Januar 2021

10 Jahre UNESCO-Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“

  • 26.01.2021

2021 feiert die Archäologie ein kleines Jubiläum. Vor zehn Jahren, am 27. Juni 2011, wurden die „Prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen“ offiziell in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen: 111 Fundstellen in Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Slowenien und der Schweiz sind seither UNESCO-Welterbe, stellvertretend für die über 1000 bekannten Pfahlbaufundstellen aus der Jungsteinzeit und Bronzezeit. Anlässlich des Jubiläumsjahres finden an vielen Orten rund um die Alpen deshalb spezielle Veranstaltungen statt.

Von den 111 Fundstellen des länderübergreifenden und seriellen Welterbes „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ beheimatet die Schweiz 56, verteilt auf 15 Kantone. Sie liegen an kleinen und grossen Seen, einige auch in (ehemaligen) Mooren. Die feuchte Umgebung hat dafür gesorgt, dass die organischen Materialien, die von der Pfahlbauer-Kultur zeugen, aussergewöhnlich gut erhalten geblieben sind. Sie gewähren einen einmaligen Einblick in das Leben der frühen bäuerlichen Gesellschaften im Alpenraum.

„In einem Bohrkern aus dem Inkwilersee (SO, BE) zum Beispiel haben wir eine Haselnussschale gefunden. Diese sah so frisch aus, als ob die Nuss gestern, und nicht schon vor 3000 Jahren, vom Strauch gefallen und aufgesammelt worden wäre“, so Pierre Harb, derzeitiger Präsident der Swiss Coordination Group UNESCO Palafittes (SCG), die mit dem Management der Schweizer Fundstellen betraut ist.

Neben solch kleinen, alltäglichen Dingen, wie Nahrungsmitteln, Werkzeugen und Textilresten gibt es auch grössere Funde wie Dreschflegel und Wagenräder, oder auch rätselhafte Kultobjekte, wie die sogenannten Mondhörner, die für das bäuerliche Leben und für die damalige Gesellschaft wichtig waren.

Die greifbare Nähe zur Vergangenheit ist aber nicht das Einzige, was die Arbeit mit der Welterbestätte aussergewöhnlich macht. Auch in der Gegenwart bringt sie Menschen zusammen und wirkt über die Länder-, Kantons- und Fächergrenzen hinweg.

„So wie wir in der Schweiz kantonsübergreifend zusammenarbeiten, kommen wir auch in der International Coordination Group (ICG) regelmässig aus allen sechs Ländern zusammen“, erklärt Pierre Harb. „Hier koordinieren wir die internationalen Aktivitäten, tauschen uns über unsere Erfahrungen bei der Überwachung und Erhaltung der Fundstellen, über Forschungsprojekte oder über neue Ideen in der Vermittlung aus. Diese Treffen sind vielsprachig und bunt – auch wenn die letzten beiden aufgrund der aktuellen Corona-Situation nur virtuell stattgefunden haben.“

2021 finden anlässlich des Jubiläumsjahres an vielen Orten rund um die Alpen Veranstaltungen statt - an Seen und Moorufern, auf Lehrpfaden und in Museen. Ein Überblick über gemeinsame Projekte aller sechs Länder sowie Hinweise auf weitere Aktivitäten finden sich auf der Webseite (http://www.palafittes.org). Noch bis zum 26.Juni 2021 werden zudem im „Countdown“ alle 111 Fundstellen der Welterbestätte vorgestellt. Die digitale Vitrine zeigt unter dem Motto „10 Jahre – 100 Geschichten“ Highlights und Alltagsobjekte aus mehr als 30 Museen.

Hintergrundinformationen Für die Kandidatur der „Prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen“ als UNESCO-Welterbe wirkte die Schweiz federführend. Seit ihrer Einschreibung in die Welterbeliste 2011 wird das Management der Welterbestätte von allen sechs beteiligten Ländern gemeinsam wahrgenommen. Um die Zusammenarbeit auf internationaler Ebene zu gewährleisten, wurde die International Coordination Group UNESCO Palafittes (ICG) ins Leben gerufen. In der Schweiz übernimmt der Verein Swiss Coordination Group UNESCO Palafittes (SCG) diese Aufgabe. In ihm sind die Vertreter der 15 beteiligten Kantone sowie je ein Vertreter des Bundesamts für Kultur und der Gesellschaft Archäologie Schweiz zusammengeschlossen. Die Arbeit der beiden Koordinationsgruppen wird durch das Sekretariat in Basel unterstützt, das Ansprechpartner für alle Fragen und Informationen rund um die Welterbestätte ist.Medienmitteilung der Swiss Coordination Group