Artenförderung

Warum Artenförderung?

Aussterben passiert leise und schleichend vor unserer Haustür. Natur und Landschaft werden immer eintöniger, sie verlieren zunehmend ihr vertrautes Gesicht und ihr ökologisches Gleichgewicht. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts sind viele Pflanzen- und Tierarten aus dem Kanton Solothurn verschwunden. Die Vielfalt der Arten garantiert jedoch das Gleichgewicht in der Natur und damit auch unsere Lebensqualität. Die Solothurner Pflanzen- und Tierarten sind unser wertvolles Naturerbe, sie gehören zu unserer Identität und sollen erhalten werden.

Wir leben heute nicht mehr in einer natürlichen Landschaft, sondern in einer von der Nutzung geprägten Kulturlandschaft. Es gibt im Kanton Solothurn keine „Wildnis“ mehr. Natürliche Prozesse sind unterbunden oder eingeschränkt, Lebensräume zerschnitten und isoliert, traditionelle Nutzungen werden aufgegeben oder intensiviert. Die Naherholung erobert die hintersten Winkel. Die Natur kann sich in vielen Fällen nicht mehr selbst regulieren. Die Wanderung und Ausbreitung von Tier- und Pflanzenarten ist vielfach unterbunden.

Die Erhaltung und Aufwertung von Lebensräumen in Naturreservaten und Waldreservaten, mit einer naturnahen Bewirtschaftung im kant. Mehrjahresprogramm Natur und Landschaft (Wiesen, Weiden, Hochstamm-Obstgärten, Hecken, Waldränder) sowie mit Revitalisierungen von Fliessgewässern im kant. Wasserbauprogramm, durch Ausgleichsmassnahmen beim Kiesabbau und durch Massnahmen der Biodiversitätsförderung in der Land- und Forstwirtschaft steht im Vordergrund. Damit können bereits viele der gefährdeten Pflanzen- und Tierarten des Kantons Solothurn erhalten werden.

Für einige Arten braucht es jedoch zusätzlich gezielte Beobachtung und spezifische, oft regionale Massnahmen, um sie erhalten zu können, oder wieder heimisch werden zu lassen. Ein solches Vorgehen wird als Artenförderung bezeichnet.

Eine Solothurner Erfolgsgeschichte

Artenförderung hat im Kanton Solothurn eine lange Tradition. Der Solothurner „Storchenvater“ Max Bloesch (1908-1997) gehörte zu den Pionieren auf diesem Gebiet. Seine hart erkämpfte Wiederansiedlung des Weissstorchs in der Schweiz begann 1948 mit der Storchensiedlung in Altreu. Im daraus entstandenen Infozentrum Witi ist Max Bloesch und «seinen Störchen» eine Ausstellung gewidmet. Sein Projekt wurde zu einem der erfolgreichsten in der Schweiz.

Infozentrum Witi Altreu

Prioritäre Arten

Der Kanton Solothurn setzt bei der Artenförderung Prioritäten, um die verfügbaren Mittel wirkungsvoll einzusetzen. Er hat eine Liste der prioritären Arten im Kanton Solothurn erstellt. Die darin aufgeführten Arten sind für den Kanton Solothurn und seine Identität wichtig und es bestehen bei uns gute Möglichkeiten, sie zu fördern. Der Kanton Solothurn setzt mehrheitlich, aber nicht ausschliesslich, dieselben Prioritäten wie der Bund, der die national prioritären Arten festgelegt hat.

Aktuelle Beispiele Solothurn

Der Kanton Solothurn hat für die prioritären Arten bisher keine Aktionspläne, wie sie das Bundesamt für Umwelt und einzelne Kantone für ausgewählte Arten erstellt haben. Die prioritären Arten werden bei uns mit gezielten, untereinander koordinierten, meist objektübergreifenden Massnahmen und Projekten gefördert. So werden z.B. Fledermausquartiere betreut und mardersicher gemacht, Brutwände für den Eisvogel und die Uferschwalbe sowie Horstplattformen für den Weissstorch gebaut. Mit neuen Weihern und Landlebensräumen wird die Geburtshelferkröte gefördert, die Gelbbauchunke mit «Unkentümpeln», die Kreuzkröte mit temporären Flutwiesen. Der Kammmolch wird in Gefangenschaft vermehrt und im Niederamt, wo er ausgestorben ist, wieder angesiedelt. Für die Juraviper und den Gelbringfalter werden Wälder ausgelichtet. Der Dunkle Moorbläuling und der Schmetterlingshaft werden überwacht und mit speziellen Massnahmen auf Feuchtwiesen bzw. Weiden gefördert. Das Hohe Veilchen wird regelmässig überwacht und zusammen mit anderen stark gefährdete Pflanzenarten gärtnerisch vermehrt und an geeigneten Standorten ausgepflanzt. Der Flaumige Seidelbast und das Ysopblättrige Gliedkraut werden erfolgreich mit Forstzäunen gegen den Verbiss durch die Gämsen geschützt. Für den im Kanton Solothurn ausgestorbenen Laubfrosch läuft ein Wiederansiedlungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Natur- und Tierpark Goldau.

Artenförderungs-Projekte und -Massnahmen des Kantons Solothurn

Pflanzen

  • Kantiger Lauch (Allium angulosum): Grenchner und Selzacher Witi
  • Wasserschierling (Cicuta virosa): Burgäschisee
  • Flaumiger Seidelbast (Daphne cneorum): Bärschwil
  • Grenobler Nelke (Dianthus gratianopolitanus): Oensingen
  • Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris): Grenchner Witi
  • Kreuz-Enzian (Gentiana cruciata): Thal, Thierstein
  • Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe): Grenchner Witi
  • Felsen-Bauernsenf (Iberis saxatilis): Oensingen
  • Grosser Sumpf-Hahnenfuss (Ranunculus lingua) : Grenchner Witi
  • Sherards Rose und andere seltene Wildrosen (Rosa sherardii, Rosa spp.): Thal, Thierstein
  • Riesen-Ampfer (Rumex hydrolapathum): Grenchner und Selzacher Witi
  • Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum): Grenchner Witi
  • Hohes Veilchen (Viola elatior): Grenchner Witi

Tiere

  • Kreuzkröte (Grenchner Witi, Gäu, Erlinsbach)
  • Gelbbauchunke (Messen, Nennigkofen, Däniken, Bucheggberg)
  • Geburtshelferkröte (Region Solothurn, Wolfwil, Kestenholz, Thal, Kappel / Rickenbach, Beinwil, Bättwil) 
  • Laubfrosch (Grenchner Witi)
  • Kammmolch (Wolfwil, Obergösgen, Erlinsbach)
  • Juraviper (Leberberg, Thal, Thierstein)
  • Ringelnatter (Grenchner Witi, Deitingen, Inkwilersee, Burgäschisee, Gunzgen / Boningen)
  • Eisvogel (Grenchen, Selzach, Gunzgen, Bettlach, Solothurn)
  • Zwergreiher (Burgäschisee, Inkwilersee)
  • Grauammer (Grenchner und Selzacher Witi)
  • Weissstorch (Grenchner und Selzacher Witi)
  • Eremit (Region Solothurn)
  • Helmazurjungfer (Wolfwil, Fulenbach)
  • Dunkler Moorbläuling (Aeschi, Erlinsbach, Bucheggberg)
  • Enzianbläuling (Thal, Thierstein)
  • Schmetterlingshaft (Holderbank, Günsberg)