Testkäufe für griffigen Jugendschutz

Simon Weiss mit Produkten aus Testkäufen
Simon Weiss mit Produkten aus Testkäufen

Der Kanton Solothurn engagiert sich seit Jahren stark im Jugendschutz. Mit Testkäufen wird geprüft, ob Jugendliche in Geschäften und Restaurants verbotenerweise an Alkohol oder Tabak gelangen. Simon Weiss vom Gesundheitsamt erklärt, wie solche Testkäufe ablaufen und warum sie wichtig sind.

«Kein Wein und Bier an unter 16-Jährige. Keine Spirituosen, Alcopops und Tabakprodukte an unter 18-Jährige». Solche oder ähnliche Warnschilder kennt man aus dem Detailhandel und anderen Verkaufsstellen. Der Kanton Solothurn überprüft, ob die Jugendschutz-Gesetze eingehalten werden. Zum einen die Jugendpolizei: sie macht Testkäufe und reicht Strafanzeige ein, wenn Alkohol an Jugendliche verkauft wird. Anders das Blaue Kreuz, das Testkäufe im Auftrag des Gesundheitsamts durchführt. Diese richten den Fokus sowohl auf Alkohol wie auch auf Tabak, sollen aber präventiv wirken. «Wir wollen die Verkaufsstellen und -personen sensibilisieren, damit sie es künftig besser machen und die Jugend schützen», sagt Simon Weiss, Fachperson Suchprävention im Gesundheitsamt.

Jugendliche versuchen Bier oder Zigaretten zu kaufen

Und so laufen die Testkäufe beim Blauen Kreuz ab: zuerst werden gezielt Örtlichkeiten ausgewählt, bei denen ein Risiko für den Verkauf von Alkohol oder Tabak an Jugendliche besteht. Das kann ein Detailhändler, ein Tankstellenshop oder ein Restaurant sein. Dann besuchen Jugendliche, die im Vorfeld geschult wurden, zu zweit eine Verkaufsstelle. Eine erwachsene Begleitperson wartet draussen, während die Jugendlichen ein Alcopop oder ein anderes verbotenes Produkt auswählen und damit an die Kasse gehen. «Wenn die Jugendlichen tatsächlich etwas kaufen können, übergeben sie das Produkt draussen der Begleitperson», sagt Simon Weiss. Danach konfrontiert die Begleitperson das Verkaufspersonal mit dem Resultat, informiert über die gesetzlichen Bestimmungen und weist sie auf die gesundheitlichen Folgen hin, die der Konsum von Alkohol oder Tabak für Minderjährige haben kann.

Vaping-Produkte und Rauschtrinken

Auch den Onlinehandel überprüft das Blaue Kreuz im Auftrag des Kantons. Ob im Internet, im Laden oder im Restaurant: Jugendliche kommen immer wieder an Produkte mit Suchtpotenzial, die sich bei ihnen besonders negativ auf die Gesundheit auswirken können, berichtet Simon Weiss: «2022 gab es rund 200 Testkäufe im Kanton Solothurn. In 48 Prozent wurde Alkohol oder Tabak an Minderjährige verkauft.» Diese Zahl müsse aber im Kontext gesehen werden. Kontrolliert werde vor allem dort, wo Schwachstellen vermutet werden. Rauchen und Alkohol trinken sei bei Jugendlichen heute ein Problem, so der Suchtspezialist: «Meist beginnen Jugendliche vor ihrem zwanzigsten Lebensjahr zu rauchen. Angesagt sind vor allem die Vaping-Produkte, und auch Rauschtrinken nimmt zu.» Darum sei es wichtig, immer wieder aufzuklären: «Wir müssen die Verkaufsstellen sensibilisieren und ihnen zeigen, dass sie eine Verantwortung beim Jugendschutz tragen.»

Weitere Informationen: jugendschutzsolothurn.ch