Durchgangszentren zur Hälfte belegt

Porträt Alain Hervouet, Leiter Fachbereich Asyl Kanton Solothurn
Alain Hervouêt, Leiter Fachbereich Asyl

Vor über vier Monaten ist der Krieg in der Ukraine ausgebrochen. Rund 1700 Schutzsuchende sind seither in den Kanton Solothurn geflüchtet. Alain Hervouêt, der Leiter des Fachbereichs Asyl im Amt für Gesellschaft und Soziales, zieht eine positive Zwischenbilanz.

Der Ansturm zu Beginn des Ukrainekrieges war gross. Wie ist die Lage aktuell in den Durchgangszentren des Kantons?

Die Anzahl Menschen aus der Ukraine, die um Schutz nachsuchen, ist in den vergangenen Wochen zurückgegangen. Es treffen noch 100 bis 250 Personen täglich in der Schweiz ein. Diese Entwicklung macht sich auch im Kanton Solothurn bemerkbar. Aktuell ist rund die Hälfte der Plätze in unseren Durchgangszentren belegt. Der Zentrumsbetrieb verläuft geordnet und ruhig.

Was war die grösste Herausforderung bei der Unterbringung der Menschen aus der Ukraine?

Die Bereitstellung von genügend Unterkünften sowie die Sicherstellung einer qualifizierten Betreuung vor Ort. Dies alles in sehr kurzer Zeit. Wir sprechen hier von der grössten Flüchtlingsbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg.

Die Schutzsuchenden werden nach ihrem Aufenthalt im Durchgangszentrum in die Gemeinden verteilt. Wie lief diese Zusammenarbeit?

Wir verfügen über bewährte Strukturen und Abläufe im Asylwesen, die auch hier zum Tragen kommen und gut funktionieren. Durch die konstruktive Zusammenarbeit mit den Sozialregionen und Einwohnergemeinden sowie dem grossen Engagement von Privatpersonen konnten bisher alle Schutzsuchenden untergebracht und betreut werden.

Hat es nun genügend Plätze in den Gemeinden, auch falls in den nächsten Monaten wieder mehr Menschen aus der Ukraine flüchten?

Aktuell verfügen die Gemeinden noch über genügend Plätze. Zudem kann der Kanton bei einer temporären Zunahme an Zuweisungen von Schutzsuchenden die Unterbringung sicherstellen. Die Lage kann aber rasch ändern. Bund, Kantone und Gemeinden müssen darum flexibel bleiben.

Die Unterbringungsfristen für Geflüchtete in Gastfamilien laufen bald aus. Wie ist die Situation im Kanton Solothurn?

Auch im Kanton Solothurn stellen wir gewisse Ermüdungserscheinungen fest. Vereinzelt kommt es zu Abbrüchen bei den Privatunterbringungen. Hier springen die Sozialdienste ein, um passende Anschlusslösungen anzubieten. Ergänzend bietet die Caritas für bereits bestehende Gastfamilien Beratung und Unterstützung an.

Was unternimmt der Kanton, damit die Menschen, die nicht mehr in Gastfamilien wohnen können, nicht plötzlich auf der Strasse stehen?

In einem solchen Fall sind die Sozialdienste für die Bereitstellung einer Anschlusslösung verantwortlich. Dieses Vorgehen hat sich auch in der Vergangenheit bewährt. Die Befürchtung, ohne ein Dach über dem Kopf auf der Strasse zu landen, ist daher unbegründet.

Weitere Informationen: ukraine.so.ch