Europäischer Tag des Denkmals - Fachleuten über die Schultern schauen

04.09.2002 - Solothurn - Der Europäische Tag des Denkmals vom 7./8. September 2002 steht unter dem Motto "Mit Hammer, Laser und Skalpell – Handwerk und Hightech am Denkmal". In der ganzen Schweiz werden an diesem Wochenende über 100 Denkmäler, Museen, Archive und Werkstätten dem Publikum offen stehen. In Solothurn können im Museum Altes Zeughaus und in der Kapelle zu Kreuzen Fachleute aus verschiedenen Bereichen der Kulturgüter-Erhaltung bei ihrer Arbeit beobachtet werden.

Das Museum Altes Zeughaus gewährt am Europäischen Tag des Denkmals am 7. und 8. September Restauratoren und Konservatoren Gastrecht. Diese werden an mehreren, im ganzen Museum verteilten Arbeitsplätzen Einblick in ihre Arbeit geben und dem Publikum für Auskünfte über ihre faszinierende Tätigkeit zur Verfügung stehen. Das Museum Altes Zeughaus selbst zeigt am Beispiel eines konservierten, gut gepflegten und eines nicht gewarteten, heruntergekommenen Harnisches was geschieht, wenn das ihm anvertraute Kulturgut nicht fachgerecht restauriert und aufbewahrt werden kann. Dem Museum Altes Zeughaus fehlen nämlich zur Zeit die nötigen Mittel, um seine Sammlungen, insbesondere auch seine berühmte Harnischsammlung, pflegen und unterhalten zu können.

Der Altar aus der St. Urbankapelle
Daneben werden Restauratoren Teile des Barockaltars aus der St. Urbankapelle in Solothurn konservieren, retuschieren, marmorieren und vergolden. Eine grosszügige Spende ermöglichte es 1997, das Innere der Kapelle zu restaurieren. Der wertvolle Altar hingegen, der zu den bedeutendsten Ausstattungsstücken kirchlicher Baukunst der Stadt Solothurn gehört, fristete bis vor kurzem ein klägliches Dasein und verlotterte zusehends. Erst nach und nach gelingt es, den zerlegten und vor fünf Jahren ins Atelier des Restaurators abtransportierten Altar zu restaurieren und wieder aufzustellen. In die Altararchitektur mit vier kunstvoll geschnitzten Säulenpaaren sind eine zentral angeordnete Figur der trauernden Maria mit dem Leichnam Jesu, eine sogenannte Pietà, und sechs Heiligenfiguren integriert. Bekrönt wird der Altar vom Doppelwappen der Äbte Joseph zur Gilgen und Malachius Glutz. Man geht heute davon aus, dass Abt Gilgen (1701-1706) den Bau einer neuen Kapelle in Solothurn anregte, aber erst sein Nachfolger Glutz (1706-1726) die Pläne umsetzte. Der kleine Kirchenbau entstand als Hauskapelle des St.Urbanhof, dem Amtssitz des luzernischen Klosters St. Urban in Solothurn.

Scherben, Gürtelschnallen und Megabytes
In der von der Kantonsarchäologie Solothurn produzierten Ausstellung Höhle-Castrum-Grottenburg im vierten Stock des Museums werden Fachleute Einblick geben in das Restaurieren archäologischer Funde. Am Beispiel von Keramikscherben und von eisernen Gürtelschnallen werden sie den weiten Weg aufzeigen, den ein Fundgegenstand von der Ausgrabung bis in eine Ausstellungsvitrine zurücklegen muss. Gleichzeitig wird der Ausstellungsgestalter am Bildschirm demonstrieren, wie aus Einzelbildern und Textabschnitten Ausstellungstafeln entstehen. Die Besucher werden auch Gelegenheit haben, sich in die Geheimnisse einer Multimedia-Produktion einweihen zu lassen. Die Ausstellung "Höhle-Castrum-Grottenburg, Archäologische Streifzüge in Solothurn" gibt auf leichte und unterhaltende Art und Weise Einblick in die älteste Geschichte des Kantons Solothurn. Sie ist noch bis Ende Dezember 2002 im Museum Altes Zeughaus zu sehen.

Die Kapelle zu Kreuzen
In der Kapelle zu Kreuzen, am oberen Ende der Verenaschlucht, wird zur Zeit der barocke Altar restauriert. Am Europäischen Tag des Denkmals werden die Besucher in der Kapelle der Restauratorin bei ihrer Arbeit über die Schultern blicken können. Die Gesellschaft der Einsiedelei St. Verena bietet darüber hinaus ein reiches Begleitprogramm an. So werden Interessierte unter anderem selber Gelegenheit haben, einen barocken Engel zu vergolden!

Der Europäische Tag des Denkmals
Der Europäische Tag des Denkmals findet in 47 Ländern statt und zieht jedes Jahr gegen 20 Millionen Besucher an. Die Schweiz beteiligt sich zum neunten Mal daran. Ziel dieses Grossanlasses ist es, das historische Kulturgut der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Europäische Tag des Denkmals gibt auch Gelegenheit Funktion und Aufgabe des historischen Kulturgutes in Vergangenheit und Gegenwart zu erläutern, und auf Probleme seines Schutzes und seiner Erhaltung aufmerksam zu machen.

Programm
Museum Altes Zeughaus:
Samstag, 7. September und Sonntag, 8. September 2002
10-12 und 14-17 Uhr
An beiden Tagen freier Eintritt

Kapelle zu Kreuzen
Führungen durch die Kapelle:
Samstag, 7. September 2002, 11 Uhr, 14 Uhr
Sonntag, 8. September 2002, 11 Uhr, 14 Uhr, 16 Uhr
Restauratorin an der Arbeit:
Samstag, 7. September 2002, 14-17 Uhr
Sonntag, 8. September 2002, 10-12 Uhr, 14-17 Uhr

Europäischer Tag des Denkmals: www.hereinspaziert.ch
Ausstellung HÖHLE-CASTRUM-GROTTENBURG: www.castrum-solothurn.ch