Gute Noten für Solothurner Lehrpersonen

19.02.2003 - Solothurn – Die Lehrpersonen des Kantons Solothurn erhalten von ihren Inspektoren respektable Noten. Mehr als ein Jahr lang haben diese das Lernklima in den Schulen überprüft und für gut befunden.

Mehr als anderthalb Jahre lang beobachteten die Inspektoren der solothurnischen Volksschulen und Kindergärten den Unterricht der Lehrpersonen, mit besonderem Augenmerk auf das Kriterium "Lernklima". Die Auswertung brachte eine erfreuliche Tatsache zutage: Die Lehrkräfte im Kanton Solothurn sind gut, und es gelingt ihnen, in den Schulstuben ein gutes, angenehmes Klima herzustellen, das die Lernfreudigkeit der Schülerinnen und Schüler fördert.

"Lernklima" ist wichtigstes Kriterium
Bei einer flächendeckenden Umfrage, die vor zweieinhalb Jahren vom neu gestalteten Inspektorat initiiert wurde, kürten die Lehrpersonen mit grossem Abstand unter 45 andern das Kriterium "Lernklima" als wichtigstes überhaupt. Ohne eine angenehme Ambiance lasse sich schlecht unterrichten und natürlich auch schlecht lernen, fanden sie. Auf Grund der Umfrageergebnisse fasste das Inspektorat die berühmten "Qualitätsmerkmale für die Arbeit der Lehrpersonen" zusammen, sieben Kriterien mit fünf bis acht Indikatoren für den Unterricht und vier Kriterien für die Gestaltung des Schullebens. Das Kriterium "Lernklima", dem die Lehrpersonen oberste Priorität eingeräumt hatten, ist so formuliert: "Eine Lernatmosphäre, die von Respekt, Wertschätzung und Freundlichkeit geprägt ist, beeinflusst den Unterricht positiv."

An Fähigkeiten und Interessen orientiert
Verfassung und Volksschulgesetz verlangen für jedes Kind einen den spezifischen Fähigkeiten, Neigungen und Interessen entsprechenden Unterricht. Die Lehrpersonen sind stark gefordert, diesem Postulat nachzuleben, soviel individualisierenden Unterricht und soviel Flexibilität einzubringen, dass jedes Kind sich seinen eigenen Begabungen entsprechend entwickeln kann. Dazu gehört die Wahl der Lernumgebung, der gezielte Einsatz von Medien und Unterrichtshilfen, die Fähigkeiten, mit Störungen umgehen zu können und die Zielsetzungen situationsgerecht anzusetzen. In diesen Bereichen entsprachen die Lehrpersonen den Erwartungen der Inspektoren.

Persönlichkeit wird respektiert
Ein Indikator des Kriteriums "Lernklima" heisst: "Die Lehrperson zeigt gegenüber den Lernenden Wertschätzung, Echtheit und Einfühlungsvermögen". Schüler als junge Menschen mit Seele, Herz und Kopf wahrzunehmen und in ihrer Eigenart zu akzeptieren, Kinder dort abzuholen, wo sie sind, auf sie einzugehen und ihnen Wertschätzung entgegen zu bringen, das sind wichtige Fähigkeiten, welche die gute Lehrperson auszeichnen. Die solothurnischen Lehrpersonen erhalten gerade in dieser Beziehung gute Rückmeldungen, welche ihre sensible Haltung den Kindern gegenüber unterstreichen.

Neues Kriterium: Zielorientierung
Abstriche in ihrer Arbeit müssen sich die solothurnischen Lehrkräfte in ihren kommunikativen Äusserungen gegenüber den Kindern gefallen lassen. Die Untersuchungen haben ergeben, dass viele Lehrpersonen darauf verzichten, den Kindern die Zielsetzungen ihres Unterrichts, ihrer Lektionen und Projekte klar bekannt zu geben. Dies kann zu Missverständnissen führen, zu verwischten Zielformulierungen und zu Zielverfehlungen. Solche sind aber dem Lernklima nicht zuträglich. Das Inspekorat hat als nächstes das Kriterium "Zielorientierung" gewählt. Die Beobachtungsperiode für dieses Kriterium wird wiederum etwa anderthalb Jahre dauern. Das Kriterium lautet genau: "Der Unterricht wird gemäss den Vorgaben des Lehrplans zielorientiert geplant, gestaltet und ausgewertet". Die Indikatoren dazu, welche speziell zu beachten sind heissen: "Die Lehrperson

  • plant den Unterricht lang-, mittel- und kurzfristig,
  • macht Ziele, Abläufe und Erwartungen den Schülerinnen und Schülern wie auch anderen Lehrpersonen der Klasse transparent,
  • überprüft die Übereinstimmung zwischen Planung und Durchführung des Unterrichtes und begründet Abweichungen."

Beratung und Förderung
Das neue Kriterium hat sich aus der Auswertung der Umfrage klar ergeben. Das Inspektorat, dessen Aufgabe mit "Aufsicht, Beratung und Förderung" umschrieben ist, will mit dem neuen Kriterium die Lehrpersonen dort fördern, wo es sich als notwendig erwiesen hat. Die Inspektorinnen und Inspektoren werden die Vorbereitung für den Unterricht beachten, die Lehrpersonen für die Kommunikation der Zielsetzungen gegenüber den Schülerinnen und Schülern beraten und schliesslich mit ihnen den Lernerfolg überprüfen. Ziel dieser Arbeit ist, die Lehrerinnen, Lehrer und Kindergärtnerinnen zu unterstützen, zu stärken und zu fördern. Denn eines erbringen sämtliche Untersuchungen immer wieder: Eine gute Lehrperson ist für die Entwicklung der Kinder von grösster Bedeutung.

Mit PISA kombinieren
Das neue Kriterium "Zielorientierung" soll auch der Arbeit des Inspektorats auf Grund der PISA-Studie entgegen kommen. Besonderes Augenmerk wird man den Fächern Sachunterricht mit Schwergewicht Natur und dem Lesen und Verstehen widmen. Sobald die Auswertungen der PISA-Studie und vor allem die Empfehlungen der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) vorliegen, diese werden im Mai oder im Juni 2003 erwartet, wird das Departement für Bildung und Kultur die zu treffenden Massnahmen bekannt geben und auslösen. Das Kriterium "Zielorientierung" wird somit nicht nur in Bezug auf den allgemeinen Unterricht, sondern auch in Bezug auf die Zielorientierung in den beiden genannten Fächern, in denen die Schweizer Jugendlichen bekanntlich nur mittelmässig abgeschnitten hatten, zur Anwendung kommen und mit eine Grundlage für bessere Resultate schaffen.