Reh
Schutzstatus CH: jagdbar, im Kanton Solothurn Mai – Mitte Dezember
Das kleinste und häufigste Wildhuftier der Schweiz ist dank seiner hohen Anpassungsfähigkeit fast im ganzen Land zu finden. Einzig im dichten Siedlungsraum und im Hochgebirge fehlt das Reh. Aufgrund der harten Winter nehmen die Rehdichten mit zunehmender Höhenlage ab und regional wird auch in tiefere Lagen ausgewichen.
Das Reh ist ein sehr selektiver Pflanzenfresser. Da das Reh vergleichsweise nur einen kleinen Pansen besitzt, muss es viel öfters auf Nahrungssuche als andere Wildhuftiere. Dabei werden gezielt die energiereichsten und am leichtesten verdaubaren Pflanzen gesucht. Das können im Sommer Kräuter, Blüten, Früchte und wenig Gras sein. Im Winter werden Blätter und Triebe von Brombeeren und anderen Kleinsträuchern bevorzugt. Im Frühling bis Herbst leben die Rehe territorial, um gute Nahrungsräume für die Fortpflanzungszeit zu sichern. Im Winter jedoch lösen sich die Territorien auf und Rehe können auch in gemischten Gruppen beobachtet werden.
Das dichte Strassennetz in der Schweiz fordert bei den Rehen eine Grosszahl an Opfern und ist somit eine häufige Todesursache. Durch Wildtierkorridore, Wildtierbrücke und Wildwarnanlagen kann jedoch das Unfallrisiko gesenkt werden. Weiter sind auch Rehkitzrettungen aus zu mähenden Wiesen eine wichtige Massnahme. Die Jungtiere werden in den ersten Lebenswochen von der Mutter in der hohen Vegetation zurückgelassen, wo sie schwer zu entdecken sind. Heutzutage wird die Rettung auch mittels Drohnen mit Wärmebildkameras gemacht.
Die räumliche Verteilung der Rehe im Jura ist vor allem auch durch die Präsenz des Luchses beeinflusst. Durch die hohe Prädation durch Räuber entwickelt das Wild Vermeidungsstrategien, wie beispielsweise Gebietswechsel, Verharren in der Deckung oder sie ändern ihr zeitliches Aktivitätenmuster. Sie sind zudem auch deutlich wachsamer. Trotz der grossen Auswirkung des Luchses auf das Reh, hat er einen positiven Einfluss auf das Ökosystem. Räuber verhindern hohe Dichten und räumliche Konzentrationen der Beutetiere, was zu einer Minderung von Wildschaden führt. Sie erbeuten oft die schwächsten und unerfahrensten Tiere und tragen somit auch zu einer gesunden Population bei.
Graf R. F. & Fischer C. (Hrsg.) 2021: Atlas der Säugetiere. Schweiz und Liechtenstein. Schweizerische Gesellschaft für Wildtierbiologie SGW, Haupt Verlag, Bern.
Jagd- und Fischereiverwalterkonferenz der Schweiz JFK-CSF-CCP (Hrsg.) 2014: Jagen in der Schweiz. Auf dem Weg zur Jagdprüfung. Ott Verlag, Bern.