Inhaftierte Väter und ihre Kinder
Väter sollen auch in Haft schöne Momente mit ihren Kindern teilen können. Die Justizvollzugsanstalt Solothurn hat dafür ein eigenes Programm geschaffen. Inhaftierte Väter werden geschult und können an einem speziellen Besuchstag Zeit mit ihren Kindern verbringen.
Rund 90 Insassen sitzen im Hochsicherheitsgefängnis in Deitingen, in der Justizvollzugsanstalt Solothurn, in Haft. Ein Fünftel dieser Männer hat Kinder. Dreimal pro Monat dürfen die Kinder ihre Väter besuchen. Dafür steht ein kinderfreundlich eingerichteter Besucherraum zur Verfügung. Zum Spielen und um die gemeinsame Zeit unbeschwert zu geniessen bleibt aber wenig Platz. Darum hat die Justizvollzugsanstalt zwei zusätzliche Angebote ins Leben gerufen: einen «Vaterkurs» und einen «Vater-Kind-Anlass».
Schulung für Väter in Haft
«Es ist uns ein Anliegen, die Kinder in der Beziehung zu ihren Vätern zu stärken und ihnen, auch in der Haftzeit der Väter, schöne Momente und Erinnerungen zu ermöglichen», sagt Christiane Kamradt. Die Lehrerin des Schweizerischen Kompetenzzentrums für den Justizvollzug hat den Vater-Kurs aufgebaut. In diesem Kurs werden die Väter geschult und können sich austauschen: Was heisst es Vater zu sein? Wie kann ein Kontakt gestaltet werden? Wie gehe ich mit meinen Gefühlen um? In diesem Kurs können die Väter ausserdem Geschenke für ihre Kinder basteln: Schmuckbändchen herstellen, T-Shirts bemalen oder eine CD mit Gute-Nacht-Geschichten bespielen. Das Thema Kinder erfordere einen sensiblen Umgang, sagt Christiane Kamradt. Das Interesse an der Schulung sei gross. Es gebe aber auch Väter, die nicht offen sprechen möchten, keinen Kontakt haben oder sich den Emotionen nicht aussetzen wollen.
Familienzeit in einem betreuten Rahmen
Das zweite Angebot, der «Vater-Kind-Anlass», findet alle zwei Monate an einem Samstagvormittag statt. In einer kleinen Turnhalle in der Justizvollzugsanstalt versammeln sich die Insassen, ihre Kinder und Familien. Menschen mit einem vergleichbaren Schicksal treffen so aufeinander und können sich austauschen. Sie werden dabei vom Wohngruppenleiter Ueli Schenker betreut: «Viele Väter sind vor dem Besuch nervös, andere in positiver Vorfreude. Ihr Umgang mit den Kindern an diesem Tag ist sehr liebevoll.» Die Kinder selber brauchen wenig Anleitung, stellt Ueli Schenker fest. Vereinzelt seien sie unsicher. In der Regel freuen sie sich aber und bewegen sich sicher. Nur der Abschied falle meist beidseits schwer: «Nicht selten fliessen Tränen.» Die Insassen und auch die Familien seien aber dankbar und schätzten dieses Angebot.