"vorher:nachher" - Europäischer Tag des Denkmals am 10. September
05.09.2005 - Solothurn - Was geschieht mit Bauten, die heutigen Ansprüchen nicht mehr genügen oder nicht mehr gebraucht werden? Der Europäische Tag des Denkmals in der Schweiz geht in diesem Jahr der Frage "vorher:nachher" nach und greift damit das komplexe und kontrovers diskutierte Thema von Alt und Neu im Umgang mit historischen Denkmälern und Kulturgütern auf. In Solothurn kann am 10. September 2005 die soeben umfassend restaurierte Villa Riantmont im Rahmen einer fachkundigen Führung besichtigt werden. Informationen zum Europäischen Tag des Denkmals sind im Internet unter http://www.hereinspaziert.ch abrufbar.
Altbauten legen Zeugnis über die Vergangenheit ab, sie sind historische Dokumente, die uns gestalterische, technische, soziale oder auch wirtschaftliche Aspekte der Zeit vermitteln. Jeder Eingriff setzt eine Entscheidung in Bezug auf die Überlieferung oder Zerstörung einer Information. In der praktischen Denkmalpflege stellt sich deshalb alltäglich die Frage nach dem Stellenwert des Bestehenden und nach dem angemessenen Umgang mit der gebauten Vergangenheit. Ziel der Denkmalpflege ist dabei die Unterstützung eigenständiger Interventionen. Das "Alte" soll in seiner Echtheit und Würde respektiert und "Neues" als Kontrapunkt oder in Einklang mit dem Vorgefundenen artikuliert werden.
Villa Riantmont
Im Kanton Solothurn kann am Tag des Denkmals die spätklassizistisch-historistische Villa Riantmont am Mühleweg 1 in Solothurn besichtigt werden. Das herrschaftliche Wohnhaus gehört zu den bedeutendsten Villen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Kanton. Das dem kaufmännisch und humanistisch gebildeten Bürgertum angehörende Ehepaar Johann und Katharina Kaiser-Hänggi liess das herrschaftliche Wohnhaus von 1870 bis 1872 von einem unbekannten Architekten errichten. 1911 bis 2003 diente die Villa Riantmont der Stiftung Friedel-Hürzeler-Haus als Erholungs- und Altersheim. Seit 2004 ist das Haus wieder in Privatbesitz und wurde kürzlich für die erneute Nutzung als Wohnhaus umgebaut. In diesem Zusammenhang fand auch die Restaurierung der qualitätvollen Wandmalereien statt.
Der kubisch klar definierte zweigeschossige Baukörper wird ost- und westseitig von Veranden begleitet. Der repräsentative Anspruch des Landsitzes kommt in der gartenseitigen Südfassade zum Ausdruck. Sie zeigt einen pilastergeschmückten und giebelbekrönten Mittelteil sowie eine vorgelagerte Terrasse mit Säulenpergola und einer zweiläufigen monumentalen Freitreppe, die in den grosszügig angelegten Garten mit altem Baumbestand führt. Im Innern des Hauses haben sich zahlreiche Ausstattungsteile aus der Bauzeit erhalten. Dazu gehören Parkettböden, ornamental bemalte Täfer und Zimmertüren, Gipsdecken mit plastischen Zierelementen oder reicher Schablonenmalerei, sowie Kachelöfen. Am aufwändigsten dekoriert und gut erhalten sind die Eingangshalle und das Treppenhaus mit qualitätvollen Wandmalereien.
Am Tag des Denkmals kann die Villa Riantmont im Rahmen von fachkundigen Führungen besucht und der Arbeit der Restauratoren nachgespürt werden.
- der europaeische tag des denkmals200595101216 (pdf, 26 KB)