Topografische Neuaufnahme von Lehnfluh und Erlinsburgen

28.09.2006 - Solothurn - Der Archäologische Dienst des Kantons Bern und die Kantonsarchäologie Solothurn haben eine umfassende archäologisch-topografische Aufnahme der Lehnfluh und der Erlinsburgen zwischen Oensingen SO und Niederbipp BE durchgeführt. Die Neuaufnahme der Lehnfluh wurde vom ETH-Institut für Denkmalpflege unterstützt. Sie liefert neue Erkenntnisse zur Besiedlung des Gebiets von der Bronzezeit bis ins Mittelalter.

Die Lehnfluh zwischen Oensingen SO und Niederbipp BE gehört zu den wichtigsten bisher unerforschten archäologischen Fundplätzen am Jurasüdfuss, am Eingang in die Jurapassage. Um neue Erkenntnisse zur Besiedlungsgeschichte zu gewinnen, initiierten der Archäologische Dienst des Kantons Bern und die Kantonsarchäologie Solothurn eine topografische Neuaufnahme von Lehnfluh und Erlinsburgen. Weiter soll die Bestandesaufnahme auch die Grundlagen für einen gezielteren Schutz vor Raubgräbern schaffen. Die Lehnfluh muss besser geschützt werden, weil unerlaubte Eingriffe durch Raubgräber und Metalldetektor-Gänger in den vergangenen Jahren massiv zugenommen haben. Bei der archäologisch-topografischen Neuaufnahme von Lehnfluh und Erlinsburgen wurden die Kantone Bern und Solothurn von einem Vermessungsspezialisten des ETH-Instituts für Denkmalpflege unterstützt. An den Kosten von rund 30'000 Franken beteiligen sich neben den beiden Kantonen auch das Bundesamt für Kultur und die Gemeinden Oensingen und Niederbipp.

Im Rahmen der topografischen Neuaufnahme der Lehnfluh erfolgte eine systematische Begehung des Felsgrates und der Steilhänge unter den Felswänden. Dabei fanden die Fachleute zahlreiche Siedlungsreste, namentlich Scherben und Metallfragmente. Durch Funde belegt sind die Bronze- die Latène- und die Römerzeit sowie das frühe bis späte Mittelalter. Die ältesten Funde wurden unterhalb des Sattels ob der Flur Leenberg gemacht. Feinkeramik und ein Webgewicht belegen die Siedlungstätigkeit. Sie zeugen davon, dass der Grat bereits in keltischer Zeit und nicht allein zu Bewachungszwecken genutzt wurde. Aus der römischen Zeit wurden ebenfalls Funde im Bereich des Sattels gemacht. Sie umfassen hauptsächlich Glanztonkeramik, darunter ein grauer Becher mit der Aufschrift PIRO und ein Topf aus Speckstein (Lavez). Die Funde stammen aus dem 2. und 3. Jahrhundert und deuten auf eine Bebauung des Platzes der hinteren Erlinsburg hin.

Die Besiedlung der Lehnfluh im Mittelalter ist durch zahlreiche Baureste belegt. Fragmente von Mauern haben sich über den ganzen Grat verteilt erhalten. Sie lassen heute vier Anlagen der Erlinsburgen unterscheiden: eine vordere Erlinsburg im Westen, sowie eine mittlere, hintere und hinterste Burg. Ob diese vier Erlinsburgen alle gleichzeitig in Betrieb waren, lässt sich auf Grund der bisherigen Funde nicht sagen. Die Archäologinnen und Archäologen vermuten jedoch, dass die östlichste der Anlagen die jüngste sein könnte und es sich dort nur um einen befestigten Späherposten handelte.

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