Herr der elektronischen Fussfessel

Harry Bloch sitzt auf der Treppe im Gang des Amts für Justizvollzug
Harry Bloch, Bewährungshelfer im Amt für Justizvollzug

Harry Bloch begleitet verurteilte Personen, die ihre Strafe mit Electronic Monitoring verbüssen. Der Bewährungshelfer hat beim Montieren von elektronischen Fussfesseln und dem Überwachen des Hausarrests schon Einiges erlebt.

Harry Bloch war früher Maschinenmechaniker und arbeitete auf der Baustelle. Dann bildete er sich weiter zum Sozialpädagogen. Seit 13 Jahren ist er «Herr der elektronischen Fussfessel» im Amt für Justizvollzug. Seine Vergangenheit als Handwerker hilft ihm dabei: «Die Fussfessel anzulegen ist zwar nicht so schwierig. Aber meine Lebenserfahrung vereinfacht den täglichen Umgang mit unseren Klientinnen und Klienten.» Seine Klientinnen und Klienten, das sind Leute, die zu einer kurzen Freiheitsstrafe oder zu einer Geldstrafe verurteilt wurden. Dies zum Beispiel wegen Diebstahl oder Fahren in angetrunkenem Zustand. Unter gewissen Voraussetzungen, etwa mit einer geregelten Arbeit, dürfen sie ihre Strafe mit Electronic Monitoring verbüssen.

Hausarrest wird elektronisch überwacht

Bis zu 50 Fälle mit Electronic Monitoring begleitet die Bewährungshilfe pro Jahr. Harry Bloch vereinbart mit den Betroffenen einen genauen Zeitplan für die Dauer der Strafe. Mit einer elektronischen Fussfessel kann man ausser Haus arbeiten oder am Vereinsleben teilnehmen. Am Wochenende gibt es drei Stunden Ausgang. Die restliche Zeit verbringt man im Hausarrest. «Ich richte bei den Leuten zu Hause einen Empfänger ein», erzählt Harry Bloch. «Entfernt sich die Person unerlaubt mehr als 150 Meter von diesem Gerät, schlägt es bei mir Alarm.» Bei wiederholten Verstössen wird das Electronic Monitoring abgebrochen und die Strafe muss im Gefängnis abgesessen werden. So weit komme es aber selten, sagt Harry Bloch. Die Teilnehmenden seien motiviert, mitzumachen. Nur ein besonderer Fall aus den letzten Jahren ist ihm noch in Erinnerung: «Einmal hat einer seine Fussfessel zerschnitten und dann wieder selber zusammengeklebt. Das haben wir aber schnell herausgefunden», berichtet er schmunzelnd.

Geringere Folgekosten für den Staat

Electronic Monitoring gibt es im Kanton Solothurn seit 20 Jahren. Mit dieser Form des alternativen Strafvollzugs können die Betroffenen ihren Beruf weiter ausüben und verlieren ihre Stelle nicht. Das reduziert die Folgekosten für den Staat. Harry Bloch hat schon Leute mit den unterschiedlichsten Hintergründen begleitet – vom Landwirten bis zum CEO einer Firma. In ein paar Monaten geht Harry Bloch in Frühpension. Die vielen Erlebnisse und den Kontakt mit den Menschen wird er vermissen: «Durch meine Hausbesuche sehe ich direkt in die Lebensumstände vieler Leute. Das ist sehr berührend und das wird mir fehlen.»

Harry Bloch montiert einer Person eine elektronische Fussfessel
Harry Bloch montiert eine elektronische Fussfessel