Vom Seemann zum Gefängnisbetreuer

Betreuer Toni Rölli steht vor einer Zelle im Untersuchungsgefängnis Olten
Toni Rölli vor einer Zelle im UG Olten

Toni Rölli war einst Seemann – heute betreut er die Insassen im Untersuchungsgefängnis Olten. Keine einfache Aufgabe, auch weil das Gebäude 60 Jahre alt ist. Ein Blick hinter die Mauern des ältesten Gefängnisses im Kanton Solothurn.

Die berufliche Laufbahn von Toni Rölli liest sich wie ein spannendes Abenteuer. Er ist gelernter Futtermüller, war fünf Jahre auf hoher See und hat nach weiteren Stationen als Aufseher in einem Gefängnis in Basel gearbeitet. Seit 2020 ist Toni Rölli Betreuer im Untersuchungsgefängnis Olten. «Es liegt mir, mit Menschen in schwierigen Situationen zu arbeiten», sagt der 54-Jährige.

«Auf gleicher Augenhöhe und mit Respekt begegnen»

Die Insassen bleiben von einem Tag bis zu über einem Jahr im Untersuchungsgefängnis Olten. Die Hälfte von ihnen sind Untersuchungshäftlinge. Toni Rölli ist einer von 19 Betreuerinnen und Betreuern. Er sei quasi der Link zwischen der Zelle und den anderen Bereichen, in denen sich diese Menschen aufhalten dürfen: «Die Leute sind eingesperrt und müssen uns für alles fragen. Wenn sie duschen, telefonieren oder Briefe entgegennehmen wollen. Oder wenn sie gesundheitliche Probleme haben und zum hauseigenen Gesundheitsdienst müssen.» Die Betreuerinnen und Betreuer bringen den Insassen drei Mal täglich ihr Essen in die Zelle und begleiten sie jeweils in den Spazierhof auf dem Dach. Auf 35 Quadratmeter, eingemauert und mit Gitter überdacht, dürfen die Gefangenen eine Stunde pro Tag an die frische Luft. «Es ist wichtig, den Insassen auf gleicher Augenhöhe zu begegnen und ihnen Respekt entgegenzubringen. Dann kommt es in der Regel auch so zurück», sagt Toni Rölli.

Spazierhof für die Insassen mit Tischtennistisch
Spazierhof für die Insassen

Der veraltete Bau bietet zu wenig Platz

Das Untersuchungsgefängnis Olten wurde vor 60 Jahren gebaut. Die Infrastrukturen sind veraltet – sowohl für die Insassen wie auch für die Mitarbeitenden, die hier Tag und Nacht im Schichtbetrieb im Einsatz sind. «Die Mitarbeitenden leisten tagtäglich einen super Job unter diesen nicht einfachen Umständen», sagt Hans Portner, der Leiter des Untersuchungsgefängnisses Olten. Das wird einem deutlich, wenn man durch das 6-stöckige Gebäude läuft. In den Zellen, den Besuchsräumen und in der Werkstatt ist es eng und ziemlich düster. Mit baulichen Anpassungen versuche man den Bedürfnissen eines modernen Justizvollzugs so gut wie möglich gerecht zu werden: «Wir haben auch Frauen und vereinzelt Jugendliche in Haft. Dazu kommen unterschiedliche Haftregimes und Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen. Die nötige Trennung betreffend Kollusion ist aufgrund der Platzverhältnisse schwierig.» Man sei daran, zusätzliche Haftplätze zu schaffen, sagt Hans Portner. So soll die Zeit überbrückt werden bis zur Inbetriebnahme des neuen Zentralgefängnisses, zu dem die Solothurner Stimmbevölkerung im Herbst 2023 Ja gesagt hat.