Büsserach/Mittelstrasse

Ein früh- und hochmittelalterliches Handwerkerviertel

In mehreren Grabungen zu beiden Seiten der Mittelstrasse erforscht die Kantonsarchäologie seit 2010 ein Eisengewerbeviertel des 5.-10. Jahrhunderts n.Chr. In dieser rund 2000 m2 grossen Handwerkersiedlung wurde vor allem Eisen verarbeitet. Von der Eisenerzverhüttung zeugen mehrere Tonnen Schlacken und die Reste von zwei Verhüttungsofen. Zwei weitere Rennöfen sind aufgrund der Schlackenzusammensetzung ausserhalb der Grabungsfläche zu vermuten. Zwei Schmiedeesse und verschiedene Eisenobjekte, wie Meissel, Messer und Ahlen, deuten darauf hin, dass das Eisen vor Ort zu fertigen Werkzeugen weiterverarbeitet wurde.

Ausserdem kamen ein grosses Wohnhaus, Hinweise auf weitere Pfostenbauten und mehrere Feuerstellen sowie 34 sogenannte Grubenhäuser zum Vorschein. Die in den Boden eingetieften Grubenhäuser dienten als Werkstätten oder als Vorratskeller. Webgewichte aus gebranntem Ton und aus Stein deuten darauf hin, dass in einzelnen Grubenhäusern Webstühle standen. In mehreren Grubenhäusern wurden zudem grössere Fragmente von Keramikgefässen gefunden.

Insgesamt geben uns die archäologischen Funde und Befunde einen einmaligen Einblick in die Entwicklung des frühen Eisenhandwerks im Solothurner Jura.

Grabung 2021

Bildergalerie

  1. Grabungsmitarbeiter legen eine Steinsetzung frei
  2. Besucher am Tag der offenen Grabung 2010 betrachten ein Grubenhaus. Die modernen Holzpfosten zeigen die Standorte der mittelalterlichen Pfostenkonstruktion an.
  3. Das Negativ eines Grubenhauses, das nur noch wenige Zentimeter tief ist
  4. Fliessschlacke
  5. Ein kleiner Teil der insgesamt rund 6 Tonnen Eisenschlacken
  6. Schmiedeesse mit einer gebrannten Lehmsohle und einem Schutzschild aus Sandstein
  7. Ambossstein aus einer Schmiedegrube
  8. Schnitt durch eine tiefe, mit verbranntem Lehm und Steinen verfüllte Grube
  9. Vom rund 10x20 Meter grossen Wohngebäude sind nur die Negative der Pfosten und eine Feuerstelle erhalten.
  10. Topfscherbe mit linearen Rädchenverzierungen, die typisch für frühmittelalterliche Keramik sind
  11. Webgewichte aus Stein