Wichtige neue Funde für die archäologische Sammlung
23.04.2001 - Solothurn – Eine fast 600 Jahre alte Goldmünze sowie ein Beil und eine Lanze aus der Bronzezeit, beide etwa 3500 Jahre alt, sind wichtige Neueingänge der archäologischen Sammlung des Kantons Solothurn. Gemeinsam ist allen Funden, dass sie schon vor vielen Jahren entdeckt worden sind, aber erst jetzt in den Besitz des Kantons gelangten.
Nach mehr als 80 Jahren ist eine weitere Goldmünze aus dem im Jahre 1919 entdeckten Münzschatzfund von Niedergösgen zum Vorschein gekommen. Wie Hans Guggisberg, Messen, der Überbringer der Münze berichtet, war diese von Fritz Schär, dem Entdecker des Schatzes, seinem Grossvater geschenkt worden. Über einen Onkel, der die Münze hatte bestimmen und datieren lassen, danach aber vergass sie zurückzugeben, kam sie schliesslich zu Hans Guggisberg. Die restlichen 33 Gold- und 302 Silbermünzen lieferte Schär den Behörden ab. Er erhielt dafür einen Finderlohn von 2000 Franken, 1919 für einen Schuhmacher eine stattliche Summe.
Die verschenkte Münze hat Schär offenbar niemandem gegenüber erwähnt, denn sie fehlt in allen Kommentaren und Publikationen über den Schatzfund von Niedergösgen. Die "neue" Münze ist ein 1409 in Bonn geprägter Goldgulden. Der Münzschatz von Niedergösgen ist als Ganzes bisher nie wissenschaftlich ausgewertet worden. Immerhin lässt sich sagen, dass die Münzen um 1415 in den Boden gelangt sein müssen. Damals eroberten die Berner den Aargau, und neben den Kriegerhorden dürften auch andere Wegelagerer und Räuberbanden die Gegend unsicher gemacht haben.
Es fällt auf, dass von zwei Lausanner Münzen abgesehen, alle Münzen im Ausland geprägt worden sind. War es ein fremder, durchreisender Händler, der in höchster Not seine Barschaft am Wegrand versteckte? In den Kriegswirren kam er vielleicht nachher ums Leben, oder war sonstwie verhindert sein Eigentum wieder auszugraben.
Abenteuerlich ist die Fundgeschichte eines Bronzebeiles und einer bronzenen Lanzenspitze, die 1970 in der Nähe des heutigen Kraftwerkes in Flumenthal aus der Aare gebaggert wurden. Die Archäologin Hanni Schwab war zwischen 1963 und 1972 eigens angestellt um die Aushubarbeiten der 2. Juragewässerkorrektion wissenschaftlich zu begleiten. Sie berichtet, dass ihr das Beil und die Lanze von der Bauleitung übergeben wurden. In der Baubaracke legte sie die Funde zurecht um sie zu fotografieren, als sie unerwartet auf die Baustelle gerufen wurde. Bei ihrer Rückkehr waren die Funde weg, alles Suchen und Nachforschen blieb ergebnislos! Die verschwundenen Bronzeobjekte liessen Hanni Schwab keine Ruhe. Erst viel später erfuhr sie, dass der Baggerführer, der die Funde geborgen hatte, diese wieder an sich genommen hatte, weil er sie unbedingt für sich behalten wollte. Nach intensiven Nachforschungen stiess Schwab schliesslich vor einigen Wochen auf die Spur der vermissten Gegenstände. Die Witwe des Baggerführers sandte die Funde an Schwab, die sie an die Kantonsarchäologie Solothurn weiterleitete.
Das Beil und die Lanzenspitze sind so gut erhalten, dass sie nicht weiter konserviert werden müssen; ihr grüner, glänzender Überzug schützt sie vor weiterer Korrosion. Die Lanze ist innerhalb der Bronzezeit nicht näher zu datieren. Hingegen gehört das Beil auf Grund seiner Form an das Ende der mittleren Bronzezeit, das heisst in die Zeit zwischen 1400 und 1300 v.Chr. Erstaunlich viele Bronzefunde, neben Beilen und Lanzen auch Schwerter, Dolchklingen und Gewandnadeln, kommen aus Gewässern. Besonders viele wurden in der näheren und weiteren Umgebung des Zusammenflusses von Aare und Emme gefunden. Wegen dieser auffälligen Fundhäufung muss angenommen werden, dass die Geräte und Waffen absichtlich, als Opfergaben versenkt worden sind.