Hintergrund: PFAS sind chemisch, biologisch und thermisch sehr stabile und kaum abbaubare Substanzen. In der Schweiz wurden bis jetzt keine Grenzwerte für PFAS festgelegt. Im Januar dieses Jahres hat der Bund erstmals solche kommuniziert. Wird in Abfällen PFAS nachgewiesen, definiert das Bundesamt für Umwelt (BAFU) seither projektspezifische Grenzwerte für deren Entsorgung.
Neue Grenzwerte erfordern neue Massnahmen
Aufgrund der neuen Praxis beantragten Kanton und Stadt Solothurn beim BAFU projektspezifische Grenzwerte für den Stadtmist. Anschliessend wurden neue Beprobungen durchgeführt und ausgewertet. Dabei wurde PFAS insbesondere in den jüngeren Deponiebereichen des Spitelfeldes und des Oberen Einschlags nachgewiesen. Ebenso fanden sich diese Substanzen in den Produkten der Abfallbehandlungsanlage.
Ein Testbetrieb soll nun Aufschluss darüber geben, ob und wie die Problematik der PFAS während der laufenden Sanierung gelöst werden kann und mit welchen Kosten dies verbunden wäre. Der Test soll von Herbst 2023 bis Frühling 2024 dauern und sowohl im Labor als auch mit Versuchen auf der Anlage vor Ort durchgeführt werden. Die Kosten liegen bei rund 600'000 Franken und sind in den bisherigen Projektkosten nicht eingeplant.
Wie weiter?
Parallel zum Testbetrieb gilt es zusammen mit den Deponiebetreibern für die Abfälle mit einer verbleibenden PFAS-Belastung Lösungen zu finden. Seitens der Deponiebetreiber besteht für solche Abfälle - auch bei Einhaltung der mit dem Bund für den Stadtmist festgelegten Grenzwerte - momentan eine grosse Unsicherheit. Nach Abschluss der Versuchsphase werden Stadt und Kanton im Frühling 2024 Bilanz ziehen und eine Gesamtbetrachtung zum weiteren Vorgehen machen. Dabei muss auch ein möglicher Baustellenunterbruch bis zur Entwicklung einer verlässlichen PFAS-Praxis im Rahmen des Vollzugs des Schweizer Umweltrechts in Erwägung gezogen werden.
Geringe Radiumbelastung ohne unmittelbare Gefährdung
Da auf dem Stadtmist auch Abfälle aus der Uhrenindustrie lagern, musste mit radioaktivem Material gerechnet werden. Radium wurde bis Ende der 60-iger Jahre in der Leuchtzifferfarbe der Uhren verwendet. Im Sanierungsprozess war dieses von Anfang an als Eventualität eingeplant, an zwei Standorten wird deshalb der Aushub auf Radioaktivität überprüft. Mittlerweile konnte in mehreren Ladungen schwach radioaktives Material detektiert werden Die Belastung ist jedoch so gering, dass keine Gesundheitsgefährdung für die Umgebung der Stadtmistdeponien besteht.
Das belastete Material erschwert jedoch den Bauablauf. Meistens kann das leicht radioaktive Material auf einer dafür geeigneten Deponie abgelagert werden. Einige stärker kontaminierte Materialien müssen jedoch aussortiert und als radioaktiver Abfall entsorgt werden.
Als zuständige Behörde für den Strahlenschutz begleitet das Bundesamt für Gesundheit BAG die Sanierungsarbeiten. Momentan wird geprüft, wie und mit welcher Kostenfolge sich der verantwortungsvolle Umgang mit der Strahlung und eine wirtschaftliche Sanierung kombinieren lassen.
Einblick in die Sanierung
Am 16. September 2023 wird die Solothurner Bevölkerung zu einem ersten öffentlichen Baustellenbesuch eingeladen. An mehreren Posten erhalten Interessierte Einblick in den Deponiekörper, die Baustellenlogistik, die Abfallanlage wie auch zu den PFAS.