Sozialstatistik - statistische Mitteilung "Alter und Pflege"

01.12.2006 - Solothurn - Im Jahre 2005 präsentierte der Kanton Solothurn den ersten umfassenden Sozialbericht zur sozialen Lage der Bevölkerung im Kanton. Der Sozialbericht soll alle 5-8 Jahre aktualisiert und damit die soziale Entwicklung dargestellt werden. Der Sozialbericht bietet die Basis für die Sozialplanung und die daraus zu treffenden Programme und Massnahmen. Die Datenlage im Bereich der sozialen Sicherheit ist teilweise dürftig. Deshalb wird das Amt für soziale Sicherheit die notwendigen Daten im Rahmen eines Konzeptes "Sozialstatistik" Schritt für Schritt aufbauen und auswerten. Über einzelne Resultate soll in loser Folge mit "statistischen Mitteilungen" informiert und sensibilisiert werden. Eine erste Publikation widmet sich dem Thema Alter und Pflege. Die Mitteilung kann im Internet unter http://www.statistik.so.ch abgerufen werden.

Nach einer Einleitung werden die demographischen Daten und insbesondere die Alterung der Bevölkerung bis 2025/30 dargestellt. Die Folgekapitel widmen sich der Altersvorsorge und der Pflegebedürftigkeit.

Demographie
Ein Sechstel der Bevölkerung des Kantons Solothurn ist heute älter als 64 Jahre. Von den 250'000 Einwohnern des Kantons Solothurn haben somit 41'000 Personen das 65. Lebensjahr erreicht oder bereits überschritten. Mehr als 11'000 (4.5%) Personen sind bereits in den "vierten Lebensabschnitt" (80 Jahre und mehr) eingetreten und gelten je nach Leseart als betagt oder hochbetagt. Mit zunehmendem Alter bilden die Frauen verstärkt eine Mehrheit unter der Bevölkerung ab 65 Jahren. So beträgt der Frauenanteil in der Bevölkerung zwischen 65 und 79 Jahren 55 Prozent und bei den betagten Personen sind es bereits zwei Drittel Frauen (66%).

Im Jahr 2030 wird ein Rentner oder eine Rentnerin noch 2,3 erwerbstätigen Personen gegenüberstehen. Dannzumal werden 20 Prozent der Bevölkerung das 64. Altersjahr und 6.5 Prozent das 80. Lebensjahr überschritten haben.

Die allgemeine demographische Alterung wird hingegen nicht in allen Bezirken des Kantons gleich stark ausfallen: Die grössten Zunahmen beim "Altersquotient" bis 2015 und 2030 werden die Bezirke Bucheggberg, Dorneck und Thierstein zu verzeichnen haben. Am "jüngsten" wird im Jahr 2030 die Bevölkerung in Gäu, Solothurn und Olten sein.

Die allgemein und durchschnittlich gute gesundheitliche Verfassung von Personen im Pensionsalter ermöglicht zunehmend ein verlängertes eigenverantwortliches und selbständiges Leben im Alter. Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass als Folge davon und aufgrund der demographischen Entwicklung bis ins Jahr 2030 auch der finanzielle Bedarf für die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) weiter steigen wird. Gerade weil das höhere Alter verstärkt mit Pflegebedürftigkeit und Demenz verbunden sein kann, sind rechtzeitig Präventionsmassnahmen zu ergreifen.

Altersvorsorge
Von allen Sozialleistungen im Wert von gesamtschweizerisch 123 Mrd. Franken fliessen 44.3 Prozent (54.5 Mrd. Franken) in die Altersvorsorge. Damit ist die soziale Absicherung im Alter die wichtigste Funktion der Sozialen Sicherheit, gefolgt vom Schutz gegen die Risiken "Krankheit" (26% der Sozialleistungen) und "Invalidiität" (12.6%).

Im Monat Januar 2006 wurden beispielsweise im Kanton Solothurn über 46'000 AHV-Renten (Altersrenten, Zusatzrenten, Hinterlassenenrenten) ausbezahlt. Bei einer monatlichen Rentensumme in einem Monat von 78.5 Mio. Franken ergibt sich daraus für ein Jahr hochgerechnet die markante Summe von 940 Mio. Franken. Etwas mehr als die Hälfte der Renten und damit auch die Hälfte des Rentenvolumens wird über die Ausgleichskasse Kanton Solothurn abgewickelt.

Eine durchschnittliche ordentliche Altersrente im Kanton Solothurn beträgt 1'708 Franken. Wenn diese Rente – zusammen mit anderen Einkünften – nicht ausreicht um die minimalen Lebenskosten zu decken, sind AHV-Rentner und AHV-Rentnerinnen in der Schweiz zu einem Bezug von kantonalen Ergänzungsleistungen (EL) berechtigt. Auch wenn diese Bedarfsleistungen (Ergänzungsleistungen, Sozialhilfe) ansteigend und in absoluten Zahlen auch nennenswert sind, spielen sie mit "nur" 2.2 Prozent aller Altersleistungen, einschliesslich der BVG-Leistungen aus statistischer Sicht für die Alterssicherung eine eher unbedeutende Rolle.

Gemessen an der AHV-Rente allein sind diese Leistungen aber zentral zur Verhinderung der Altersarmut. Ende des Jahres 2005 gab es im Kanton Solothurn 4‘168 EL-Bezüger und EL-Bezügerinnen (Personenzahl) – 108 Personen mehr als ein Jahr zuvor. Davon waren 53.2 Prozent zwischen 65 und 79 Jahre alt. Damit beziehen 7.6 Prozent der Bevölkerung zwischen 65 und 79 Jahren EL. Bei den Personen im hohen Alter ab 80 Jahren sind es 14.9 Prozent. Dieser Anstieg ist darauf zurückzuführen, dass bei betagten Menschen das Heimeintrittsrisiko steigt. Die Finanzierung der Heimkosten macht oftmals einen Bezug von EL notwendig.

Pflegebedürftigkeit
Aufgrund von Krankheiten oder Behinderungen können Personen Leistungen der 45 Organisationen der Spitex im Kanton Solothurn beanspruchen. Sowohl das pflegerische als auch das hauswirtschaftliche Angebot der Spitex hat ganz besondere Bedeutung für die ältere Bevölkerung. Im Jahr 2004 haben 4‘622 Personen über 64 Jahren Leistungen der Spitex in Anspruch genommen. 24.3 Prozent der Personen im dritten Lebensalter werden ganz oder zeitweise von der Spitex versorgt. Bei den betagten Personen sind es 40.5 Prozent.

Die höhere Pflegebedürftigkeit der Personen ab 80 Jahren wird indirekt auch durch die Entrichtungen an Hilflosenentschädigungen (HLE) abgebildet. Anspruch auf Hilflosenentschädigung haben Bezüger von Altersrenten oder Ergänzungsleistungen, welche für alltägliche Lebensverrichtungen (Ankleiden, Körperpflege, Essen usw.) dauernd auf die Hilfe Dritter angewiesen sind oder der persönlichen Überwachung bedürfen. Im Jahr 2005 erhielten 4 Prozent der Personen im Rentenalter eine HLE. Von diesen 1‘609 HLE-Bezügern und –Bezügerinnen sind 63.6 Prozent betagte Personen; 36,4 sind zwischen 65 und 79 Jahre alt.

Wenn die Aufrechterhaltung eines eigenen Haushaltes einschliesslich der Unter-stützungsleistungen der Spitex nicht mehr möglich ist, wird ein Umzug ins Heim unumgänglich. Im Jahr 2004 lebten 2'237 betagte Personen aus dem Kanton Solothurn in einem Alters- und Pflegeheim. Im 2005 waren es 116 Personen mehr (2'353). Damit betrug die "Betreuungsrate" pro 1000 Einwohner oder Einwohnerin 9.4.

Die Alters- und Pflegeheime des Kantons Solothurn, die 2004 über 2'223 Betten verfügten (2005: 2'406), betreuten im selben Jahr 2'196 Bewohner, 112 pflegebedürftige Personen weniger als im Jahr 2005 (2'308). 48 betagte Personen waren in anderen soial-medizinischen Institutionen untergebracht (2005: 40).

Neben dem Geschlecht bestimmt vor allem das Alter die Wahrscheinlichkeit eines Langzeitaufenthalts in einem Heim. 1.4 Prozent der Bevölkerung zwischen 65 und 79 Jahren befinden sich in einem Heim. In der vierten Lebensphase steigt dann die Gefahr von Einbussen an Selbstständigkeit markant an: 15.9 Prozent der Personen ab 80 Jahren leben in einem Heim. Hingegen gibt es wiederum deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede: Während weniger als jeder zehnte Mann ab 80 Jahren (9.3%) in einem Heim wohnt, sind es bei den hochbetagten Frauen mit 19.5 Prozent anteilsmässig mehr als doppelt so viele. Dieser Unterschied ergibt sich auch hier aus der höheren Lebenserwartung der Frauen und durch den Umstand, dass viele Ehefrauen ihre betagten Partner pflegen und ihnen damit den Aufenthalt zu Hause ermöglichen.

Diese und andere statistische Informationen lassen sich aus der statistischen Mitteilung "Soziale Sicherheit: Alter und Pflege" des Amtes für Finanzen, Abteilung Controllerdienst und Statistik, des Kantons Solothurn entnehmen. Bezugsquelle: http://www.statistik.so.ch.