Neuste Umfrage - Berufswahlverhalten hat sich kaum verändert

03.09.2002 - Solothurn – Das Berufswahlverhalten der Solothurner Jugendlichen hat sich seit dem vergangenen Jahr kaum verändert. Das ergab eine Umfrage des Amtes für Berufsbildung und Berufsberatung bei 2407 Jugendlichen. Befürchtungen für einen Lehrstellenengpass haben sich glücklicherweise nicht bewahrheitet.

Wie jedes Jahr führte die Abteilung Berufs- und Studienberatung des Amtes für Berufsbildung und Berufsberatung bei den Schülern die aus der obligatorischen Schulpflicht entlassen werden eine Umfrage durch. Mit Stichdatum vom 17. Juni 2002 sind 2407 Jugendliche (1242 Schüler und 1165 Schülerinnen) erfasst worden.

Die künftigen Ausbildungsschritte sind in vier Kategorien geordnet und verteilen sich prozentual wie folgt:

  • 9% besuchen weiterführende Schulen wie die Diplommittelschule DMS oder die Mittelschule MAR (wobei der eigentliche Übertritt hier schon nach dem fünften bzw. achten Schuljahr erfolgt).
  • 65% treten mit der Wahl einer beruflichen Ausbildung (Lehre, An- und Vorlehre) in den Arbeitsprozess ein oder nehmen eine Arbeitsstelle ohne Ausbildungsbegleitung (Job) an.
  • 19% treffen Übergangslösungen mit eher schulischer oder eher praktischer Ausrichtung (zehnte Schuljahre, Vorkurse, Praktika).
  • 7% sind Unentschlossene, die noch keine Anschlusslösung getroffen oder in Aussicht haben.

Die prozentuale Verteilung in diesen vier Hauptbereichen ist ähnlich wie in den vergangenen Jahren. Eine leichte Zunahme um 2% ist beim Eintritt in den Arbeitsprozess festzustellen; entsprechend etwas weniger sind geplante Zwischenjahre. Auch die Anzahl Unentschlossener ist von 210 auf 180 gesunken.

Wie sieht das von zwei Dritteln der Jugendlichen gewählte Berufsspektrum aus?
Nur fünf Prozent dieser Jugendlichen wählen eine An- oder Vorlehre oder treten jobweise in den Arbeitsprozess ein. Die am meisten gewählten Berufslehren sind - analog zum gesamtschweizerischen Wahlverhalten - die kaufmännische Lehre, Polymechaniker, Elektromonteur bei jungen Männern, die kaufmännische Lehre, Verkäuferin und Coiffeuse bei jungen Frauen. Diese Spitzenplätze sind seit Jahren praktisch unverändert hoch. 30% der jungen Männer und 57% der jungen Frauen, die eine Berufslösung treffen, treten in eine dieser Berufslehren ein. Gesamthaft betrachtet beginnt jeder dritte Schulabgänger eine KV-, Polymechaniker- oder Verkaufslehre.

Weiter stark vertreten sind bei jungen Frauen die Berufsgruppen der Gesundheits- und medizinischen Assistenzberufe wie Dentalassistentin, (tier-)medizinische Praxisassistentin, Pharma-Assistentin und Drogistin. Die Nachfrage für diese Berufe ist noch grösser, doch fehlen entsprechende Ausbildungsplätze. Ebenfalls auf ein grösstenteils fehlendes Lehrstellenangebot zurückzuführen sind nur vereinzelt gewählte, aber oft gewünschte Berufe wie Kosmetikerin, Polygraf oder alle gestalterischen Lehrberufe wie Dekorationsgestalter, Schrift- und Reklamegestalter u.a.

Berufe haben kein Geschlecht
Die Grenze einer «geschlechtsspezifischen Berufswahl» wird immer durchlässiger. Die jungen Frauen sind auf dem Vormarsch und wählen vereinzelt Berufe wie Elektromonteurin, Automechanikerin und -monteurin, Konstrukteurin, Mechapraktikerin, Drucktechnologin, Haustechnikplanerin. In Berufen wie Hochbauzeichner, Koch, Servicefachangestellter, Maler, Bäcker-Konditor ist die Geschlechterverteilung praktisch ausgeglichen. In einigen Berufen wie Drogistin, Polygrafin oder Augenoptikerin ist ein Überhang junger Frauen festzustellen.

Bei den jungen Männern ist der Trend hin zu ehemals typischen Frauenberufen weniger stark bemerkbar. Sie haben schon immer ein grösseres Berufsspektrum belegt, nennen gegen 100 Berufsbezeichnungen (junge Frauen ca. 50). Trotzdem es gibt Ausnahmen, wie den Gastronomiefachassistenten.

Fazit des Berufswahl-Jahrganges 2002
In den Grundzügen ist das Berufswahlverhalten vergleichbar mit den Vorjahren. Die Befürchtungen über einen allzu engen Lehrstellenmarkt sind aufgrund der Umfrageergebnisse nicht eingetreten - was nicht ausschliesst, dass es für Einzelne individuelle Härtefälle gibt oder gegeben hat. Das Berufsspektrum «öffnet» sich erfreulicherweise und kommt weg von einer allzu engen geschlechtstypischen Wahl des Lehrberufes.