10 Jahre KESB

Zwei Personen an einem Tisch in einer Besprechung

Vor zehn Jahren wurden in der ganzen Schweiz die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (KESB) gegründet, auch im Kanton Solothurn. Die KESB ordnet Unterstützung für Menschen an und muss damit in Privatleben und Familien eingreifen. Ein Einblick in die Arbeit der KESB mit einem «Mann der ersten Stunde».

Jürg Vögtli ist seit Anfang an dabei. Er hat beim Aufbau der KESB im Kanton Solothurn mitgearbeitet. Die letzten zehn Jahre hat er die KESB Olten-Gösgen geleitet. «Ich bin weniger an Technik als am Umgang mit Menschen interessiert. Ich liebe auch die Abwechslung: Jeder Arbeitstag kann neue Überraschungen bringen und keiner verläuft gleich wie der andere», sagt Jürg Vögtli über seinen Job.

KESB wird oft gerufen und macht Abklärungen

Die drei KESB im Kanton Solothurn haben im Jahr 2022 rund 5000 Beistandschaften geführt und fast 10'000 Verfahren behandelt. Im Bereich Erwachsenenschutz beschäftigt sich die KESB mit Menschen, die wegen psychischen Problemen oder Suchtproblemen Unterstützung brauchen. Oft auch mit älteren Menschen, denen die Unterstützung von Angehörigen fehlt. Meist schaltet sich die KESB nicht von sich aus ein. Ein Arzt, das Spital oder ein Altersheim macht eine Meldung. Vielfach wenden sich aber auch die Angehörigen oder sogar die betroffenen Menschen selber an die KESB. Im Bereich Kindesschutz geht es um Kinder und Jugendliche, deren Eltern entweder überfordert sind oder die sich zu wenig um ihre Erziehungsaufgabe kümmern. «Für die KESB steht dabei das Kindeswohl im Zentrum», so Jürg Vögtli. Bevor die KESB entscheidet und bestimmte Massnahmen anordnet, trifft sie stets umfangreiche Abklärungen: bei der Schule, bei den Ärzten, beim Sozialdienst. Oft werden auch Gutachten erstellt. Zudem hört die KESB die betroffenen Eltern und das Kind an.

Einfühlungsvermögen und Distanz gleichzeitig

Die Arbeit als Behördenmitglied erfordere Empathie, betont Jürg Vögtli: «Das Schicksal der betroffenen Menschen darf einem nicht gleichgültig sein.» Zugleich müsse man eine gewisse professionelle Distanz wahren. Das ist nicht immer einfach, denn belastende Fälle können auch den Mitarbeitenden bei der KESB nahegehen. «Wichtig ist der Austausch untereinander. Wir reden miteinander nach einer schwierigen Anhörung oder einem belastenden Telefonat.» Ebenso wichtig ist für Jürg Vögtli der private Ausgleich. «Ich bin oft in der Natur unterwegs: Velofahren, Bergwanderungen. Ausserdem singe ich in verschiedenen Chören mit.» Dafür wird Jürg Vögtli künftig noch mehr Zeit haben. Nach zehn Jahren an der Spitze der KESB Olten-Gösgen tritt er Ende Januar 2023 in den Ruhestand.