Aufruf zur Bettagskollekte 2006: Prävention Jugendgewalt

04.07.2006 - Solothurn - Der Regierungsrat hat beschlossen, den Ertrag der Bettagskollekte 2006 vor allem für die Unterstützung zur Gewaltprävention zu verwenden. Er ersucht die Einwohnergemeinden und Oberämter, die Sammlung für 2006 vorzubereiten und in der Zeit vom 11. bis 29. September 2006 durchzuführen. Gleichzeitig appelliert er an die Bevölkerung, sich an der Sammlung zu beteiligen. Im 2005 sind über 170'000 Franken gespendet worden.

In den letzten Jahren lag der Schwerpunkt jeweils auf der Unterstützung von Projekten wie der Freiwilligenarbeit (2001), des spezialisierten Kindesschutzes (2002), für Menschen mit Behinderungen (2003), auf der Unterstützung von familienergänzenden Betreuungsangeboten (2004) und der Gesundheitsförderung und Prävention im Alter (2005).

Dieses Jahr steht die Gewaltprävention im Mittelpunkt. Auch im Kanton Solothurn kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Ein Teil dieser Auseinandersetzungen wird unter Jugendlichen oder jungen Erwachsenen geführt oder es handelt sich um gewalttätige Vorfälle, in die Jugendliche oder junge Erwachsene verwickelt sind.

Neben polizeilichen und sanktionierenden Massnahmen, wie zum Beispiel verstärkte Polizeipräsenz, verstärkte Überwachung des öffentlichen Raumes, besonders ausgebildete Polizeibeamten, geht es auch darum, frühzeitig mit Präventionsmassnahmen die Entstehung von Gewalt zu verhindern und die Gewaltbereitschaft zu mindern.

Es gibt kaum Menschen, die unvermittelt anfangen, sich gewalttätig zu verhalten. Der Grundstein aggressiven Verhaltens wird meist in der Kindheit gelegt. Gewalt oder Gewaltbereitschaft kann auch an einer einzigen Ursache festgemacht werden. Wichtige Einflusssphären sind die Person selbst, aber vor allem die Lebenswelten, in der die Personen leben: die Familie (z.B. Erziehung), die Schule (z.B. Lernerfahrungen) und das soziale Umfeld - die Nachbarschaft (z.B. Zusammenhalt).

Familie
Die Förderung von elterlichen Erziehungskompetenzen in allen Lebensphasen ist ein wirksamer Beitrag zur Prävention von Problemverhalten bei Kindern und Jugendlichen. Sie sollte systematischer unterstützt werden.

Eine frühe – d.h. im 3. bis 5. Altersjahr erfolgende – Förderung der kognitiven und sozialen Entwicklung von Kindern aus benachteiligten Verhältnissen und mit einer Belastung durch Risikofaktoren in vorschulischen Programmen und unter Einbezug der Eltern stellt ein wirksames Mittel dar, ihre psychosoziale Entwicklung zu fördern, ihre schulischen Chancen zu verbessern und langfristig Problemverhalten vorzubeugen.

Schule – Arbeit
Besondere Herausforderungen stellen sich in Schulen, welche durch einen hohen Anteil von Kindern mit erhöhten Risikofaktoren gekennzeichnet sind. Dies sind oft Schulen in städtischen Quartieren mit einer hohen Fluktuation der Wohnbevölkerung. In solchen Schulen ist von zentraler Bedeutung, die Eltern für eine Unterstützung schulischer Prävention zu gewinnen.

Von zentraler Bedeutung ist die Verminderung der Jugendarbeitslosigkeit, indem verstärkt Programme ausgelöst werden, die auch sogenannt niederschwellige Arbeitsangebote im primären Arbeitsmarkt anbieten.
 
Soziales Umfeld: Wohnen - Nachbarschaft - Quartier – Freizeit
Vor allem in sozial wenig privilegierten Quartieren ist die Mobilisierung der Wohnbevölkerung für Präventionsanliegen, der Aufbau von Vertrauen und die aktive Beteiligung aller Gruppen eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung von Präventionsmassnahmen. Freizeitangebote aber auch Begleitmassnahmen an Veranstaltungen sind verstärkt auf gefährdete Jugendliche auszurichten.

In allen modernen Gesellschaften sind Täter wie Opfer von Gewalt zudem - unabhängig von der Nationalität - überdurchschnittlich häufig Angehörige von wirtschaftlich unterprivilegierten und gesellschaftlich weniger integrierten Gruppen. Hier gilt es, rechtzeitig den Zugang zu finden.

Sensibilisierungskampagnen
Die Bevölkerung ist für die Problematik "Gewalt" und vor allem für ein Verhalten gegen Gewalt stärker zu sensibilisieren. Zentral ist, dass gleichzeitig Präventionsprogramme präsentiert und eingeführt werden, sonst verpuffen alle noch so gut gemeinten Sensibilisierungs-Kampagnen.