Balsthal – Lehrpfad "Wasser als Gefahr"
03.07.2003 - Balsthal – Das Amt für Umwelt hat - zusammen mit der Einwohnergemeinde Balsthal – anlässlich des Uno-Jahres des Wassers einen Lehrpfad zum Thema "Wasser als Gefahr", eröffnet. Fliessgewässer sind wertvolle Lebensräume für die Natur. Sie bringen das lebensnotwendige Wasser, dienen als Lebensraum für Tiere und Pflanzen, reichern das Grundwasser an und bieten einen Erholungsraum für die Menschen. Andererseits hat das Wasser zerstörerische Kräfte: Hochwasser lassen stille Bächlein zu reissenden Strömen anschwellen, die "Hab und Gut" von Menschen bedrohen oder zerstören. In diesem Spannungsfeld – stille Wasser oder zerstörende Kraft - zeigt der Lehrpfad "Wasser als Gefahr" am Beispiel Balsthal, wie seit alters her mit Hochwasser umgegangen wurde und wie der Mensch in Zukunft mit diesem Element umzugehen gedenkt.
Die Lebensgrundlage Wasser kann nach starkem Regen leicht zur tödlichen Bedrohung werden. Daher hat der Mensch seit jeher versucht, sich vor Hochwasser zu schützen. In den zwei vergangenen Jahrhunderten konzentrierte sich dieser Schutz vorwiegend auf die Vertiefung, Eindämmung und Begradigung von Gewässern. Das Hochwasser wurde auf kleinstem Raum so rasch als möglich abgeleitet, so auch in Balsthal.
Balsthal erlebte in den vergangen Jahrhunderten mehrmals kleinere oder grössere Überschwemmungen. Das grösste Hochwasser wurde am 22. Juni 1926 verzeichnet, als der Augstbach weite Teile des Dorfes überschwemmte. In der Folge wurde ab 1927 der Augstbach zwischen Holderbank und Balsthal, nach dem damaligen Wissensstand, ausgebaut: Ein gerades, enges Gewässer, dessen Sohle und Ufer mit Steinen gepflästert war, entstand. Dieses Vorgehen, das bei normalem Hochwasser seinen Zweck erfüllt, garantiert - mit oder ohne Klimaerwärmung - keinen Schutz bei extremen Ereignissen. Das Gegenteil ist der Fall, ein verbautes schmales Gerinne vermittelt eine trügerische Sicherheit. Sobald das Hochwasser das Gerinne verlässt, tritt die Überflutung schlagartig ein. Nicht so beim natürlichen, breiten Bach; das Wasser kann sich im Bachbett je nach Abflussmenge mehr oder weniger ausbreiten.
Der Lehrpfad dokumentiert das Ereignis von 1926 und schildert die Auswirkungen auf die Bevölkerung. Dargestellt werden einerseits die Hochwassermengen, die verursachten Schäden und wie die Bevölkerung damit umging. Andererseits zeigt er auf, welche Unterstützung die Balsthaler Gemeinde von den umliegenden Dörfern, dem Kanton und dem Bund erhielt. Beschrieben wird auch, in welch kurzer Zeitspanne das Hochwasserschutzprojekt erarbeitet und ausgeführt wurde. Dieses Bauwerk schützt die Einwohnerinnen und Einwohner von Balsthal nunmehr seit zirka 80 Jahren vor dem Augstbach. Geschildert wird auch die Bedrohung durch den Steinebach; wie er gezähmt wurde und warum er noch heute, trotz vielen Verbauungen, eine latente Bedrohung für Balsthal darstellt.
In einem zweiten Teil stellt der Lehrpfad einen aktuellen Bezug zur Gegenwart her. Die neuen Hochwasserschutzgedanken werden vorgestellt.
- Gefahren erkennen
- gefährdete Gebiete vermeiden
- erst als letzte Massnahme das Gewässer verbauen.
Ein Schutz soll mit minimalen Eingriffen sichergestellt werden, indem Freiräume für das Gewässer geschaffen werden. Ein Bild wird entworfen, wie der Augstbach heute ausgebaut würde: mit einem natürlichen Bachbett und einer Pufferzone zwischen dem Wasser und dem angrenzenden Land. Das Hochwasser kann ohne Schäden zu verursachen abfliessen, das Gewässer bekommt den Raum, den es sich beim Hochwasser sowieso nimmt.