Dezember 2021

Archäologische Bodenforschung und historische Baukultur

  • 06.12.2021

Jeweils im Dezember veröffentlicht das Amt für Denkmalpflege und Archäologie seinen Jahresbericht in der Reihe «Archäologie und Denkmalpflege im Kanton Solothurn». Nun liegt das 26. Heft druckfrisch vor – informativ geschrieben, reich bebildert und grosszügig gestaltet.

Keltischer Krieger

Vor zwei Jahren wurde auf einer Baustelle in Gerlafingen das Grab eines keltischen Kriegers aus der Zeit um 200 v. Chr. angeschnitten. Nur dank des vorbildlichen Vorgehens einer Baggerführerin gingen die Funde und die Informationen über das Grab nicht verloren. Die Entdeckung ist von grosser Bedeutung, denn es ist das einzige gut bekannte keltische Kriegergrab aus dem Kanton Solothurn. Der etwa im Alter von 50 Jahren verstorbene Mann wurde mit der typischen Ausstattung eines keltischen Kriegers bestattet: mit Schwert, Lanze und Schild. Aufgrund seiner Waffenausrüstung gehörte der Mann zur Oberschicht.

Römisches Olten

2020 brachten zwei grössere archäologische Untersuchungen im Stadtzentrum von Olten neue Erkenntnisse zur römischen Siedlung. Zum einen führte im Bereich der Baslerstrasse ein rund 60 Meter langer Werkleitungsgraben mitten durch die römische Kleinstadt des 1.–3. Jahrhunderts, den sogenannten Vicus. Entdeckt wurden die Überreste eines Fachwerkhauses sowie dreier Steingebäude.

Zum anderen kam bei einer Ausgrabung im sogenannten Hexenturm im Südwesten der Oltner Altstadt ein bislang unbekanntes Teilstück der spätrömischen Castrumsmauer zum Vorschein. Dank dieses Fundes konnte die viel diskutierte Frage über den Verlauf der Mauer im Süden der Stadt beantwortet werden: Der spätrömische Mauerring reichte gegen die Dünnern über die heutige Altstadt hinaus.

Solothurner Museumsgeschichte

Spannende Entdeckungen gibt es nicht nur bei Ausgrabungen, sondern auch bei Archivarbeiten. So brachte die Aufarbeitung von alten Unterlagen aus dem ehemaligen Museum der Stadt Solothurn die Geschichte um einen Etruskerschädel und angeblich zugehörender Grabfunde wieder ans Licht. Siebzehn Kurzberichte zu Untersuchungen und Fundmeldungen sowie der Tätigkeitsbericht des Jahres 2020 runden den Archäologie-Teil ab.

Entdeckungen, eine Enttäuschung und alte Bekannte der Denkmalpflege

Der zweite Teil des Hefts beginnt mit der Vorstellung eines speziellen Fachbereichs der kantonalen Denkmalpflege: Am Beispiel eines im Kloster Mariastein durchgeführten Wiederholungskurses schildert Angela Kummer, die neue Leiterin des Solothurner Kulturgüterschutzes, die Aufgaben und die Tätigkeit dieser wichtigen Fachstelle.

Zwei Beiträge über ehemalige barocke Landsitze in Biberist zeigen auf, wie unterschiedlich Kulturgut nach wie vor behandelt wird. Im Fall der Villa Schürch gelang es, ein Abbruchobjekt als einzigartiges Baudenkmal wiederzuentdecken und sorgfältig zu restaurieren. Beim lange Jahre als Strafanstalt genutzten Landsitz Oberschöngrün war dies nicht möglich. Der renditeorientierte Umbau liess zwar die Aufarbeitung der Baugeschichte zu, verpasste es jedoch, das historische Ensemble fachgerecht in Wert zu setzen. Ein weiterer Beitrag stellt den Wohnstock Hubelweg 13 in Brunnenthal vor. Während der Hauseigentümer dreihundert Jahre spannende Hausgeschichte beschreibt, berichtet der Denkmalpfleger über die subtile Restaurierung des bis anhin wenig bekannten Hauses.

Die fünf folgenden Aufsätze besprechen hingegen der Denkmalpflege wohlbekannte Kulturobjekte, bei denen nach Jahren wieder eine Restaurierung notwendig war: Über die letzte Revision der Mühleanlage in der Grabenöle Lüterswil berichtet der ausführende Holzfachmann und Restaurator. Bei der Restaurierung der Westfassade der Klosterkirche Mariastein bestätigte sich das Restaurierungskonzept, das bereits bei Massnahmen in den 1990er Jahren angewandt wurde. Die Gesamtrestaurierung der Verenakapelle in Rüttenen im Jahr 2020 war für die Denkmalpflege willkommener Anlass, die Bau- und Restaurierungsgeschichte akribisch aufzuarbeiten. Eine umfassende Darstellung findet die städtebaulich einzigartige Ostfassade des Solothurner Rathauses, stellvertretend für die mittlerweile abgeschlossene Aussenrestaurierung der Rathausfassaden. Mit archäologisch geschultem Auge betrachtet der Bauforscher der Denkmalpflege den Krummturm in Solothurn. Er lässt dabei auch den engagierten Spenglermeister zu Wort kommen, der 1920 seinen Unmut über die damalige Solothurner Politik gleich in der Turmkugel deponierte.

Das Heft schliesst mit vierzehn Kurzberichten und dem Tätigkeitsbericht der Denkmalpflege. Es kann per sofort bezogen werden und ist online verfügbar.

Bibliografische Angaben

«Archäologie und Denkmalpflege im Kanton Solothurn 26 2021»
Herausgegeben vom Amt für Denkmalpflege und Archäologie
ISBN 978-3-9524182-9-1 / ISSN 1422-5050
Umfang 136 Seiten, broschiert, Preis CHF 20.–
Zu beziehen im Buchhandel oder beim Amt für Denkmalpflege und Archäologie, Werkhofstrasse 55, 4509 Solothurn