Flumenthal/Scharlenmatte

Zwei reiche Urnenbestattungen aus römischer Zeit

Schon seit der Mitte des 18. Jahrhunderts ist bekannt, dass sich in der Scharlenmatte bei Flumenthal ein römischer Gutshof befand. In den Jahren 2013 und 2018 kamen etwa 200 Meter südlich des vermuteten Hauptgebäudes zwei aussergewöhnlich reiche Brandbestattungen zutage. Die beiden im 2. Jahrhundert n. Chr. verstorbenen Personen, ein Mann und eine Frau, gehörten wahrscheinlich zur Besitzerfamilie des nahegelegenen Gutshofes.

Den beiden wurden reiche Beigaben ins Grab mitgegeben: Ensembles aus wertvollem Geschirr, sogenannter Terra Sigillata, Schmuckstücke wie etwa eine Gemme aus Glaspaste, Glasgeschirr und Speisebeigaben. Die Beigaben wurden mit der verstorbenen Person zusammen auf den Scheiterhaufen gelegt, weshalb viele davon stark verkohlt oder verformt sind.  Der Leichenbrand wurde bei beiden Bestattungen in eine grosse Glasurne gefüllt und in einer Grube beigesetzt, in der man dann auch die Beigaben niederlegte.

Neben den beiden Urnenbestattungen müssen sich im Umfeld des Gutshofes noch weitere Gräber befunden haben. Zu einem solchen Landwirtschaftsbetrieb gehörten neben der Besitzerfamilie noch eine grössere Anzahl von Handwerkern und Landarbeitern mit ihren Familien, dazu einzelne Sklaven. Diese Gräber sind nicht gefunden worden, wahrscheinlich sind sie im Laufe der Jahrhunderte durch Erosion zerstört worden.

  1. Blick über die Scharlenmatte Richtung Norden. Am Rande der Industriezone im Vordergrund wurden die beiden Gräber entdeckt, etwa in der Bildmitte liegt der römische Gutshof.
  2. Bereits 1808 waren im Bereich der römischen Villa Grabungen unternommen worden, bei denen unter anderem ein Mosaikboden entdeckt worden war.
  3. Bei der Ausgrabung steht die Urne noch aufrecht in der Grabgrube, welche man durch ihre etwas dunklere Färbung gut erkennen kann.
  4. Im Labor entnimmt die Restauratorin sorgfältig den Inhalt, reinigt die Urne und klebt sie zusammen.
  5. Die Glasurnen und eine Auswahl der Beigaben aus den beiden Bestattungen
  6. Auf dieser ursprünglich in einen Ring gefassten Gemme ist ein trunkener Bacchus oder ein Hercules mit Thyrsosstab dargestellt.
  7. In der neuen Dauerausstellung des Archäologischen Museums des Kantons Solothurn in Olten wird eine Auswahl der Funde aus den beiden Bestattungen präsentiert.