Mai 2022

Wie geht es unserem Wald?

  • 16.05.2022

Seit 38 Jahren wird die Gesundheit unserer Wälder in verschiedenen Regionen der Schweiz untersucht – auch im Kanton Solothurn. Die neusten Erkenntnisse des Walddauerbeobachtungsprogramms wurden nun in einem Bericht zusammengefasst. Neben der Trockenheit machen diverse andere Faktoren dem Wald zu schaffen. Damit der Wald für die Zukunft gerüstet ist, muss er vielfältig in Baumarten und Struktur sein.

Seit 1984 betreibt der Kanton Solothurn mit weiteren Kantonen und in Zusammenarbeit mit den Zentralschweizer Umweltämtern sowie dem BAFU ein Walddauerbeobachtungsprogramm. Das Institut für Angewandte Pflanzenbiologie untersucht im Rahmen dieses Programms auf rund 190 Beobachtungsflächen die Gesundheit unserer Wälder. Es werden insbesondere das Waldwachstum und der Nährstoffhaushalt der Böden erforscht.

Während in den 1980er Jahren die Auswirkungen des sauren Regens und der Ozonbelastung Aufmerksamkeit erregten, rückten später die erhöhten Stickstoffeinträge in den Vordergrund. In der letzten Vierjahresperiode (2017-2021) wurden zusätzlich die Auswirkungen des Klimawandels auf die Waldgesundheit unübersehbar.

Stickstoff schwächt Baumarten

Über die Luft gelangen Stickstoffverbindungen aus Landwirtschaft, Verkehr und Industrie in den Wald. Einträge von mehr als 15 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr haben negative Auswirkungen auf das Waldökosystem. Solche Belastungen werden auf allen untersuchten Flächen im Kanton Solothurn sowie in 89% der Schweizer Wälder überschritten. Die Folgen sind Nährstoffungleichgewichte, erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Trockenheit und Krankheiten, Ausbreitung von stickstoffliebenden Pflanzen im Wald (z. B. Brennnesseln und Brombeeren) und ansteigende Bodenversauerung. Die Bäume können bei Bodenversauerung die Nährstoffe schlechter aufnehmen, sie wurzeln weniger tief und sind anfälliger gegenüber Trockenheit und Stürmen. Wichtige Mykorrhizapilze und sogar Regenwürmer verschwinden.

Trockenheit setzt auch den Laubbäumen zu

Die Auswirkungen der Trockenheit in den Jahren 2018 und 2019 haben alle bisherigen Erfahrungen überstiegen. Zum ersten Mal starben nicht nur Nadelbäume ab, sondern in grossem Stil auch Laubbäume. Besonders betroffen waren die klimatisch wärmeren Kantonsteile wie insbesondere das Schwarzbubenland, und dort vor allem die tiefergelegenen Gebiete wie z. B. das Leimental. Sehr gut sichtbar wurde dies bei der Buche, quasi der Mutter der Jurawälder.

Der Mensch ist gefordert

Der Wald wird sich in bisher ungeahnter Geschwindigkeit verändern. Da der Mensch und seine Tätigkeiten Auslöser dieser Veränderungen sind, erachtet der Kanton Solothurn es auch als seine Aufgabe, diese Transmission zu unterstützen und negative Einwirkungen von aussen zu unterbinden oder weitgehend zu vermeiden. Damit der Wald für die Zukunft gerüstet ist, muss er vielfältig in Baumarten und Struktur sein. Dies können wir mit waldbaulichen Massnahmen und Förderung verschiedener robusteren Baumarten erreichen. Die Eiche scheint mit längeren Trockenheitsphasen besser umgehen zu können als Fichte und Buche. Die Waldeigentümer erhalten bei der zukunftsgerichteten Waldbewirtschaftung finanzielle Unterstützung von Bund und Kanton.

Zur Vermeidung von übermässigen Stickstoffemissionen müssen Massnahmen ausserhalb des Waldes getroffen werden. Insbesondere die Landwirtschaft als grösster Stickstoff-Emittent ist gefordert. Beschlossene agrarpolitische Massnahmen auf Bundesebene sollen in den kommenden Jahren zu einer Senkung der Stickstoffverluste führen.

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