Dem Kanton Solothurn gehören heute 5,61% der Aktien des Energiekonzerns, was 1'563'520 Aktien entspricht. Zudem hält er ein Aktionärs-Hybriddarlehen in der Höhe von 30 Mio. Franken, welches in naher Zukunft ebenfalls in Aktien umgewandelt werden soll. Von diesem Paket übernimmt die Primeo-Energie 861'429 Aktien sowie das vom Kanton gewährte Aktionärs-Hybriddarlehen. Die Regio Energie Solothurn kauft ein Aktienpaket von 331'104 Aktien. Der Verkaufspreis je Aktie beträgt 70 Franken. Die Primeo-Energie beliefert unter anderem die Gemeinden des Schwarzbubenlandes und der Region Olten mit Strom, die Regio Energie Solothurn versorgt die Stadt Solothurn und die umliegenden Gemeinden mit Energie.
16,7 Millionen Franken Gewinn
Mit dem Verkauf der Aktien und dem Darlehen fliessen dem Kanton Mittel in der Höhe von rund 113 Mio. Franken zu. Da die Aktien zu einem Wert von 56 Franken (d.h. 80% des effektiven Wertes) in der Bilanz geführt werden, löst der Verkauf einen einmaligen Buchgewinn von 16,7 Mio. Franken aus. Das Portfolio des Kantons umfasst nach dem Aktienverkauf an die beiden Energieversorger noch 370'987 Aktien. Der Regierungsrat beabsichtigt, auch dieses Paket zu verkaufen und sucht dafür weitere Interessenten.
Rückzug aus dem Verwaltungsrat
Unabhängig davon, dass noch ein Restaktienpaket mit einer Beteiligung von rund 1,1% an der Alpiq beim Kanton verbleibt, zieht sich der Kanton aus dem Verwaltungsrat der Unternehmung zurück. Der Vertreter des Kantons im Verwaltungsrat, Rechtsanwalt Heinz Saner, Olten, wird deshalb auf einen noch zu vereinbarenden Termin dieses Leitungsgremium verlassen.
Rückblick 1960 – 2019
Der Kanton Solothurn ist seit Beginn der 60er Jahre an der Atel Gruppe, der Vorläuferunternehmung der heutigen Alpiq Holding AG, finanziell beteiligt. 2009 wurde die Atel Gruppe zusammen mit der Energie Ouest Suisse (EOS) in die Alpiq überführt. Seit dem Zusammenschluss von Atel und EOS zur Alpiq Holding AG bestand eine Konsortialvereinbarung zwischen den Aktionärsgruppen EOS Holding AG (EOS), EDF und Konsortium Schweizer Minderheiten (KSM). Das KSM wiederum wird gebildet durch die Schweizerischen Energieversorgungsunternehmungen Aziende Industriali di Lugano (AIL), die Genossenschaft Elektra Baselland (EBL), die Genossenschaft Elektra Birseck Münchenstein (EBM), Eniwa Holding, WWZ AG, Zug und dem Kanton Solothurn.
EDF hat 2018 den Konsortialvertrag ordentlich gekündigt und in der Folge ihre Aktien an die CSA-Energieinfrastruktur Schweiz bzw. an deren Tochter Schweizer Kraftwerksbeteiligung-AG (SKBAG) verkauft.
Dekotierung April 2019
EOS, das KSM und die SKBAG haben im April 2019 einen neuen Aktionärsbindungsvertrag vereinbart. Darin wurde festgelegt, dass sich die drei Aktionärsgruppen so organisieren, dass sie je über einen Drittel des Aktienkapitals der Alpiq verfügen. Zu diesem Zweck wurde die Alpiq-Aktie von der Börse dekotiert und die Publikumsaktionäre im Rahmen einer Abfindungsfusion ausgekauft. Vereinbart wurde auch, dass die Aktionärs-Hybriddarlehen in der Höhe von 366,5 Mio. Franken, welche Alpiq von EOS und KSM gewährt wurden, in Aktien umgewandelt werden sollen. Der Kanton Solothurn gewährte ein Darlehen im Betrag von 30 Mio. Franken.
Keine Konkurrenz zu regionalen Energieversorgern
Weiteres Kernelement des Aktionärsbindungsvertrages ist zudem, dass sich die Parteien verpflichtet haben, dass sie im selben Verhältnis, in dem sie an Alpiq beteiligt sind, einen bestimmten Teil der Wasserkraftproduktion der Alpiq beziehen. Dieser Pflicht-Strombezug erfolgt zu einem Preis, der den durchschnittlichen Produktionskosten von Alpiq entspricht, wobei dieser Preis auf einen maximalen Wert begrenzt ist.
Für den Regierungsrat des Kantons Solothurn ist die Klausel, wonach die Aktionäre zum Bezug von Wasserkraft verpflichtet sind, aus wirtschaftlichen Überlegungen durchaus sinnvoll. Er hat jedoch für den Kanton zur Folge, dass er in ungewollte Konkurrenz zu den regionalen Energieversorgern als Strombezüger und -händler zu stehen käme. In den Vertragsverhandlungen hat sich der Regierungsrat deshalb ausbedungen, dass er seine Aktien an regionale Energieversorger und an Mitglieder des KSM verkaufen kann. Für den Regierungsrat stehen damit die volkswirtschaftlichen Überlegungen im Vordergrund, mit dem Verkauf seiner Aktien an regionale Energieversorger diese zu stärken und ihnen den Zugang zu Strom aus Schweizer Wasserkraft zu sichern. Der Verkaufspreis Preis je Aktie von 70 Franken entspricht dem Preis, welcher in der Abfindungsfusion festgelegt wurde.