Regierung will die Fachhochschule in Olten konzentrieren
09.11.2001 - Solothurn – Der Regierungsrat hat seine Strategie zur fachlichen Weiterentwicklung der Fachhochschule Solothurn Nordwestschweiz verabschiedet und beantragt dem Kantonsrat die Anpassung der gesetzlichen Grundlagen. Die Fachhochschule wird in Olten konzentriert. Die Art und Weise des Ausbaus in Olten ist noch offen und soll nun abgeklärt werden. Die Technikerschule verbleibt in Grenchen und die Schweizerische Höhere Fachschule für Augenoptik wird in die Fachhochschule integriert. Nach dem Nein aus dem Aargau zur Schaffung einer gemeinsamen Fachhochschule (FH), will der Regierungsrat die Zusammenarbeit im Rahmen der FH Nordwestschweiz (FH NW) weiter vertiefen. Das Geschäft soll im Dezember 2001 im Kantonsrat beraten werden.
Im Dezember 1999 haben die Regierungen der Kantone Aargau und Solothurn die Absicht zur Schaffung einer gemeinsamen Fachhochschule mit Standorten in Aarau und Olten erklärt. Diese Absicht liess sich, vor allem wegen der damit verbundenen Aufgabe des FH-Standortes Brugg, nicht umsetzen. Statt dessen wird gemäss einem Beschluss der zuständigen Bildungsdirektoren die bisherige, insgesamt erfolgreiche Zusammenarbeit im Rahmen der FH NW (unter Einbezug der beiden Basel und Beibehaltung der kantonalen bzw. bikantonalen Trägerschaft der drei Teilschulen) weiter vertieft. Damit sollen u.a. auch die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass der Bund seine für das Jahr 2003 geplante definitive Bewilligung zur Führung der Fachhochschule erteilen kann.
Seine neue erfolgversprechende Strategie hat der Regierungsrat in sieben Punkten zusammengefasst.
- Vertiefung der Zusammenarbeit im Rahmen der FH NW: Die Vereinbarung der Kantone AG, BS, BL, SO wird neu gefasst, um die gemeinsamen Organe der FH NW zu stärken. Vermehrt soll die FH NW anstelle ihrer Teilschulen in den Vordergrund treten. Die Zusammenarbeit soll insbesondere für die Vertretung der FH NW und ihrer Teilschulen gegenüber den Bundesbehörden, für eine gemeinsame strategische Planung und für eine Koordination, Angebotsdifferenzierung und –konzentration im Leistungsangebot sorgen.
- Konzentration der FHSO in Olten: Die FHSO muss rasch an einem einzigen Standort konzentriert werden, dies aus fachlichen und betriebswirtschaftlichen Gründen. Der Regierungsrat beantragt die Konzentration der FH am Standort Olten, mit Ausnahme der Technikerschule, die in Grenchen verbleibt. Die nötigen Planungen sollen an die Hand genommen werden. Für die Bereitstellung der nötigen Infrastruktur sind alle Finanzierungsalternativen – Miete, Kauf oder Bau – zu prüfen.
- Interdisziplinäre Ausrichtung: Die FHSO wird als Mehrsparten-Fachhochschule, welche die Wissenschaftsbereiche Wirtschaft, Technik und Soziales integriert, weiterentwickelt. Die interdisziplinäre Ausrichtung wird als wichtige Voraussetzung für den Aufbau einer zukunftsfähigen FH weiter verstärkt werden.
- Ausbau der Stärken in Weiterbildung, Forschung und Entwicklung: Die führende Stellung der FHSO im Weiterbildungsbereich soll weiter ausgebaut werden. In Abstimmung mit den Partnerschulen der FH NW werden klar umschriebene Schwerpunkte in der anwendungsbezogenen Forschung und Entwicklung aufgebaut bzw. weiterentwickelt.
- Ausweitung der Studienplätze im Bereich Wirtschaft: Aufgrund der positiven Entwicklung der Berufsmaturität, v.a. kaufmännischer Richtung, wird ein deutliches Wachstum der Diplomstudien in Betriebsökonomie und Wirtschaftsinformatik erwartet.
- Konzentration im Bereich Technik: Die bisherigen drei Studiengänge im Bereich Technik werden abgelöst durch die Studiengänge Wirtschaftsingenieur und Technische Informatik (Information Engineering). Beide werden im Rahmen der FH NW entwickelt und abgestimmt.
- Ergänzung durch Augenoptik: Eröffnung eines Studiengangs Augenoptik, kostenneutrale Integration und Weiterentwicklung der bisherigen Schweizerischen Höheren Fachschule für Augenoptik in Olten.
- Noch offen ist die Weiterentwicklung im Bereich Soziales. Je nach Ergebnis der Strategiearbeiten im Rahmen der FH NW wird der bisherige Studiengang in Sozialer Arbeit allenfalls durch ein neues Angebot, z.B. im Bereich Sozialmanagement, abgelöst.
- Geprüft, aber verworfen wurde der Verzicht auf die Aktivitäten im Bereich Technik. Wie die Abklärungen zeigen, liessen sich damit Kosten in der Grössenordnung von 1.5-2.0 Mio. Fr. einsparen, dies allerdings ohne Berücksichtigung der Auswirkungen auf die Steuererträge und die volkswirtschaftlichen Impulse aus dem Betrieb dieses FH-Bereiches. Bei einer Gesamtbetrachtung unter Einschluss dieser Effekte würde für den Kanton kaum eine Ersparnis resultieren, jedoch würde die Fachhochschule massiv geschwächt und letztlich existenziell gefährdet, und die von der Industrie anerkannten, bedeutenden Leistungen im Wissenstransfer gingen verloren. Deshalb wäre dieser Verzicht keine erfolgversprechende Strategie.
- Die Planungen zur Entwicklung der FH werden darauf ausgerichtet, dass der Staatsbeitrag an die Fachhochschule 16.5 Millionen Franken nicht übersteigt (Kostendach), dies unter Berücksichtigung des erwarteten Wachstums an Studierenden und der (Miet-)Kosten für die neuen Räumlichkeiten in Olten.
Der Regierungsrat beantragt deshalb dem Kantonsrat
- die Kenntnisnahme der beschriebenen Strategie zur Entwicklung der Fachhochschule;
- die Aenderung des Fachhochschulgesetzes derart, dass die Standortgemeinden auch bei Mietverhältnissen einen Beitrag an die Kosten von Bauten im Fachhochschulbereich übernehmen;
- die Aufhebung des HTL-Gesetzes sowie von § 27 des Fachhochschulgesetzes (betr. Eingliederung der HTL);
- die Aenderung der Verordnung über die Fachrichtungen und Schulstandorte der Fachhochschule mit der neuen Umschreibung der Fachrichtungen (Wirtschaft, Technik, Soziales), der Bezeichnung von Olten als Standort der Fachhochschule (bis die räumlichen Voraussetzungen dafür geschaffen sind, können Teile der FH auch in Oensingen geführt werden; die Technikerschule verbleibt in Grenchen) und der Eingliederung der Schweiz. Höheren Fachschule für Augenoptik, Olten.
Die Beratung der Vorlage ist für die Dezembersession des Kantonsrates vorgesehen.
Die Fachhochschule Solothurn Nordwestschweiz (FHSO) wurde 1998 als Teil der Fachhochschule Nordwestschweiz (FH NW) geschaffen und seither ihrem Leistungsauftrag gemäss aufgebaut. Der Verordnung über die Fachrichtungen und Schulstandorte der Fachhochschule entsprechend werden heute die Bereiche Technik, Wirtschaft und Soziales geführt, dies an den Standorten Olten, Oensingen und Grenchen.