Gartenarbeit im Gefängnis
Mark Blaser arbeitet tagtäglich hinter Gefängnismauern. Als Arbeitsagoge in der Justizvollzugsanstalt in Deitingen betreut er Insassen in der betriebseigenen Gärtnerei. Eine Reportage über einen anspruchsvollen Job in einem speziellen Umfeld.
Im Innenhof des Hochsicherheitsgefängnisses ist es erstaunlich grün. Gewächshäuser und Gartenbeete sind zu sehen. Etliche Jungpflanzen stehen schön arrangiert in Reih und Glied: seltene Geranienarten, Feigenbäume, Himbeeren und vieles mehr. «Wir vermehren einen grossen Teil unserer Pflanzen selber, mit eigenen Samen und Stecklingen», berichtet Mark Blaser. Als Arbeitsagoge in der Gärtnerei der Justizvollzugsanstalt betreut er die Insassen bei ihren täglichen Arbeitseinsätzen, zu welchen sie verpflichtet sind. «Wir bieten den Insassen eine sinnvolle und sinnstiftende Arbeit und leisten damit einen Beitrag für ihre Wiedereingliederung in die Gesellschaft.»
«Für mich steht die Person im Vordergrund»
Mark Blaser führt durch die Anlage, vorbei an Wildstauden, Tomatensetzlingen und frischer Minze, die später getrocknet und zu Tee verarbeitet wird. All diese Produkte werden sowohl im Online-Shop der Justizvollzugsanstalt wie auch am Schache-Märet verkauft, der jeweils im Frühling stattfindet. In seinem Job könne er das Gärtnern und die Zusammenarbeit mit Menschen kombinieren. Darum gefalle ihm diese Aufgabe so sehr: «Ich war früher Landschaftsgärtner und habe dort Lehrlinge betreut.» Seit sechs Jahren betreut er nun Gefängnis-Insassen. Diese Arbeit sei sicherlich anspruchsvoll, aber eigentlich ganz normal. «Es ist für mich wie jedes andere Zusammenarbeiten auch. Für mich steht die Person im Vordergrund und nicht, ob jemand straffällig war.» Mark Blaser begleitet dabei oft mehrere Monate die gleichen Insassen. Es gilt, die Balance zwischen Nähe und Distanz zu finden. «Ich habe interessante Begegnungen und auch gute Gespräche. Manche Insassen erzählen von ihrer Vergangenheit. Und dennoch ist es eine reine Arbeitsbeziehung.»
Motivieren, betreuen, abschalten
Flexibilität und Einfühlsamkeit seien wichtige Voraussetzungen für seinen Job, weiss Mark Blaser. Die Insassen brauchen unterschiedlich viel Betreuung. Ziel sei eine möglichst selbständige Beschäftigung. Die meisten erscheinen am Morgen motiviert zur Arbeit, so der Arbeitsagoge. Sie seien froh, aus ihrer Zelle zu kommen. Im Gegensatz zu den Insassen verlässt Mark Blaser nach getaner Arbeit am Abend jeweils die Gefängnismauern und geht nach Hause. Es sei wichtig, abzuschalten, ganz speziell als Arbeitsagoge in einer Justizvollzugsanstalt. «Ich habe Familie und Kinder, also genug Abwechslung. Sobald ich das Drehkreuz am Eingangstor hinter mir gelassen habe, kann ich vergessen.»