Pflege im Gefängnis

Porträt von Ralph Haefeli
Ralph Haefeli, Leiter Gesundheitsdienst

Wenn ein Insasse in einem Gefängnis im Kanton Solothurn medizinisch versorgt werden muss, kommt der hauseigene Gesundheitsdienst zum Einsatz. Ein 15-köpfiges Team aus Pflegefachleuten betreut die rund 200 Insassen, sei es bei kleinen Schnittwunden oder lebensbedrohlichen Verletzungen. Ein Einblick in die Welt der Pflegefachpersonen des Amts für Justizvollzug.

Von Bagatellen bis zu lebensbedrohlichen Notfällen – Ralph Haefeli und sein Team haben schon vieles erlebt. «Kleinere Arbeitsverletzungen, Schnupfen, Blinddarmentzündungen aber auch Notfalleinsätze bei Herz- oder Schlaganfällen. Wir kümmern uns um die Insassen und versorgen sie medizinisch», sagt der Leiter des Gesundheitsdienstes im Amt für Justizvollzug. 15 diplomierte Pflegefachpersonen sind verteilt auf drei Standorte: die Justizvollzugsanstalt in Deitingen und die beiden Untersuchungsgefängnisse in Olten und Solothurn. «Wir sind eine Mischung aus Arztpraxis und Ambulatorium», so Ralph Haefeli.

Der Gefängnisarzt kommt regelmässig vorbei

Der Gesundheitsdienst ist bei medizinischen Anliegen die erste Anlaufstelle für die Insassen. In der Justizvollzugsanstalt bleiben die verurteilten Personen oft jahrelang. Man kenne ihre Krankengeschichte. Anders in den Untersuchungsgefängnissen. «Dort wechseln die Insassen rasch und wir kennen die Patienten und ihre Vergangenheit oft nicht», so Ralph Haefeli. Die Behandlung dieser Menschen sei eher akut. Für alle Insassen gilt aber: müssen sie weiter behandelt werden oder brauchen sie Medikamente, geht es zum Gefängnisarzt. Das sind zwei Hausärzte und eine Hausärztin, die ausserhalb der Gefängnismauern in einer Praxis arbeiten und wöchentlich Sprechstunden in der Justizvollzugsanstalt und den Untersuchungsgefängnissen abhalten. Bei Notfällen werden Insassen, die nicht vom Gesundheitsdienst versorgt werden können, ins Spital gebracht. Dabei werden sie vom Sicherheitspersonal begleitet.

Alarmknopf auf dem Handy

Ralph Haefeli hat früher in einem Spital gearbeitet. Es sei eine komplett andere Welt in den Gefängnissen, erzählt er. «Man muss sich stets bewusst sein, wo man arbeitet und schauen, dass keine potenziell gefährlichen Gegenstände in unseren Räumen rumliegen. Die Sicherheit hat oberste Priorität.» Er und sein Team fühlen sich aber sicher und gut geschützt. Die Sicherheitsvorkehrungen sind gut ausgebaut. «Meist werden wir vom Sicherheitsdienst begleitet. Jeder von uns hat einen Alarmknopf auf dem Handy. Der Sicherheitsdienst ist innert kürzester Zeit vor Ort, wenn wir Alarm auslösen», so Ralph Haefeli. In den letzten Jahren habe es aber keine Übergriffe der Insassen auf Mitarbeitende des Gesundheitsdienstes gegeben.