Eine architektonische Revolution
Im 17. Jahrhundert befindet sich der Schlossbau im Umbruch: Auf dem Gebiet der heutigen Schweiz werden zahlreiche Schlösser neu gebaut, erweitert oder zeitgemäss ausgestattet. Das Aussehen, die Innenausstattung und auch die Gärten der Schlösser verändern sich dabei markant: Wenn die Schlösser um 1600 mit ihren Türmchen, hohen Mauern und Zinnen häufig noch an mittelalterliche Burgen erinnern, entstehen gegen 1700 moderne Anlagen nach französischen und italienischen Vorbildern, ausgestattet mit kostbaren Interieurs und grosszügigen Gartenanlagen.
Die Ausstellung auf Schloss Waldegg spürt diesen Veränderungen nach und bietet anhand von Objekten und Bildern einen umfassenden Einblick in das Phänomen «Schloss» im 17. Jahrhundert. Neben architektur- und kunsthistorischen Aspekten beleuchtet die Ausstellung auch das Leben auf den Schlössern des 17. Jahrhunderts. Mit den Schwerpunkten Schlafen, Essen und Trinken, Freizeit und Vergnügen sowie der Religion wird der Blick auf den Alltag der Schlossbewohnerinnen und -bewohner gerichtet.
Ausstellungsort Schloss Waldegg
1682 bis 1686 als Sommerresidenz für die Solothurner Patrizierfamilie von Besenval erbaut, ist die Waldegg heute ein Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung. Als herausragendes Beispiel für einen Schlossneubau des ausgehenden 17. Jahrhunderts ist das Schloss prädestiniert als Ort einer Ausstellung, die sich mit den Schlössern dieser Epoche befasst. Das Ensemble der Waldegg umfasst das Schlossgebäude, die Ökonomiegebäude, zwei Kapellen, prächtige Gartenanlagen (Barockgarten, Orangerieparterre und Nutzgarten) sowie weit in die Landschaft ausgreifende Alleen. Obwohl das Schloss im Verlauf der Zeit einige Änderungen erfahren hat, sind sowohl das äussere Erscheinungsbild wie auch viele Interieurs noch stark vom Geist des 17. Jahrhunderts geprägt.
Interaktive Elemente
Auf dem Familienrundgang durch die neue Ausstellung schlüpfen die kleinen Gäste in die Rolle eines Baumeisters/einer Baumeisterin und erhalten den Auftrag, ein Schloss zu entwerfen. Ausgerüstet mit Baumeistergürtel, Werkzeugen und Notizheft legen sie selbst Hand an und machen sich auf die Suche nach Informationen darüber, wie im 17. Jahrhundert Schlösser gebaut und eingerichtet wurden.
Nicht nur für Kinder und Familien bietet die Ausstellung einen «Schlossbauplatz»: Mit Bauklötzen aus Holz können sich Besucherinnen und Besucher hier im Schlossbau versuchen. Mit den eigens angefertigten Teilen kann entweder Schloss Waldegg nachgebaut und mit weiteren Elementen ergänzt oder ein eigenes Schloss in neuen Formen erbaut werden. Auf einem Bildschirm in der Ausstellung können die errichteten Bauwerke via Instagram mit der Öffentlichkeit geteilt werden.
Kooperation mit der Universität Lausanne
Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit zwischen der Stiftung Schloss Waldegg und der Universität Lausanne entstanden. Im Rahmen eines Forschungsseminars unter der Leitung von Dave Lüthi, Professor für Architekturgeschichte, setzte sich eine Gruppe von Studierenden für ein Semester mit dem Thema «Schweizer Schlösser im 17. Jahrhundert» auseinander. Ihre Recherchen und ihre Vorschläge für die Auswahl der Exponate bilden die Grundlage der Ausstellung
Weitere Informationen
Öffentliche Führungen durch die Ausstellung mit Museumsleiter Andreas Affolter:
24. April, 19 Uhr / 2. Mai, 19 Uhr / 8. Juli, 19 Uhr
Vortrag von Prof. Dave Lüthi: "Les châteaux suisses au XVIIe siècle" (in französischer Sprache)
25. April, 19.30 Uhr