Förderpreise 2012
Zwölf Förderpreise 2012 vergeben
Solothurn, 4.05.2012 - Erstmals hat das Kuratorium für Kulturförderung des Kantons Solothurn die neu geschaffenen Förderpreise im Auftrage des Regierunsrates vergeben. Die zwölf Förderpreise von je Fr. 15‘000.- werden am Donnerstag, 31. Mai im Kulturzentrum Schützi in Olten an Kunstschaffende der verschiedenen Fachbereiche übergeben. Am gleichen Tag werden zudem die Kunstschaffenden vorgestellt, die 2013 im Künstleratelier Paris leben und arbeiten dürfen.
Ende November des vergangenen Jahres wurde das erste Bewerbungsverfahren für die neu geschaffenen Förderpreise zusammen mit den Atelieraufenthalten in Paris ausgeschrieben. Bis zum Eingabetermin am 13. Januar 2012 hatten Kunstschaffende Zeit, sich für einen der Preise in den sechs Kategorien und für den Atelieraufenthalt in Paris zu bewerben. Insgesamt 82 Bewerbungen sind eingegangen.
Von diesen 82 Bewerbungen bezogen sich 30 auch auf einen Aufenthalt im Künstleratelier in Paris im Jahr 2013, welches der Kanton Solothurn seit 2001 in Zusammenarbeit mit dem Kanton Aargau anbietet.
Beurteilt wurden die eingereichten Dossiers nach der Qualität der gemachten künstlerischen Aussagen, der Kontinuität des bisherigen Schaffens und Entwicklungsmöglichkeiten der Künstler sowie nach Innovation und Professionalität des Schaffens. Der Leitende Ausschuss des Kuratoriums hat aufgrund der Anträge der Fachkommissionen im März die Förderpreise resp. die Atelieraufenthalte zugesprochen. Im Jahr 2012 erhalten die folgenden Kunstschaffenden resp. Veranstalter einen Förderpreis von je 15'000 Franken (weitere Informationen finden Sie auf):
Förderpreis LITERATUR
Silvano Cerutti (*1973), Autor, Solothurn
Silvano Cerutti (www.sokultur.ch) wurde am 8. Juni 1973 in Kelkheim in Deutschland geboren. Aufgewachsen ist er im Kanton Zug, wo er auch die Schulen besuchte. Er arbeitete danach als Redaktor und freischaffender Journalist im kulturellen Bereich. Seit einigen Jahren lebt Silvano Cerutti in Solothurn. Silvano Cerutti arbeitet als freier Schriftsteller, Journalist und Kulturredaktor bei der Berner Kulturagenda.
Im Jahr 2007 erschien mit "Gschnätzlets" Silvano Ceruttis erster Band mit Kurzgeschichten. Darauf folgte 2012 der vielbeachtete Krimi mit dem Titel "Du nennst das Gier", der im fiktiven Solothurnischen Dorf Bätzigen spielt. Silvano Cerutti erhält den Solothurner Förderpreis für sein interessantes Roman-Projekt mit dem Arbeitstitel "Der Uhrmacher", in welchem er einem spezifischen Aspekt der Solothurner Industriegeschichte, nämlich der Uhrenindustrie, nachgehen will.
Förderpreis FILM
Roger Fähndrich (*1982), Filmer, Bern
geboren und aufgewachsen in Olten
Roger Fähndrich wurde in Olten geboren und machte zunächst eine Ausbildung als kaufmännischer Angestellter in Olten. Nach seiner Lehre absolvierte er den gestalterischen Vorkurs in Aarau, um anschliessend die gestalterische Berufsmaturität zu erlangen. Bis 2010 lebte Roger Fähndrich in Olten. 2010 schloss er an der Hochschule der Künste in Bern mit dem Bachelor of Arts in "Fine Arts" ab. 2008 bis 2010 war er Mitorganisator der Jugendart in Olten. Seit 2008 hat er sowohl in Olten als auch in Bern wiederholt alleine und in Gruppen Videoinstallationen gezeigt.
Anlässlich der Jahresausstellung 2011 in Olten fiel Roger Fähndrich mit einer Installation auf, die auf sehr verspielte Art und Weise Alltagsrealität und Kunstwelt miteinander zu vermischen sucht. Gleichzeitig war eine Installation im Oltner Kulturlokal "Coq d’Or" zu sehen, die eigenes Material mit dem Material Dritter vermischte. Beide Installationen zeigen das künstlerische Potential und die Kreativität von Roger Fähndrich deutlich. Beide Arbeiten verweisen auch auf sein filmisches Langzeitprojekt, das er mit Hilfe des Preises umsetzen möchte. Sein Projekt "por la carretera" befasst sich mit Heimatverlust, Identität und seiner künstlerischen Verortung in unserer – seiner Meinung nach – desorientierten Welt. Sowohl das Risiko der Absicht dieses Filmprojektes als auch die intellektuelle und ästhetische Auseinandersetzung mit dem Jetzt versuchend neue, nicht ausgetretene Pfade zu begehen, wird gewürdigt.
Förderpreis MUSIK
Zviad Gamsachurdia (*1992), Violinist, Basel
aufgewachsen in und Bürger von Dornach
Der Geiger Zviad Gamsachurdia wurde 1992 – kurz nach der Flucht seiner Eltern aus Georgien – in Arlesheim geboren und wuchs in Dornach auf. Seinen ersten Violinunterricht bekam er an der Jugendmusikschule Dornach bei Christian Ginat. Später wechselte Zviad Gamsachurdia an die Musik-Akademie Basel, wo er mehrere Jahre Schüler von Emilie Haudenschild war. Zurzeit ist er Jungstudent an der Musikhochschule Karlsruhe bei Professor Josef Rissin und auch in der Studienvorbereitungsklasse in Basel.
Z. Gamsachurdia gab sein Debut als Solist mit dem Kammerorchester der JMS Dornach und tritt oft mit seinem Bruder Demetre als Klavierpartner in verschiedenen europäischen Städten auf. Nach einer Tournee in Georgien wurde er vom Fernsehen mit Konzertübertragungen und Portraitsendungen präsentiert. Zur Vertiefung seines Violinstudiums hat er Meisterkurse bei international renommierten Professoren belegt. Bei Wettbewerben hat der Geiger einige Preise errungen. Mit dem Förderpreis wird ihm ermöglicht, dass er seine Studien fortsetzen kann.
Förderpreis TANZ
Oleg Kaufmann (*1973), Tanzschaffender, Kriegstetten
Oleg Kaufmann wurde in Australien geboren und wuchs in Biberist, Recherswil und Kriegstetten auf. Während der Schulzeit war er Mitglied verschiedener Theatergruppen, stand auf der Bühne und wirkte hinter ihr organisatorisch mit. Nach der Matura an der Kantonsschule Solothurn studierte Kaufmann von 1994 bis 1996 Theater- und Medienwissenschaften an der Universität Bern. Zudem besuchte er an der "Bewegungsart" in Freiburg i Br. die Tanz- und Performanceausbildung. In den letzten Jahren besuchte er immer wieder Tanz-Workshops und Weiterbildungen. Seit 2005 ist Oleg Kaufmann als freischaffender Künstler tätig.
Der in den Bereichen Grafik, Film und Performance tätige Oleg Kaufmann hat grosses Entwicklungspotenzial. Er ist in der Region Solothurn präsent, tritt immer wieder mit Tanzprojekten auf und hat mit seinen künstlerischen Projekten bereits Impulse gesetzt. Mit seiner Vielseitigkeit wird Oleg Kaufmann das Kulturleben weiter befruchten.
Förderpreis MUSIK
Manuel Liniger (*1987), Rapper, Solothurn
Der Rapper Manuel Liniger alias "Manillio" lebt seit 1997 in Solothurn und arbeitet in einem 80-Prozent-Pensum als Polygraf in Basel. Seit 2004 hat er zwei Solo-Alben und -Mixtapes sowie vier Mixtapes als Mitglied der Formation "Eldorado FM" veröffentlicht. Dazu kommen Gastbeiträge bei anderen Künstlern; zu den prominentesten gehören die Schweizer Rap-Schwergewichte Stress und Greis. Seit Ende 2010 arbeitet "Manillio" am dritten Solo-Album. Dieses möchte er im Herbst 2012 veröffentlichen, um anschliessend bis Sommer 2013 zu touren.
Seit seinen ersten Gehversuchen 2004 hat der Solothurner Rapper "Manillio" konstant in sein künstlerisches Schaffen investiert – finanziell wie zeitlich. Er hat über die Jahre leidenschaftlich an seiner Karriere gearbeitet, sich in der Schweizer Szene einen Namen gemacht und eine beachtliche Fanbase aufgebaut. Musikalisch will er seine eigene Klangart noch stärker herausarbeiten und seinen Sound – Mundart-Rap mit Blues- und Rock-Elementen – klar definieren. Der Förderpreis für Musik hilft ihm, diesem Ziel mit der Produktion seines dritten Solo-Albums näher zu kommen.
Förderpreis KULTURAUSTAUSCH
Sandra Rupp Fischer (*1971), Chorleiterin, Attiswil
aufgewachsen in Matzendorf
Sandra Rupp Fischer wuchs in Matzendorf auf, bevor sie über die Region Olten im Jahr 1995 an ihren heutigen Wohnort Attiswil zog. Durch die Tätigkeit als Musiklehrerin und Chorleiterin fand Sandra Rupp Fischer den Weg in die Kulturvermittlung und engagiert sich für die Kultur im Kanton Solothurn. Nebst dem grossen Engagement im Kirchenmusikverband kann das Kirchenklangfest "cantars" 2011 als wichtiger Meilenstein ihres bisherigen Schaffens bezeichnet werden. 2009 baute sie zusammen mit ihrem Mann zudem ein eigenes Kleintheater "Alte Mühle Attiswil" an der Kantonsgrenze zum Kanton Solothurn auf.
In der Kulturarbeit engagiert sich Sandra Rupp Fischer nicht nur als Chorleiterin. Sie versteht es in ihren Projekten, verschiedene Gruppen überregional zu vernetzen und sie für den Gesang zu begeistern. Sie arbeitet mit allen Altersgruppen und in verschiedensten Musikbereichen. Als Leiterin des Kleintheaters in Attiswil bringt sie Kleinkunst in die ländliche Region und kann auf ein Stammpublikum aus unserem Kanton zählen. In ihren geplanten Projekten strebt sie eine noch weitere Vernetzung von Völkergruppen und Religionen an und nutzt den künstlerischen Ausdruck als gemeinsame Basis für eine kreative Auseinandersetzung. Das breite Kulturengagement hat die Jury beeindruckt.
Förderpreis BILDENDE KUNST
Yves Scherer (*1987), Bildender Künstler, Solothurn/Berlin
Yves Scherer (www.sokultur.ch) wurde 1987 in Bern geboren und wuchs in Gerlafingen auf. Nach der Matura an der Kantonsschule Solothurn absolvierte er an der Universität Luzern ein Studium der Kulturwissenschaft, in dessen Rahmen er 2009/10 ein Stipendium an der Freien Universität in Berlin erhielt. Nach einigen Ausstellungen, unter anderem an der Universität der Künste in Berlin, gründete und eröffnete Yves Scherer 2011 das Gemeinschaftsatelier und Projektraum "Cube 54" in Berlin-Neukölln. Yves Scherer wohnt und arbeitet als freischaffender Künstler in Solothurn und Berlin.
Die Materialexperimente von Yves Scherer verbinden scheinbar Natürliches wie Blumenerde, Topfpflanzen und Hasenfelle mit Alltagsgegenständen. Sie vermögen das kulturelle Selbstverständnis des Menschen in Frage zu stellen und die urmenschlichen Triebe mit gängigen Artefakten zu konfrontieren. Yves Scherers durch die Kulturwissenschaft geprägte künstlerische Herangehensweise überzeugte die Jury in ihrer Reflektiertheit und zeugt von ernsthafter Auseinandersetzung mit Fragen der Domestizierung von Pflanzen, Tieren und dem Menschen selbst.
Förderpreis BILDENDE KUNST
Alina Schmuziger (*1986), Olten und
Piera Sutter (*1985), Luzern (seit 1985 im Kanton Solothurn wohnhaft), Kunstschaffende
Alina Schmuziger (www.sokultur.ch) und Piera Sutter (www.sokultur.ch) haben beide 2007/08 den Vorkurs an der Schule für Gestaltung in Biel besucht und im Anschluss bis 2011 den Bachelor in Kunst und Vermittlung an der Hochschule Luzern absolviert. Neben der Diplomausstellung in Luzern zeigten sie Werke an der Jugendart in Olten 2011 und einzelne in Solothurn, Grenchen und Prag. Die in Olten geborene und ebendort aufgewachsene Alina Schmuziger sowie die in Büren an der Aare geborene und in Grenchen aufgewachsene Piera Sutter realisieren gemeinsam disziplinübergreifende Projekte und engagieren sich in der Kulturvermittlung.
In Alina Schmuzigers und Piera Sutters gemeinsamen Arbeiten stehen der Mensch als handelndes Individuum, aber auch der Mensch und seine Position in der Gemeinschaft im Zentrum. Die Jury beeindruckte das künstlerische Engagement der beiden, welches Menschen zum Reden bewegt, zum Zuhören anstiftet, zusammenfinden und teilhaben lässt. Beim gemeinsamen Skype-Kochen in geschlossenen Gruppen oder beim Dialog im öffentlichen Raum werden Geschichten gefunden und Ideen erzeugt, welche im künstlerischen Produkt ihren schönen Abschluss finden.
Förderpreis MUSIK
Simon Spiess (*1987), Saxofonist, Olten
Simon Spiess ist in Aarburg aufgewachsen, wohnt heute in Olten und ist fest in der Oltner Jazz-Szene verankert. Schon früh wusste er, dass er Musiker werden wollte, und bereitete sich nach der Bezirksschule ein Jahr lang bei seinem Vorbild Roland Philipp und bei Fritz Renold auf die Aufnahmeprüfung an die Musikhochschule Basel vor. Dort begann er mit 17 Jahren das Studium in der Abteilung Jazz. Mit seinen eigenen Bands, dem Simon-Spiess-Quartett und dem Simon-Spiess-Trio, hat der junge Saxophonist inzwischen drei CDs eingespielt.
Simon Spiess ist ein Jazzmusiker mit Leib und Seele, der zugleich mit einer grossen Sensibilität und Ernsthaftigkeit auf die Musik zugeht. Er bewegt sich mit Leichtigkeit, Neugier und Offenheit in verschiedenen Stilrichtungen, beweist in seinen Kompositionen grosse Eigenständigkeit, und will sich als neues Projekt auch der Big Band annähern. Immer wieder holt er sich Inspiration in anderen Kulturen und bei verschiedenen Musikern fast rund um den Erdball. Mit seiner hoch professionellen Art und mit seinem grossen Talent hat der junge Musiker schon viel erreicht und mit Sicherheit noch eine vielversprechende Zukunft vor sich.
Förderpreis FOTOGRAFIE
Manuel Stettler (*1985), Fotograf, Aeschi
Manuel Stettler (www.sokultur.ch) ist zwar in Schlieren geboren, wuchs aber in Aeschi im Wasseramt auf. Nach seiner Lehre als Polygraf arbeitete er als Polygraf und Gestalter in verschiedenen Werbeagenturen. Während dieser Zeit reifte sein Entschluss eine Ausbildung zum Fotografen anzugehen. Seit 2010 steht er in der Ausbildung zum Fotodesigner, eine Ausbildung, welche er an diversen Ausbildungsplätzen vervollständigen muss, weil es zwischenzeitlich die Fotografenlehre nicht mehr gibt.
Während seiner Ausbildung realisiert Manuel Stettler diverse künstlerische Projekte, in welchen er die Grenzen der Fotografie auslotet. Gleichzeitig fotografierte er im Auftrag des Solothurnischen Museumsverbunds. Bei seinen Arbeiten fallen dem Betrachter die Sorgfalt und die Wahl des Ausschnittes rasch auf. 2011 zeigte er seine Arbeit "Past Times", welche auf ein breites Echo stiess, an der Jahresausstellung in Olten. Manuel Stettler arbeitet an diversen Projekten, die seinen engen Bezug zum Kanton Solothurn zeigen. Eines davon hat schon fast eine enzyklopädische Bedeutung: Solothurn-Land und Leute.
Förderpreis BILDENDE KUNST
Sabrina Tiller (*1980), Communication Designerin, Biberist
Sabrina Tiller (www.sokultur.ch) ist in Greiz/Deutschland geboren und wuchs in Biberist auf, wo sie heute noch wohnt. Nach Besuch der Kantonsschule in Solothurn 1997 und des Lehrerseminars 2002 besuchte sie 2005/06 den gestalterischen Vorkurs an der Schule für Gestaltung in Biel. Nach Abschluss des Bachelors und Masters of Arts in Communication Design 2011 an der Hochschule der Künste in Bern arbeitet sie heute als Communication Designerin sowie als Dozentin an der Volkshochschule Solothurn und an der Zürcher Hochschule der Künste sowie als freischaffende Künstlerin.
Das Untersuchen künstlerischer Entstehungsprozesse nimmt eine zentrale Stellung in Sabrina Tillers Werk ein. Wie wirkt sich die Intuition auf die Anfertigung einer Zeichnung aus? Welche Komponenten spielen eine Rolle bei der Entwicklung surrealer Landschaften, Strukturen und Geflechte? Der forschende Blick der Künstlerin sowie die Akribie, mit der sie das Thema der Bildfindung am eigenen Schaffen verfolgt, überzeugten die Jury durch den beinahe wissenschaftlichen Anspruch, aber ebenso durch die kreative Offenheit der Herangehensweise.
Förderpreis THEATER
Maria Ursprung (*1985), Theaterschaffende, Hamburg
(bis 2009 im Kanton Solothurn wohnhaft)
Bereits während ihrer Schulzeit in Solothurn wirkte Maria Ursprung in Theater- und Musicalaufführungen mit – sowohl als Darstellerin wie auch als Gruppenleiterin oder Regiemitarbeiterin. In der Zeit Ihres Studiums der Theaterwissenschaften und der Germanistik an den Universitäten Bern und Berlin arbeitete sie weiter in Hospitanzen für Regie und Dramaturgie an Theatern in Zürich und Basel. Seit 2009 arbeitet Maria Ursprung als feste Regieassistentin am Thalia Theater Hamburg.
Maria Ursprung ist eine vielversprechende junge Theaterpersönlichkeit, die an staatlichen Häusern in der Dramaturgie und Regie Erfahrungen gesammelt und bereits eigene Projekt realisiert hat. Sie weist eine eigene Handschrift auf. Ein Förderpreis ermöglicht ihr, Eigenes zu kreieren und sich weiterzuentwickeln.