850 Anrufe pro Tag

Stefan Allemann vor Bildschirmen in der Alarmzentrale
Stefan Allemann in der Alarmzentrale

Rund um die Uhr nehmen die Mitarbeitenden der Kantonalen Alarmzentrale Meldungen entgegen. Sie leiten erste Massnahmen ein, koordinieren Einsätze und führen viele Abklärungen durch. Hier sind alle Blaulichtorganisationen unter einem Dach vereint - das ist schweizweit bislang selten der Fall. Ein Blick in das Herzstück der Polizei.

Es war eine Pionierleistung im Kanton Solothurn: Vor knapp 25 Jahren wurden die Notrufe von Polizei, Feuerwehr und Sanität unter einem Dach vereint. Heute gehen hier pro Tag im Durchschnitt 845 Anrufe ein, darunter 226 Notrufe. Rund 30 Mitarbeitende der Polizei sind allein hier angestellt. Hinzu kommen noch rund 15 vom Rettungsdienst. Die Polizistinnen und Polizisten arbeiten in drei Schichten, um jederzeit erreichbar zu sein. «Man weiss nie, was auf einen zukommt, wenn es klingelt und wie das Gegenüber am Telefon reagiert», sagt Stefan Allemann. Er ist seit rund 20 Jahren bei der Kantonspolizei tätig, im Schichtdienst draussen und nun seit mehreren Jahren in der Alarmzentrale: «Vieles ist gleich und Vieles ist Kommunikation – nun halt am Telefon». Zuhören, den Überblick gewinnen, Zusammenhänge erkennen, ruhig bleiben, besonnen handeln. Je nach Fall sind unmittelbar mehrere Massnahmen nötig: Aufgebote von Patrouillen, Spezialdiensten, Feuerwehren oder weiteren Stellen aber auch die Koordination der Einsätze und zahlreiche Abklärungen.

Dank enger Zusammenarbeit für Grossereignisse gerüstet

Das Aufgabengebiet ist hochkomplex, ebenso die Technik. Jede/r Mitarbeitende muss in der Lage sein, über 60 Anwendungen zu bedienen – vom Einsatzleitsystem und mehreren Kommunikationsmitteln über Recherchen in Datenbanken und Geodaten bis hin zur unmittelbaren Bedienung von Verkehrssignalen etwa auf der Autobahn. Jeder Arbeitsplatz ist mit acht Bildschirmen ausgestattet. «Wir arbeiten hier alle eng zusammen und unterstützen uns, damit es reibungslos und schnell läuft.» Das gilt als grosser Vorteil der interdisziplinären Alarmzentrale. Denn: Ob man im Kanton Solothurn 112, 117, 118 oder 144 wählt – jeder Anruf wird hier entgegengenommen und die Massnahmen koordiniert. Man informiert sich direkt und rasch, wenn es zusätzlich eine Ambulanz, die Polizei oder die Feuerwehr braucht. «Die Einarbeitung dauert aufgrund der Komplexität mehrere Monate. Der Beruf ist aber unglaublich spannend», erklärt Allemann. Manchmal sei wenig los, manchmal sehr viel. Die Situation kann sich mit einem Grossereignis schlagartig ändern. Oder es kommt wie am 28. Juni 2021. Damals gingen in Zusammenhang mit dem Starkregen im Wasseramt in kurzer Zeit 3685 Anrufe ein, zeitweise waren es 31 pro Minute. Das Ereignis war mehr oder weniger angekündigt, man hatte die Kapazitäten personell mehr als verdreifacht. Nach drei Stunden «Telefon-Sturm» wurde es auch in der Alarmzentrale wieder etwas ruhiger.

Leinwände und Arbeitsstationen in der Alarmzentrale
Blick in die Alarmzentrale der Kantonspolizei Solothurn