Medienmitteilung

Goldener Glücksbringer und wiederentdeckte Malereien

  • 04.12.2025

Jeweils im Dezember veröffentlicht das Amt für Denkmalpflege und Archäologie sein Jahrbuch in der Reihe «Archäologie und Denkmalpflege im Kanton Solothurn». Nun liegt der 30. Band vor – informativ geschrieben und reich bebildert.

Die Titelseite der diesjährigen Ausgabe des Jahrbuchs ziert das bisher einzige goldene Schmuckstück aus römischer Zeit im Kanton Solothurn: der Fingerring aus dem Attisholzwald. Er wurde 2019 anlässlich der Erweiterung der Deponie Attisholz an der Grenze von Riedholz und Flumenthal entdeckt. Der Ring ist mit einem Durchmesser von 10 Millimetern winzig klein und passt gerade einmal an den Finger eines Kleinkindes. Auf dem grünen Stein ist der römische Glücksgott Bonus Eventus dargestellt. Mit diesem Glückssymbol sollte der Ring dafür sorgen, dass das Kind gut aufwachsen möge. Das Schmuckstück gelangte dann wohl als Opfergabe in einem nahe einer römischen Villa gelegenen Heiligtum in den Boden, genauso wie die 49 römischen Münzen, die in der Nähe gefunden wurden. 

Römische Hölzer aus Solothurn und Holderbank

In Solothurn gab der Aushub für eine unterirdische Kehrichtsammelstelle in der Löwengasse neue Einblicke in die römische Kleinstadt, den Vicus Salodurum. In über zwei Metern Tiefe kam ein mit Ästen ausgelegter Entwässerungsgraben aus der Anfangszeit des Ortes im frühen 1. Jahrhundert n. Chr. zum Vorschein. Im 2. Jahrhundert wurde an der Stelle eine Mauer errichtet. Der instabile Untergrund in der Nähe der Aare erforderte eine zusätzliche Verstärkung des Fundamentes mithilfe von Holzpfählen: Diese steckten bei der Ausgrabung noch genauso im Boden, wie sie vor fast 2000 Jahren eingeschlagen worden waren. Auch in Holderbank kamen 2024 nahe beim Augstbach Hölzer einer römischen Siedlung zum Vorschein. Die kleine Ausgrabung brachte zudem die Reste eines römischen Gebäudes, ein kleines Münzensemble sowie ein Hundegrab zum Vorschein.

Spätrömische Münzen aus Büsserach

Neuigkeiten gibt es auch aus dem frühmittelalterlichen Eisengewerbeviertel von Büsserach, wo vom 6. bis 9. Jahrhundert Eisen gewonnen und verarbeitet wurde. 2024 kam auf einer Bauparzelle an der Mittelstrasse die Fortsetzung eines bereits 2019 entdeckten frühmittelalterlichen Gehöftes zum Vorschein. Wiederum fanden sich am Ort Überreste des Eisengewerbes in Form von Schlacken. Auf einer zweiten Bauparzelle im Süden der Fundstelle brachte eine Ausgrabung Licht in die Anfänge der Handwerkersiedlung. Gefunden wurden römische Münzen aus dem 3. und 4. Jahrhundert, sowie spätrömisch-frühmittelalterliche Keramik. Demnach war der Platz ohne Unterbruch von der römischen Kaiserzeit bis ins Frühmittelalter besiedelt.

Verborgenes wiederentdeckt – Restaurierung des Schlösschens Subingen

Das barocke Schlösschen in Subingen wurde aus dem Dornröschenschlaf erweckt: Es wurde im 17. Jahrhundert als Sommersitz des damaligen Schultheissen der Stadt Solothurn Hans Ulrich von Sury erbaut. Später gehörte es der Patrizierfamilie von Vigier. 2012 gelangte das inzwischen marode Schlösschen in neue Hände und konnte in Begleitung der Denkmalpflege restauriert werden. Bei den Untersuchungen wurden wertvolle Wand- und Deckenmalereien aus dem 17. Jahrhundert entdeckt. Sie waren über Jahrzehnte unter jüngeren Schichten verborgen. Bei diesen barocken Malereien handelt es sich um einen seltenen kunstgeschichtlichen Schatz im Kanton Solothurn. 

Das Schulhaus Wildbach ist gewappnet für die Zukunft

Das Schulhaus Wildbach in Solothurn ist seit 2023 wieder für weitere Generationen von Schülerinnen und Schülern gewappnet. Es wurde 1958/59 von den bekannten Architekten Bruno und Fritz Haller errichtet. Nach mehr als 60-jähriger Nutzung hatte das Schulhaus eine Instandsetzung nötig. So wurde unter anderem ein neuer Lift eingebaut, um einen hindernisfreien Zugang zu den Schulzimmern zu ermöglichen. Zudem wurde die mehrheitlich verglaste Gebäudehülle energetisch optimiert. Die Betonfassaden wurden repariert und Verfärbungen retuschiert. Das Baudenkmal konnte so behutsam erneuert werden, ohne seinen historischen Charakter zu verlieren.

Lebendige Handwerkstradition in der Lochmühle Welschenrohr 

Die Lochmühle in Welschenrohr weist eine bis ins 18. Jahrhundert zurückgehende Tradition des Mahlens von Getreide auf. Dank eines Vereins wird die historische Getreidemühle bis heute weiterbetrieben. Um den Produktionsablauf vom Korn zum Mehl darzustellen, fehlte bisher jedoch eine passende Siebvorrichtung. Eine solche Siebmaschine, die am Ende des Mahlprozesses Mehl, Griess und Kleie trennt, konnte nun nachgebaut werden. Als Experte beigezogen wurde der als «Mühlendoktor» bekannte Schreiner und gelernte Müller Kurt Fasnacht. Nach historischem Vorbild konnte so eine passende Siebmaschine gebaut werden. Damit bleibt die Lochmühle auch in Zukunft ein lebendiger Zeuge der Technikgeschichte und Handwerkskunst im Kanton Solothurn.

 

Bibliografische Angaben:

«Archäologie und Denkmalpflege im Kanton Solothurn 30, 2025» 

herausgegeben vom Amt für Denkmalpflege und Archäologie

ISBN 978-3-9525441-4-3 / ISSN 1422-5050

Umfang 136 Seiten, broschiert, Preis CHF 20.–

Das Jahrbuch kann per sofort im Buchhandel oder beim Amt für Denkmalpflege und Archäologie, Werkhofstrasse 55, 4509 Solothurn bezogen werden. Es ist ebenso online verfügbar unter https://so.ch/adso