Trockenes Frühjahr 2020

19.05.2020 - Die letzten Wochen brachten viel Regen ins Land. Dieser war auch bitter nötig. Der Frühling 2020 brachte neben aussergewöhnlich hohen Temperaturen auch eine lange Trockenphase mit sich. So trocken, dass der Kanton Solothurn zeitweise ein absolutes Feuerverbot im Wald erliess. Doch wie wirkte sich diese Trockenheit auf den Wasserhaushalt der Böden und die Grundwasserstände aus?

Ein stabiles Hochdruckgebiet bescherte der Schweiz bereits ab Mitte März aussergewöhnlich sonnige und frühsommerliche Verhältnisse. Dabei blieb der Regen mehrheitlich aus. So fielen im Solothurner Jura im ganzen Monat April lediglich 25 mm Niederschlag. Dies entspricht nur gerade 32% des langjährigen Mittelwerts (1999-2019) für diese Region. Ein bisschen anders sieht die Situation im Mittelland aus: Hier wurden dank der Niederschläge Ende April immerhin noch 55% der mittleren Niederschlagsmengen erreicht.

Waldbrandgefahr bedeutet nicht zwingend auch trockene Böden

Von der längeren Trockenphase betroffen war auch der Wald. Die warmen Temperaturen und die ausbleibenden Niederschläge verschärften die Waldbrandgefahr. Mitte April wurde die Gefahrenstufe auf 4 (gross) erhöht, was ein absolutes Feuerverbot im Wald und in Waldesnähe für den ganzen Kanton zur Folge hatte. Erst die Regenfälle Ende April / Anfang Mai entspannten die Situation.

Schaut man sich den Waldstandort Dulliken an, fällt auf, dass der Oberboden (in 20 cm Tiefe) und der Unterboden (in 35 cm Tiefe) noch bis Mitte April feucht bis sehr feucht waren - zu einem Zeitpunkt also, als die Waldbrandgefahr bereits gross war. Als Mass für den Wassergehalt eines Bodens gilt die Saugspannung: je höher die Saugspannung desto trockener der Boden. Erst gegen Ende April nahm die Saugspannung stark zu die Böden trockneten zunehmend aus. Auf die Waldbrandgefahr hat die Bodenfeuchtigkeit jedoch kaum einen Einfluss, da Waldbrände hauptsächlich durch das Entzünden der Streuschicht (abgefallene Blätter, Totholz oder Gestrüpp) entstehen. Ist zusätzlich die Humusschicht (oberste 5-10 cm) sehr trocken, besteht die Gefahr grossflächiger Waldbrände.

Regional unterschiedliche Grundwasserstände

Das Grundwasser reagierte regional unterschiedlich auf die Trockenheit. So zeigen die Grundwasserstände der drei grossen Talgrundwasservorkommen (Emme-Grundwasserstrom, Dünnern-Grundwasserstrom und Aare-Grundwasserstrom), aus denen 70% des im Kanton Solothurn gewonnen Trinkwassers stammt, keinen aussergewöhnlichen Verlauf. Dies zeigt sich beispielhaft am Emme-Grundwasserstrom im Wasseramt: Während der Wintermonate wurden die Speicher gut gefüllt, so dass die Grundwasserstände bis Anfang April sogar eher überdurchschnittlich hoch waren. Zwar ist ab März eine sinkende Tendenz zu beobachten, die Messwerte blieben aber im Normalbereich und lagen auch im trockenen April nur leicht unterhalb des langjährigen Durchschnittes. Die grossen Talgrundwasservorkommen reagieren träge auf klimatische Veränderungen. Bleibt der Niederschlag aus, wird dies kompensiert durch Flusswasserinfiltration oder weitere Zuflüsse z.B. aus dem Jurakarst. Im Wasseramt tragen insbesondere die Emme und ihre diversen kleineren Zuflüsse zu einem stabilen Grundwasserregime bei.

Einen ganz anderen Verlauf zeigen die Messstellen im Aaregäu: Hier sind die Grundwasserstände im April in nur kurzer Zeit deutlich gesunken. Im Unterschied zum Wasseramt besteht hier keine Infiltration von Flusswasser. Die Messstellen befinden sich zwar in unmittelbarer Nähe der Aare, jedoch liegt der Aarepegel ganzjährig tiefer als die Grundwasserstände, sodass das Grundwasser in die Aare übertritt. Das Grundwasser im Aaregäu wird also hauptsächlich durch Niederschläge gespiesen und reagiert dementsprechend schnell auf sich verändernde Witterungsbedingungen. Dennoch besteht für die Trinkwasserversorgung kein Grund zur Sorge, denn dieser Raum ist mit dem ergiebigen Grundwasserstrom im Dünnerngäu vernetzt.

Fazit: Der Regen der letzten Wochen hat die Situation fürs Erste entschärft. Die Waldbrandgefahr ist gebannt, die Böden sind nicht tiefgründig ausgetrocknet und die Grundwasserstände in Solothurn sind trotz lokaler Unterschiede stabil geblieben.