Der Gewalt vorbeugen

Porträt von Gewaltberaterin Christine Paratore
Christine Paratore, Gewaltberaterin im DDI

Das Departement des Innern bietet seit knapp drei Jahren kostenlose Gewaltberatungen an. Wer zuschlägt oder fürchtet, dies künftig zu tun, soll mit diesem Angebot andere Wege der Konfliktlösung finden. Eine Gewaltberaterin erzählt von ihrer täglichen Arbeit.

Die Leute, die Hilfe bei ihr suchen, seien oft verzweifelt, sagt Gewaltberaterin Christine Paratore: «Sie wissen nicht, wohin mit ihren Emotionen und können mit dieser Ohnmacht nicht umgehen.» Verzweifelt seien die Betroffenen zum Beispiel, weil der Partner sie verlassen will. Bei anderen ist es im Ausgang eskaliert. Aus solchen Situationen resultiert oft Gewalt. Christine Paratore ist Teil eines vierköpfigen Teams der Beratungsstelle Gewalt. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen haben seit der Lancierung des Angebots rund 150 Personen beraten – in persönlichen Gesprächen oder online per Video. Über 1000 Gespräche haben sie geführt mit Personen, die gewalttätig waren oder die befürchten, in naher Zukunft Gewalt anzuwenden. Die bisher jüngste Person war acht, die älteste 70 Jahre alt.

Andere Wege aufzeigen, um Gewalt zu verhindern

Sie berate Menschen aus allen Bevölkerungsschichten, sagt Christine Paratore: «Wichtig ist, dass die Leute frühzeitig kommen. So können wir präventiv helfen, damit es künftig nicht mehr eskaliert.» Die Beratungen sind kostenlos und vertraulich. Der Gang zur Beratungsstelle geschieht freiwillig. Die Leute, die sich melden, suchen von sich aus Unterstützung. Das Angebot ist niederschwellig. Man kann einfach anrufen oder sich via Kontaktformular auf der Homepage bei der Beratungsstelle melden. Bei einem Erstgespräch lernt man sich gegenseitig kennen. Dann kommt die Gewaltberaterin aber rasch auf die Themen oder Vorfälle zu sprechen: «Ich rede oft über Gefühle und mache einen so genannten Gewaltkreislauf. Was passiert vor und nach einer Eskalation? Wo kann ich aus der Situation aussteigen, zum Beispiel die Wohnung verlassen?» In den Beratungen versucht Christine Paratore, den Leuten Strategien aufzuzeigen, wie sie sich verhalten und Gewalt künftig verhindern können. Wichtig sei, über das Geschehene zu sprechen und es aufzuarbeiten. Ansonsten gehe der Kreislauf weiter und die Betroffenen würden später oft wieder gewalttätig, vielleicht am nächsten Tag, vielleicht aber auch erst in ein paar Jahren. Ziel der Beratungsstelle ist es, solche Wiederholungen und damit erneute Gewalt möglichst zu verhindern.