Psychiatrische Dienste - Vernetzung als Zeichen des Wandels

06.06.2001 - Solothurn - Als Freudentag bezeichnen die Psychiatrischen Dienste des Kantons Solothurn (PDKS) in ihrem soeben erschienenen Jahresbericht den 6. September 2000. An diesem Tag genehmigte der Kantonsrat die Vorlage zur Sanierung der stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie der Erwachsenenpsychiatrie. Weil vieles im Umbruch ist, braucht es eine stärkere Vernetzung aller Beteiligten. Die Rechnung verzeichnete ein positives Ergebnis und einen leicht tieferen Staatsbeitrag.

Mit der Zustimmung zur Bauvorlage habe das Parlament trotz finanziell schwierigen Zeiten den Anspruch auf eine neuzeitliche Infrastruktur für psychisch kranke Menschen bestätigt, schreibt der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Direktor Rolf Neuenschwander. Im Berichtsjahr hatten sich die PDKS zudem mit einer weiteren Folge der Finanzsituation auseinanderzusetzen, mit der Regionalisierung der Spitäler im Kanton. Inzwischen sah der Regierungsrat davon ab, die Psychiatrischen Dienste – bei denen die skeptischen Stimmen überwogen – mit zwei somatischen Spitälern (Bürgerspital Solothurn, Spital Grenchen) in der Spitalregion West zu vereinigen.

Intensive Zusammenarbeit
Der starke Wandel im Gesundheitswesen und die knappen Ressourcen führen dazu, dass Verbesserungen über verstärkte Kooperation und vernetztes Arbeiten gesucht werden. Im Jahr 2000 habe sich die Zusammenarbeit mit anderen Leistungserbringern (Psychiatern, Hausärzten, Suchthilfen und Ärztegesellschaft) sehr intensiv angelassen, hält der Chefarzt der Erwachsenenpsychiatrie, Daniel Bielinski, fest. Einen wichtigen Bestandteil der Behandlungskontinuität bildete der gegenseitige Konsiliardienst mit dem Bürgerspital Solothurn. Diese Schnittstelle zwischen Somatik und Psychiatrie habe auch im vergangenen Jahr reibungslos funktioniert.

In der Kinder- und Jugendpsychiatrie übersteigt die Nachfrage nach den Ausführungen von Chefarzt Daniel Barth das Angebot deutlich. Vergleichende Berechnungen würden durch die Erfahrungen in der Praxis bestätigt. Eine wesentliche Entlastung brächte die Schaffung unbefristeter Spitalarztstellen. Zur Verbesserung der Situation wird der Ausbau der Ambulatorien in Grenchen und Solothurn beitragen, doch besteht die schwierige Aufgabe darin, "die personelle Erweiterung so umzusetzen, dass neben der Kapazität auch Kompetenz und Kontinuität gesteigert werden können".

Veränderungen lösen vielfach Angst, Widerstand und Unsicherheit aus. Die Leiterin des Pflegedienstes, Ruth Wälchli, sieht im Wandel hingegen eine Chance, und sie freut sich über die Eröffnung der gerontopsychiatrischen Tagesklinik am 1. März 2001. Vieles ist auch in der Pflegeausbildung in Bewegung; es wird innerhalb des Kantons noch immer der richtige Mix von Zentralisierung und Dezentralisierung gesucht. Die Spitäler übernehmen wieder vermehrt Aufgaben, die bisher vom Bildungszentrum für Gesundheitsberufe erfüllt wurden – eine Entwicklung, die von der Leiterin des Pflegedienstes mit Genugtuung registriert wird.

Weitere Zunahme der Nachfrage
Die PDKS umfassen die Abteilungen für Akutpsychiatrie, Rehabilitation und Gerontopsychiatrie sowie die Tageskliniken. In der Erwachsenenpsychiatrie ist die laufende Überprüfung des Angebots im Rahmen des Leistungsauftrages eine Daueraufgabe. Im Suchtbereich wird das Ziel verfolgt, die Aktivitäten besser zu bündeln und durch eine Konzentration der Kräfte nachhaltigere Ergebnisse zu erzielen. Das Vorhaben der Betreuung gerontopsychiatrischer Langzeitpatientinnen und -patienten in der Aussenstation Fridau in Egerkingen zu betreuen litt unter baulichen und infrastruktuellen Mängeln, die enge Grenzen setzten. Beim Angebot im Raum Olten, für dessen Erweiterung derzeit personelle und finanzielle Mittel fehlen, zeichnet sich mittelfristig eine Verbesserung ab. In der Kinder- und Jungendpsychiatrie schuf die Zustimmung des Kantonsrates zur Bauvorlage die Voraussetzung, damit in den Gebäuden des ehemaligen Arbeitslehrerinnenseminars und des Schülerinnenkosthauses im Steingrubenquartier in Solothurn eine Abteilung für Jugendliche geführt werden kann.

Die anhaltend hohe Nachfrage zeigt sich in den Patientienzahlen. Der ambulante Bereich der Erwachsenenpsychiatrie, die Ambulatorien Solothurn und Olten sowie die Tagesklinik Olten, wurde von 581 (Vorjahr 548) Patienten in Anspruch genommen, und Ende Jahr wurden 300 (260) Patienten betreut. Der stationäre Bereich verzeichnete bei 963 (857) Eintritten und 955 (866 Austritten) am 31. Dezember 2000 einen Bestand von 186 (178) Patienten. In den kinder- und jugendpsychiatrischen Einrichtungen wurden 923 (873) junge Patienten ambulant behandelt, und der stationäre Bereich hatte bei 15 (14) Eintritten und 17 (14) Austritten Ende Jahr einen Bestand von 12 (14) Patienten.

Rechnung mit positivem Ergebnis
Die Gesamtzahl der Pflegetage belief sich im Berichtsjahr 2000 auf 74 434 (Vorjahr 71 680). Die durchschnittliche Patientenzahl betrug 195 (193), die durchschnittliche Bettenbelegung 87,9 (85,9) Prozent und die durchschnittliche Aufenthaltsdauer sank erneut leicht auf 59,6 (60,6) Tage. Die Rechnung der PDKS erforderte bei einem Aufwand von 32,1 (30,8) Mio. Fr. und einem Ertrag von 20,8 (19,7) Mio. Fr. einen Staatsbeitrag 11,3 (11,0) Mio. Fr. Er liegt um 0,4 Mio. Fr. unter dem Voranschlag. Vom Gesamtaufwand je Patienten-Pflegetag von 431.- (430.-) Fr. wurden 217.- (208.-) Fr. durch Pflegetaxen, 62.- (67.-) Fr. durch andere Einnahmen und 152.- (155.-) Fr. durch den Staatsbeitrag gedeckt. Das positive Ergebnis der Rechnung erforderte grosse Anstrengungen aller Beteiligten, namentlich des Personals, das einschliesslich der Personen in Ausbildung und in Nebenbetrieben 370 (335) Beschäftige zählte.