Hilfe für Opfer von Straftaten

Porträt von Simon Kofmel, Leiter Beratungsstelle Opferhilfe
Simon Kofmel, Leiter Beratungsstelle Opferhilfe

Die Beratungsstelle Opferhilfe Kanton Solothurn ist vor einem Jahr gestartet. Rund 700 Personen haben seither die Dienstleistungen der Beratungsstelle in Anspruch genommen. Ein Einblick vor Ort in die tägliche Arbeit mit gewaltbetroffenen Opfern.

Die Räumlichkeiten der Beratungsstelle Opferhilfe in Olten sind hoch und hell. «Die Räume entsprechen genau dem hohen Schutzbedarf von Opfern. Wir sind froh, hier zu sein», sagt Simon Kofmel, Leiter der jüngsten Opferberatungsstelle der Schweiz. Und weiter: «Wir sind hier und im Kanton angekommen, der Aufbau ist abgeschlossen.» Sein Team berät und begleitet Opfer und ihre Angehörigen. Es sorgt für den Schutz und die Wahrung der Rechte Gewaltbetroffener. Die Beratungen sind kostenlos, vertraulich und bei Bedarf anonym.

Gang zur Opferhilfe erfolgt manchmal erst nach 40 Jahren

Nicole Wyss ist Sozialarbeiterin und Beraterin bei der Opferhilfe. Manche Menschen rufen am gleichen Tag eines Ereignisses an, andere erst nach 30 oder sogar 40 Jahren, berichtet sie. So oder so sei es ein grosser Schritt für die Betroffenen, sich Hilfe zu holen. Das brauche Kraft und Mut, sagt Nicole Wyss: «Die Stärke dieser Menschen beeindruckt mich.» Von den Menschen, die sich bei der Beratungsstelle melden, sind 78 Prozent Frauen. Oft haben sie Gewalt in der Partnerschaft erlebt. Der Erstkontakt erfolgt meistens am Telefon oder per E-Mail. «Wir wollen so niederschwellig und unbürokratisch wie möglich unterstützen», sagt Nicole Wyss.

Auch Jugendliche suchen die Beratungsstelle auf

Viele Opfer melden sich selber bei der Beratungsstelle. Andere werden nach einer Meldung der Polizei durch die Stelle kontaktiert. Vor Kurzem habe eine Hausärztin angerufen, erzählt Nicole Wyss. Die Ärztin unterstützte die Patientin dabei, einen Beratungstermin bei der Opferhilfe zu vereinbaren. «Auch Jugendliche finden den Weg zu uns, oft in Begleitung einer Kollegin oder eines Kollegen.» Zehn Prozent der Klientinnen und Klienten sind minderjährig. Häufig haben sie Gewalt im öffentlichen Raum oder in der Familie erlebt oder sind von Delikten gegen die sexuelle Integrität betroffen.

Nebst der Beratung kann die Opferhilfe auch finanziell unterstützen. So finanziert sie zum Beispiel eine juristische Beratung, Psychotherapie oder Schutzmassnahmen. «Wer nicht sicher ist, ob die Opferhilfe die richtige Stelle ist, soll sich trotzdem bei uns melden», sagt Nicole Wyss. Das Team informiert in jedem Fall, wer weiterhelfen kann.