Grundwasserbilanz 2021/2022

Die Grundwasserregionen des Kanton Solothurns im Vergleich

Das Grundwasserjahr 2021/22 war geprägt durch Extreme: Auf einen aussergewöhnlich nassen Sommer folgte ein niederschlagsarmes Winterhalbjahr. Wie reagierte das Solothurner Grundwasser auf diese Wetterextreme? Und ist unser Grundwasser für einen trockenen und heissen Sommer gewappnet?

Im Kanton Solothurn stammen 100 % des Trink- und Brauchwassers aus dem Grundwasser (Grundwasserbrunnen und Quellfassungen). Insbesondere im Mittelland sind ergiebige Grundwasservorkommen vorhanden. Die folgende Slideshow gibt einen Überblick über den Pegelverlauf der wichtigsten Grundwasservorkommen des Kantons im Vergleich zum langjährigen Mittel.

Ende März 2022 lagen die Grundwasserstände in den Regionen Wasseramt, Dünnerngäu und Niederamt leicht über dem langjährigen Mittel. Dagegen lagen die Grundwasserstände im Aaregäu leicht und im Thal und Lüsseltal deutlich unter dem langjährigen Mittel.

Die Pegelstände sind seit Ende März aufgrund der Trockenheit der vergangenen Monate weiter gesunken. Stellvertretend sind die untenstehenden Pegelverläufe für Subingen (Region Wasseramt) und Rumimoos (Region Thal). Aktuelle Grundwasserstände im Kanton Solothurn können hier eingesehen werden.

Regionale Unterschiede

Grundwasser wird durch versickerndes Niederschlagswasser und Infiltration von Oberflächengewässern (insbesondere Infiltration von Flusswasser) gebildet. Regionale Unterschiede zwischen den Grundwasservorkommen können unter anderem auf folgende Faktoren zurückgeführt werden:

  • Regional unterschiedliche Niederschlagsmengen.
  • Grösse und Speichervolumen der Grundwasservorkommen: grosse Grundwasservorkommen (z. B. Region Wasseramt) reagieren im Allgemeinen träger auf klimatische Änderungen als kleine Vorkommen (z. B. Region Lüsseltal).
  • Unterirdische Zuflüsse aus anderen Regionen können unter Umständen ausbleibende Niederschläge kompensieren.
  • Interaktion mit Flusswasser: Infiltrierendes Flusswasser kann wesentlich zur Grundwasserneubildung beitragen.

Im Folgenden wird der Verlauf der Grundwasserpegel im vergangenen Jahr in 3 Regionen näher betrachtet.

1. Region Lüsseltal

Bei der Grundwasserregion Lüsseltal handelt es sich um ein vergleichsweise kleines Grundwasservorkommen mit einer durchschnittlichen Mächtigkeit von nur 2 bis 10 m und einer geringen Speicherkapazität. Entsprechend reagiert das Grundwasser vergleichsweise schnell auf Niederschlagsereignisse resp. deren Ausbleiben.

Während die Gesamtniederschlagsmenge der Messstation Erschwil über den Zeitraum 21/22 nur knapp unterhalb der Norm (21/22: 981 mm / Norm: 995 mm) blieb, waren die Schwankungen im Jahresverlauf sehr ausgeprägt: niederschlagsreiche Sommermonate gefolgt von einer langen Trockenperiode im Winterhalbjahr 21/22.

Der niederschlagsreiche Sommer 2021 führte zum höchsten Grundwasserstand seit Messbeginn. Nach dem überdurchschnittlich trockenen Winterhalbjahr lag der Grundwasserpegel deutlich unter dem langjährigen Mittel. Im März 2022 wurden sogar ein neuer Tiefststand erreicht.

2. Region Thal

Bei der Grundwasserregion Thal handelt es sich ebenfalls um ein kleines Grundwasservorkommen. Die Grundwasserregion ist aber auch sehr stark durch die Interaktion mit der Dünnern und unterirdischen Zuflüssen aus dem Jurakarst geprägt. Ausbleibende Niederschläge können zum Teil durch Infiltration der Dünnern kompensiert werden.

In der Region Thal lagen die Jahresniederschlagssummen über den gesamten Zeitraum April 2021 bis Ende März 2022 leicht über der Norm (21/22: 1'110 mm / Norm: 1'033 mm). Dies ist vor allem auf die niederschlagsreichen Sommermonate zurückzuführen. Auch hier sind die jahreszeitlichen Schwankungen augenscheinlich.

Die Grundwasserstände in der Region Thal lagen im Sommer 21 mehrheitlich über dem langjährigen Durchschnitt und erreichten zum Teil neue Höchstwerte. Nach einem trockenen Winterhalbjahr lagen die Pegelstände Ende März zwar deutlich unter dem langjährigen Mittel aber noch im saisonalen Schwankungsbereich.

3. Region Wasseramt

Das Grundwasservorkommen in der Region Wasseramt ist deutlich grösser und ergiebiger im Vergleich zu den Regionen Thal und Lüsseltal. Knapp 40 % des im Kanton Solothurn geförderten Grundwassers stammt aus dieser Region. Der Grundwasserpegel reagiert mit Verzögerung auf Niederschläge. Die Pegelstände sind zudem stark beeinflusst durch die Interaktion mit der Emme, Oesch und ihren jeweiligen Nebengewässern.

Auch hier schwanken die Niederschlagsmengen über das Jahr hinweg beträchtlich. Gesamthaft lagen die Niederschlagssummen leicht über dem bisherigen Jahresdurchschnitt (21/22: 1'090 mm / Zeitraum 2007 bis 2021: 1'006 mm).

Im Wasseramt lagen die Grundwasserstände ganzjährlich über dem langjährigen Mittel. Die höchsten Pegel wurden auch hier im Sommer 2021 verzeichnet. Im trockenen Herbst und Winterhalbjahr sanken die Pegel nur langsam ab.

Fazit

Die Grundwasserregionen im Kanton Solothurn reagierten sehr unterschiedlich auf die schwankenden Niederschlagsmengen im Zeitraum 2021/22. Grundwasservorkommen wie in der Region Wasseramt können ausbleibende Niederschläge über eine gewisse Dauer abfedern. Einige trockene Monate bedeuten hier noch keine Einschränkung für die Ergiebigkeit des Grundwasservorkommens. Kleinere Grundwasservorkommen ohne nennenswerte Zuflüsse sind deutlich vulnerabler. Bleiben die Niederschläge aus, sinken hier die Grundwasserstände rascher ab.