Darmkrebs früh erkennen

Kantonsärztin Bettina Keune-Dübi steht vor ihrem Büro.
Kantonsärztin Dr. med. Bettina Keune-Dübi

Darmkrebs ist die dritthäufigste Krebserkrankung in der Schweiz. Mit einer regelmässigen Vorsorge kann Darmkrebs verhindert werden. Der Kanton Solothurn startet darum am 1. September 2025 ein breit angelegtes Früherkennungs-Programm. Kantonsärztin Bettina Keune-Dübi erklärt im Interview, wie die Bevölkerung dieses Angebot nutzen kann.

 

Bei welchen Personen besteht typischerweise ein Risiko für Darmkrebs?

Bettina Keune-Dübi: Ein erhöhtes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, haben Menschen mit einer familiären Vorbelastung oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Hinzu kommen die für alle Krebserkrankungen bekannten beeinflussbaren Risikofaktoren wie Rauchen, übermässiger Alkoholkonsum, ballaststoffarme Ernährung und Bewegungsmangel sowie das steigende Alter. Aber wichtig zu wissen: mehr als die Hälfte aller Darmkrebserkrankungen tritt bei Menschen ohne erkennbare Risikofaktoren auf.

Warum bietet der Kanton Solothurn ein Darmkrebs-Früherkennungsprogramm an?

Das Alter ist ein nicht beeinflussbarer Risikofaktor für Krebs. Die Hälfte der diagnostizierten Darmkrebserkrankungen betrifft die Altersgruppe der 50– bis 69-Jährigen. Mit einem Früherkennungsprogramm können wir für die gesamte Bevölkerung über 50 Jahre einen Mehrwert schaffen, die Krankheitslast reduzieren und unnötige Todesfälle verhindern.

Welche Erfahrungen haben andere Kantone mit vergleichbaren Screening-Programmen gemacht?

Die Krebsliga beider Basel führt das gleiche Programm bereits in den Kantonen Basel-Stadt, Basel-Landschaft und Bern durch und die Rückmeldungen sind positiv. Das Programm wird von der Bevölkerung geschätzt und von den Kantonen positiv beurteilt.

Darmkrebs ist immer noch ein Thema, über das man nicht gerne spricht. Wie bringt man die Bevölkerung dazu, am Programm teilzunehmen?

Wir laden 50- bis 69-Jährige gestaffelt zur freiwilligen Teilnahme am Programm ein und hoffen sehr, dass möglichst viele Personen von diesem Angebot Gebrauch machen. 

Wenn ich mich dazu entschlossen habe: wie funktioniert so eine Untersuchung?

Es gibt zwei Möglichkeiten: einen Stuhltest alle zwei Jahre oder eine Darmspiegelung alle zehn Jahre. Ein Video der Krebsliga beider Basel erklärt den Ablauf sehr gut. 

Was kostet eine Teilnahme am Programm?

Man bezahlt lediglich den gesetzlichen Selbstbehalt von zehn Prozent, den Rest übernehmen die Krankenkassen. Konkret heisst das: Für den Stuhltest etwa 4.60 Franken alle zwei Jahre und für eine Darmspiegelung je nach Aufwand zwischen 50 bis 150 Franken alle zehn Jahre. Hinzu kommen die Kosten für die Medikamente vor einer Darmspiegelung. Sie betragen rund 25 Franken.

Inwiefern können mit dem Darmkrebs-Screening Gesundheitskosten gesenkt werden?

Im Vordergrund sollte der gesundheitliche Nutzen stehen. Positive Auswirkungen auf die Gesundheitskosten sind eine logische Folge. In der Schweiz erkranken jährlich rund 4500 Personen an Darmkrebs, rund 1700 sterben daran. Daten aus anderen Ländern, die das Darmkrebs-Screening bereits eingeführt haben, zeigen, dass die Neuerkrankungsrate über die Jahre um ca. 25 Prozent sinkt und damit auch die Behandlungskosten.

Weitere Informationen: screening-so.ch