verfremdet, erhalten sie neue Bedeutungen. Wie wichtig der Künstlerin inhaltliche Bezüge sind, zeigt sich auch in den Titeln, die mit derselben Präzision gewählt und gesetzt sind wie Material, Grösse und Platzierung der Arbeiten. In ihrem Werk spielt Nancy Wälti mit der Einheit von Titel und Objekt. Neben dreidimensionalen Werken entstehen auch grossformatige Zeichnungen, die sich in ihrer kleinteiligen Ausführung von den schlagenden Skulpturen zu unterscheiden scheinen. Aber auch diese sind gedanklich weit komplexer, als der erste Blick es glauben macht.

Nancy Wälti setzt sich in ihren Arbeiten mit grundlegenden, existenziellen Fragestellungen auseinander. Dieses Interesse für das Elementare, ja womöglich auch Triviale mag erstaunen. Doch gerade das Triviale steckt voller überraschender Schönheit. Ihre inhaltlich tiefgründigen Werke formuliert sie in einer schlichten, zuweilen anmutigen Bildsprache. In «Masslos» aus dem Jahr 2019 besticht ein goldener Massstab durch das Fehlen jeglicher Massangaben, was sich durch einen Spiegel verdoppelt. Seiner Funktion enthoben, formuliert Nancy Wälti in diesem Werk eine pointierte Gesellschaftskritik: Ein harmloser Alltagsgegenstand, der in jedem Haushalt vorhanden ist, wird zum Sinnbild für Masslosigkeit. So wie es jeden Massstab treffen kann, kann es auch jeden von uns treffen.

Für das konsequente Verfolgen ihrer künstlerischen Idee verleiht der Kanton Solothurn Nancy Wälti den Preis für Bildhauerei 2021.