Teilzeitlehre für Alleinerziehende

Porträt von Selina Safiri
Selina Safiri, Auszubildende im AGS

Selina Safiri absolviert eine Teilzeitlehre im Amt für Gesellschaft und Soziales. Die alleinerziehende Mutter einer 6-jährigen Tochter erzählt, welche Entlastung ihr dieses Modell für ihren Alltag bringt und warum sie motiviert ist, ein Vorbild für andere Alleinerziehende zu sein.  

Selina Safiri absolviert seit August 2021 eine 80%-Lehre als Büroassistentin. Diese dauert zwei Jahre; gleich lang wie eine Vollzeit-Lehre in diesem Bereich. Selina Safiri hat nicht explizit nach einer Teilzeitlehre gesucht – denn sie wusste gar nicht, dass diese Möglichkeit existiert. Jemand hat sie auf dieses Pilotprojekt für Alleinerziehende beim Kanton aufmerksam gemacht, das die 25-jährige sehr schätzt: «Die Teilzeitlehre ist für mich als alleinerziehende Mutter eine enorme Erleichterung». Dank dem reduzierten Pensum habe sie jeweils einen freien Tag pro Woche, an welchem sie den Haushalt erledigen oder Arzttermine einplanen könne. So könne sie sich während der Arbeit voll auf den Job konzentrieren.

«Will meinem Arbeitgeber zeigen, dass es klappt»

Selina Safiri’s Tochter ist im zweiten Kindergarten-Jahr. Wenn es ihrer Tochter mal nicht gut geht und Selina Safiri deshalb die Arbeit verlassen muss, spüre sie sehr viel Verständnis von ihrem Arbeitgeber. «Das ist nicht selbstverständlich und dafür bin ich dankbar», sagt sie. Ansonsten gibt es kein Spezialprogramm für die Teilzeitlehre: zwei Tage pro Woche geht es in die Berufsschule, zwei Tage wird gearbeitet. Eine Spezialbehandlung braucht Selina Safiri aber auch nicht. Im Gegenteil: «Ich bin motiviert und will meinem Arbeitgeber zeigen, dass die Teilzeitlehre klappt. Und hoffentlich kann ich eine Vorreiterin für die Zukunft sein, damit auch andere von diesem tollen Angebot profitieren können».

Pilotprojekt als Teil der Armutsbekämpfung

Die Idee mit der Teilzeitlehre für Alleinerziehende ist neu. Selina Safiri ist die erste Auszubildende im Amt für Gesellschaft und Soziales (AGS) mit diesem Modell. Entstanden ist das Angebot im Rahmen des Konzepts zur Armutsbekämpfung, sagt Anne Birk, Abteilungsleiterin Soziale Leistungen im AGS: «Alleinerziehende sind sehr stark von Armut betroffen. Hauptproblematik ist oft die fehlende berufliche Grundbildung». Familienarbeit und Ausbildung seien schwer miteinander vereinbar, insbesondere wenn ein unterstützendes Netzwerk und ausreichend finanzielle Mittel zum Beispiel für eine flexible Kinderbetreuung fehlen. Mit der Lancierung der Teilzeitlehre habe man ein konkretes Angebot schaffen wollen, das Alleinerziehenden hilft. «Wir werden diese neue Lehre auswerten und dann prüfen, wie es weitergeht», so Anne Birk. Gut möglich also, dass Selina Safiri’s Wunsch in Erfüllung geht, in Sachen Teilzeitlehre eine Vorreiterin für andere Alleinerziehende zu sein.