Pflegeberuf fördern

Amanda Brotschi steht vor ihrem Büro
Amanda Brotschi, Leiterin Gesundheitsversorgung

In wenigen Wochen startet im Kanton Solothurn die Ausbildungsoffensive in der Pflege. Über die nächsten acht Jahre erhalten Gesundheitseinrichtungen, Studierende und die kantonale höhere Fachschule Pflege finanzielle Beiträge von insgesamt 36 Millionen Franken. Amanda Brotschi vom Gesundheitsamt erklärt im Interview, wer künftig wie profitieren kann.

 

Der Regierungsrat hatte angekündigt, das kantonale Gesetz für die Ausbildungsoffensive per 1. Juli 2024 in Kraft zu setzen. Ist man auf Kurs?

Ja, das Gesetz wird per 1. Juli in Kraft treten. Die umfangreichen Diskussionen in den vorberatenden Kommissionen des Kantonsrates und die Verzögerungen bei der Ausführungsverordnung des Bundes haben allerdings zu einer leichten Verzögerung geführt. Die kantonalen Rechtsgrundlagen werden darum rückwirkend in Kraft gesetzt.

Die Ausbildungsoffensive umfasst drei Massnahmen. Zum einen sollen Quer- oder Späteinsteigerinnen und -einsteiger Ausbildungsbeiträge erhalten. Wer erhält wieviel finanzielle Unterstützung?

Ausbildungsbeiträge erhalten Absolvierende des Bildungsgangs Pflege HF oder des Studiengangs Pflege FH, die ihren Wohnsitz im Kanton Solothurn und das 24. Altersjahr vollendet haben oder elterliche Unterhaltspflichten erfüllen müssen. Der Ausbildungsbeitrag beträgt monatlich pauschal 2'000 Franken pro Person. Auszubildende mit elterlichen Unterhaltspflichten erhalten unabhängig von der Anzahl Kinder zusätzlich einen Zuschlag von 400 Franken pro Monat.

Ab wann können Interessierte von Ausbildungsbeiträgen profitieren und wie kommen sie zu diesem Geld?

Gesuche für Ausbildungsbeiträge können ab dem 1. Juli 2024 beim Amt für Berufsbildung, Mittel- und Hochschulen online eingereicht werden. Beitragsberechtigte Personen erhalten dann nach Beginn oder Fortsetzung ihrer Ausbildung die entsprechenden Beiträge, erstmals ab Oktober 2024.

Sie sind in direktem Kontakt mit der Pflegebranche. Wie ist die Stimmung in den Spitälern, Alters- und Pflegeheimen und den Spitex-Organisationen?

Die Pflegefachpersonen stehen unter einem merklich gestiegenen Zeitdruck und leiden unter deutlichem Fachkräftemangel. Dennoch kümmern sie sich nach wie vor mit sehr hohem Engagement um alle Menschen, die Pflege benötigen.

Der Kanton Solothurn strebt mit der Ausbildungsoffensive eine Steigerung um 20 Prozent auf rund 100 Abschlüsse von Pflegefachpersonen pro Jahr an. Reicht das, um die Situation zu verbessern?

Wenn wir 100 Abschlüsse pro Jahr erzielen, wäre das schon sehr gut. Diese Anstrengungen reichen jedoch nicht aus, um all jene Pflegefachkräfte zu ersetzen, welche in den nächsten Jahren nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten werden, zum Beispiel wegen Pensionierungen. Die Einrichtungen müssen ihre Verantwortung ebenfalls wahrnehmen und ihre bisherigen Ausbildungsleistungen steigern, damit künftig wieder genügend qualifiziertes Personal für die Pflege zur Verfügung steht. Und es braucht weitere Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen.

Die Arbeitsbedingungen werden in einer zweiten Etappe angegangen. Wie ist hier der Zeitplan?

Der Bund hat Anfang Mai 2024 die Vernehmlassung mit seinen Vorschlägen für diese zweite Etappe eröffnet. Mit einem neuen Bundesgesetz sollen die Arbeitsbedingungen in der Pflege verbessert werden. Der Kanton Solothurn wird dazu bis Ende August Stellung nehmen. Danach hängt es vom Bundesrat und Bundesparlament ab, wie schnell das Gesetz umgesetzt wird.