25 Jahre AfU
Seit einigen Jahrzehnten setzen sich kantonale Mitarbeitende für eine intakte Natur und Umwelt in Solothurn ein - seit 25 Jahren sind viele dieser Aufgaben im Amt für Umwelt (AfU) vereint.
Die Mitarbeitenden des AfU sorgen dafür, dass zukünftige Generationen reines Wasser, saubere Luft, fruchtbare Böden und vielfältige Gewässerräume als Lebensgrundlage vorfinden. Ihre Arbeit orientiert sich primär an diversen Bundesgesetzen, insbesondere dem Umweltschutzgesetz, das exakt seit 40 Jahren in Kraft ist.
Ein Umdenken in der Bevölkerung hat zusammen mit den gesetzlichen Regelungen bewirkt, dass die Umwelt nicht mehr so stark belastet ist wie noch vor 40 Jahren. Trotzdem ist der Kanton immer wieder gefordert: Neue Arten verdrängen einheimische Organismen, in den Gewässern mehren sich Pestizide und Mikroverunreinigungen, Lärm stört das allgemeine Wohlbefinden, Deponiestandorte fehlen und die Luftqualität bleibt ein Thema. Das AfU ist dafür besorgt, diese und weitere Herausforderungen kompetent und effektiv anzugehen, zum Wohl unserer Gesundheit und der Gesundheit von Natur und Umwelt.
Einblicke in die AfU-Arbeit
Zum Jubiläumsjahr 2025 gibt das AfU im Laufe des Jahres mit fünf Videos und Berichten einen Einblick in seine Arbeit, zeigt Entwicklungen auf oder thematisiert neue Herausforderungen.
Überwachung Wasserkreislauf im Kanton Solothurn
Baden in der Aare – der Gewässerschutz macht’s wieder möglich
Die Schweiz gilt als Wasserschloss Europas. Heute springen viele Leute an heissen Sommertagen ins kühle Nass und geniessen die Erfrischung, die uns die Flüsse und Seen bieten. Dies ist nur möglich dank jahrzehntelangen Anstrengungen im Gewässerschutz.
Über Jahrzehnte hinweg belasteten Abfall, Abwasser und künstliche Verbauungen die Gewässer erheblich. Obwohl bereits 1888 das zweite Fischereigesetz das Einleiten von Schadstoffen und Industrieabfällen in Fischereigewässer verbot, war in vielen Gewässern bis Mitte des 20. Jahrhunderts beinahe kein Leben zu entdecken. Fliessgewässer wurden eingedolt oder kanalisiert, künstliche Hindernisse verhinderten Fischwanderungen und trotz des Verbots wurden weiterhin Abwässer und problematische Schadstoffe eingeleitet. Schaumteppiche auf den Gewässern und tote Fische gehörten zum Erscheinungsbild von Fliessgewässern. Diese Zustände führten zu einem verstärkten Bewusstsein für den Umweltschutz in der Schweiz. Dabei führten das Engagement der Bevölkerung und lokale Initiativen von Fischerei-Vereinen massgebend zur Entwicklung des Gewässerschutzes (1).
1955 wurde das erste Gewässerschutzgesetz vom eidgenössischen Parlament verabschiedet. Damit erhielt der Bund weitergehende Befugnisse und die Kantone wurden verpflichtet Kläranlagen einzuführen. Während 1965 lediglich etwa 14 % der Schweizer Bevölkerung an Kläranlagen angeschlossen waren, stieg dieser Anteil bis 2005 auf 97 %. Gleichzeitig verbesserte sich die Technik zur Entfernung schädlicher Stoffe und Nährstoffe aus Abwässern stark (1, 2). Parallel zu den Fortschritten in der Abwasserbehandlung wurden schweizweit umfassende Massnahmen zur strukturellen Gewässeraufwertung ergriffen. Heute werden vielerorts Überschwemmungsgebiete wieder hergestellt und veraltetet Verbauungen entfernt, um die ökologische Vielfalt zu fördern und den natürlichen Wasserfluss wiederherzustellen.
Erfolg des Gewässerschutzes am Beispiel der Aare
Die Gewässerqualität der Aare wird laufend untersucht und dokumentiert. Im November 2024 ist der neuste Monitoringbericht erschienen (3).
Die Fortschritte in der Abwasserreinigung sowie der Rückgang von industriellen Einflüssen, wie z.B. auf Grund der Schliessung der Zellulosefabrik in Attisholz, haben massgeblich zur Verbesserung der Wasserqualität in der Aare beigetragen. Der Fluss weist mittlerweile eine insgesamt gute chemische Wasserqualität auf (3, Kapitel 3.1-3.3 und 3.4.3). Die Revitalisierung von Flussabschnitten an bestimmten Stellen der Aare wirken sich besonders positiv auf die Artenvielfalt und die Individuendichte im Wasser aus (4, Kapitel 3.6; 5). Die aufgewerteten Uferbereiche der Aare bieten nun zusätzlichen Lebensraum für Libellenarten, insbesondere auch für Arten, die bis 2022 als bedroht galten. Diese Arten haben sich heute in den revitalisierten Uferzonen erfolgreich angesiedelt (4, Kapitel 3.5).
Aktuelle und künftige Herausforderungen im Gewässerschutz
Trotz der positiven Entwicklungen der Wasserqualität in der Aare sind die kleineren Zuflüsse weiterhin stark von menschlichen Einflüssen geprägt. Besonders in stark landwirtschaftlich geprägten Regionen gelangen Pflanzenschutz- und Düngemittel nach wie vor in Flüsse und Bäche. Im Siedlungsraum zeigt sich die Beeinträchtigung vor allem durch den Eintrag von Arzneimitteln, die durch die meisten Abwasserreinigungsanalgen noch nicht entfernt werden können (3, Kapitel 3.5).
Die durch die Klimaveränderung verursachten häufigeren und intensiveren Trockenperioden verringern die Abflussmengen. Dadurch werden chemische Belastungen weniger verdünnt. Das kann insbesondere in kleinen Seitengewässern zu einer deutlichen Konzentrationszunahme führen. Bei grossen Gewässern - wie der Aare - fällt dieser Effekt aufgrund des hohen Abflussvolumesn kaum ins Gewicht, da schädliche Substanzen effektiv verdünnt werden.
Auch der ökologische Zustand der Aare und ihrer Zuflüsse bleibt herausfordernd. In den letzten zwei Jahrzehnten ist die Besiedlungsdichte und Artenvielfalt der wirbellosen Kleinstlebewesen am Gewässergrund (Makrozoobenthos) in der Aare trotz den Revitalisierungsanstrengungen stark zurückgegangen. Eine wesentliche Ursache dafür sind invasive Arten. So verdrängt die aus dem Schwarzmeerraum stammende Quaggamuschel die heimische Zebramuschel. Ebenso dezimiert der räuberische grosse Höckerflohkrebs die einheimische Insektenpopulationen (3, Kapitel 3.4.5; 4, Kapitel 3.4 und 3.7). Daneben setzen eine stellenweise immer noch unzureichende Lebensraumqualität und ansteigende Wassertemperaturen die Lebewesen in der Aare unter hohen Druck.
Fazit
Die bisherigen Erfolge im Gewässerschutz der Aare zeigen, dass gezielte Massnahmen die Wasserqualität und Artenvielfalt verbessern können. Dennoch stehen unsere Gewässer weiterhin vor grossen Herausforderungen. So bleiben auch die Aare und ihre Nebengewässer nicht ausgespart von den Belastungen mit Mikroverunreinigungen, invasiven Arten oder steigenden Wassertemperaturen. Um unsere Gewässer als Lebensraum zu schützen, müssen Belastungen, besonders in kleinen und mittleren Zuflüssen, weiter reduziert werden. Die Aufgaben gehen dem Gewässerschutz also nicht aus. Neue Themen kommen auf uns zu und wollen angepackt werden.
Quellen
1. Gewässerschutz von unten
2. Schweizer Abwasserreinigung – Eine Erfolgsgeschichte
3. Aarebericht Chemie 2012-2022 mit Anhang
4. Aarebericht Biologie 2022
5. Erfolgskontrolle Hochwasserschutz Aare Olten-Aarau
Weiterführende Links
Die historische Entwicklung des Schweizer Gewässerschutzes seit 1800