Die Besenval waren im 17. und 18. Jahrhundert nicht nur eine der einflussreichsten Patrizierfamilien Solothurns, sondern auch der Eidgenossenschaft. Sie waren durch den Salzhandel reich geworden, besetzten Spitzenämter in der Solothurner Obrigkeit und standen als Solddienstoffiziere im Dienst des Königs von Frankreich. Dort kommandierten Mitglieder der Familie eigene Schweizerregimenter, verbanden sich durch Heiraten mit dem Hochadel und pflegten sogar enge Beziehungen zum Königshaus. In Solothurn und Umgebung errichteten sie das Palais Besenval und das Schloss Waldegg. Im Jahr 1927 starben die Besenval aus.
Digitalisierte Dokumente im Internet abrufbar
Das Archiv der Familie Besenval befand sich seit 1980 im Eigentum der «Fondation pour l’Histoire des Suisses dans le Monde» in Pregny-Chambésy (Kanton Genf). Die Stiftung ging im Mai 2021 Konkurs. Durch Vermittlung von Andreas Affolter, Leiter des Schlosses Waldegg, und Verhandlungen des Staatsarchivs Solothurn konnte erreicht werden, dass das Familienarchiv nicht aus der Konkursmasse verkauft wurde. Stattdessen schenkte das Konkursamt des Kantons Genf Anfang Oktober 2022 die Archivalien dem Staatsarchiv Solothurn. Das aus 75 Schachteln bestehende Besenval-Archiv enthält Adelsbriefe, Korrespondenz, Militär- und Geschäftspapiere sowie handgeschriebene Erzählungen und Stammbäume aus dem 17. bis 19 Jahrhundert. Die «Fondation pour l’Histoire des Suisses dans le Monde» hatte noch vor ihrem Konkurs alle Dokumente digitalisieren lassen und in einer im Internet abrufbaren Datenbank zugänglich gemacht. Das Staatsarchiv Solothurn hat diese für die internationale Forschung wichtige Datenbank übernommen und betreibt sie ab Januar 2023 weiter (besenval.anton.ch).
Schweizer Botschafter verhandelte in Paris
Bereits 1964 hatte die Solothurner Regierung versucht, das Familienarchiv Besenval in den Kanton zu holen. Es sollte im Schloss Waldegg untergebracht werden, das im Jahr zuvor in den Besitz des Kantons gelangt war. Das Archiv befand sich damals noch in der Normandie, im Schloss der Familie de Broglie – französischen Nachkommen der Besenval. Der Regierungsrat wandte sich an den Bundesrat, worauf der Schweizer Botschafter in Frankreich mit der Adelsfamilie intensive Verhandlungen aufnahm. Sie war aber nicht bereit, die Dokumente abzugeben. Der «Fondation pour l’Histoire des Suisses dans le Monde» gelang es schliesslich im Jahr 1980, das Familienarchiv Besenval in die Schweiz zu holen. 1982 kaufte die Solothurner Regierung drei Schachteln mit Dokumenten aus dem Familienarchiv, die meisten mit Bezug zu den Besenvalschen Besitzungen im Kanton Solothurn und im Elsass. Diese sich seither im Staatsarchiv Solothurn befindlichen Dokumente können nun wieder mit dem restlichen Archiv Besenval vereinigt werden.
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