Kooperation statt Gärtli-Denken

Sozialhilfebeziehende oder Geflüchtete in den Arbeitsmarkt integrieren. Um das zu erreichen, braucht es ein gutes Zusammenspiel zwischen Kanton, Wirtschaft und Gemeinden. Yvonne Nachbur leitet eine Geschäftsstelle, die extra dafür geschaffen wurde – mit Erfolg.
Yvonne Nachbur hatte in ihrer beruflichen Laufbahn schon viele Hüte an. Nach der Matura absolvierte sie eine handwerkliche Lehre als Orthopädistin, studierte danach Religionswissenschaft und arbeitete als Jugendarbeiterin. Seit über zehn Jahren beschäftigt sie sich beim Kanton Solothurn mit dem Thema Integration. So auch aktuell bei der Interinstitutionellen Zusammenarbeit (IIZ). Yvonne Nachbur leitet deren Geschäftsstelle, die im Amt für Gesellschaft und Soziales angesiedelt ist, seit Anfang 2022. «Wir sind wie ein Querbalken über die gesamte Kantonsverwaltung. Wirtschaft und Gemeinden sind ebenfalls mit an Bord», erklärt Yvonne Nachbur. Das gemeinsame Ziel dieser Organisationsstruktur: Schnittstellen zu Nahtstellen machen. Konkret: Doppelspurigkeiten abbauen oder verhindern, Zusammenarbeit der Akteure vereinfachen und fördern, Effizienz steigern und Kosten senken.
Abkehr vom Gärtli-Denken
Dabei geht es nicht nur um die Integration von Menschen, die in die Schweiz ziehen. Die IIZ hat viele Schnittstellen: Sozialhilfebeziehende in den Arbeitsmarkt integrieren, Integration von Menschen in das Bildungssystem, soziale Integration. «Wir wollen die Zusammenarbeit der involvierten Akteure vereinfachen und damit die Zugangshürden für die Bevölkerung senken», sagt Yvonne Nachbur. Also weg vom «Gärtli-Denken». Ein konkretes Beispiel ist die Integration von ukrainischen Schutzsuchenden in den Arbeitsmarkt im Kanton Solothurn. Hierzu hat die IIZ letztes Jahr eine Tagung organisiert – mit Arbeitgebenden und ukrainischen Angestellten, die von ihren Erfahrungen berichtet haben. So konnten sich interessierte Firmen informieren und die Behörden die Bedürfnisse der Wirtschaft abholen.
Raus aus der Sozialhilfe – rasch und nachhaltig
Ein aktuelles Projekt der IIZ ist die «Durchgehende Fallführung». Hierzu gehört die Harmonisierung der Sozialhilfeprozesse in allen 13 Sozialregionen im Kanton. «Die Sozialhilfe wird damit nicht neu erfunden. Es soll aber künftig klarere Abläufe, Strukturen und Prozesse geben, die überall gleich sind.» Zum Beispiel ein Kurzassessment mit jeder Person und eine klare Zielvereinbarung. Alle Fälle werden gleich betreut. «Das erhöht die Chancengleichheit für Klientinnen und Klienten», sagt Yvonne Nachbur. «Ziel ist eine raschere und nachhaltigere Integration, raus aus der Sozialhilfe.» Das spart unter dem Strich Kosten. Das Projekt soll schon bald umgesetzt werden. Der politische Genehmigungsprozess läuft. Die kantonsweite Einführung ist im Laufe des nächsten Jahres vorgesehen.